TU-Präsidentin Tanja Brühl ist Hochschulmanagerin des Jahres 2025
Interview zur Auszeichnung von DIE ZEIT und dem CHE Centrum
21.11.2025
Große Anerkennung für Tanja Brühl: Im Online-Interview spricht die Präsidentin der TU Darmstadt über ihre Auszeichnung als „Hochschulmanagerin des Jahres 2025“, ihr Verständnis von teamorientierter und reflektierter Führung sowie die strategische Entwicklung der Universität zwischen Sparzwang, Exzellenzstrategie und KI-Zukunft.
TU Darmstadt: Sie sind „Hochschulmanager:in des Jahres 2025“, ausgezeichnet vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Kooperation mit DIE ZEIT. Was bedeutet Ihnen diese Ehrung?
Tanja Brühl: Ich freue mich riesig. Die Auszeichnung zeigt, dass die Entwicklung der TU Darmstadt in allen Missionen, Forschung, Lehre und xchange, bundesweit wahrgenommen wird. Dass wir als Universität so gut dastehen, ist Ergebnis des überzeugten Zusammenwirkens aller Mitglieder unserer Universität. Dafür möchte ich allen Kolleg:innen und Studierenden herzlich danken!
Die Auszeichnung ist für mich daher auch eine Auszeichnung für unsere Arbeitsweise. Hochschulleitung gelingt, davon bin ich überzeugt, nur als Team. Das ist zunächst das diverse und dadurch so erfolgreiche Team des Präsidiums. Mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen, Erfahrungen und Arbeitsweisen übernehmen wir gemeinsam Verantwortung für die Leitung unserer Universität.
Das sind aber auch alle Kolleg:innen, die uns und die Entwicklung der TU Darmstadt durch ihre tägliche Arbeit in zentraler Verwaltung und zentralen Einrichtungen großartig unterstützen. Das sind alle Kolleg:innen in den Fachbereichen, die sich in Forschung, Lehre und xchange mit neuen Ideen einbringen und mit beeindruckendem Engagement unsere Universität gestalten.
Die Auszeichnung zeigt, dass die Entwicklung der TU Darmstadt in allen Missionen, Forschung, Lehre und xchange, bundesweit wahrgenommen wird.
Das CHE nimmt Inhalte und Formen strategischer Leitung in den Blick – Schwerpunktsetzungen bezüglich des Profils und der Strukturen von Hochschulen, die Gestaltung von Prozessen, aber auch Aspekte von Beziehungsmanagement. Wie skizzieren Sie Ihr Führungsverständnis?
Hochschulen sind Expert:innenorganisationen. Ich führe die TU Darmstadt daher lateral: Sowohl das Präsidiumsteam wie auch auf die Universität als Ganze. Ich lege großen Wert auf ein klares Führungsverständnis – von mir selbst wie auch von allen anderen Führungskräften. Ich kann dabei auf den Führungsleitlinien der TUDa aufbauen – Wertschätzung und Verantwortung sind ebenso zentrale Elemente wie die regelmäßige Reflexion des eigenen Handelns. Gelegenheiten zur Reflexion sind wesentlich für gute Führung.
Es ist mir daher wichtig, dass wir Anlässe zu Reflexion wie den Leadership Tag nutzen. Es ist mir wichtig, dass wir vielfältige Möglichkeits- und Diskursräume und Angebote für Vernetzung und Begegnung aller Mitglieder der Universität schaffen, damit Neues entstehen kann. Denn Veränderungen aufzunehmen und Weiterentwicklung aktiv zu gestalten sind für mich konstitutives Element von Universität und meines Anspruchs an mich als Präsidentin.
Die aktuelle politische Auseinandersetzung um den Hessischen Hochschulpakt zeigt beispielhaft, dass eine Uni-Leitung auch konfliktbehaftete Entscheidungen treffen muss. Wie lautet Ihre Maxime in dem Spannungsfeld von konsequentem Handeln und Akzeptanz?
Als Universität haben wir gemeinsam für einen Hochschulpakt gekämpft, der die Leistungen der Hochschulen für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes angemessen würdigt und eine auskömmliche Finanzierung in den kommenden Jahren sichert. Das Ergebnis sieht leider anders aus. Der Hochschulpakt sieht deutliche Budgetkürzungen für die Hochschulen vor. Nun gilt es, mit den von der Landesregierung gesetzten Rahmenbedingungen verantwortlich umzugehen. Wir müssen in allen Bereichen der Universität Einsparungen vornehmen. Neben Maßnahmen in Zentraler Verwaltung und Zentralen Einrichtungen und den Fachbereichen zählen dazu auch strukturelle Maßnahmen, die wir als Hochschulleitung initiieren.
Dabei haben wir stets die Institution TU Darmstadt in ihrer Gesamtheit im Blick – mit dem Ziel, unsere Universität in einer Situation unzureichender Finanzierung bestmöglich für die Zukunft aufzustellen. Die Einschnitte in bestehende Strukturen sind schmerzhaft. Sie werden nicht bei allen auf Verständnis stoßen – das müssen wir als Hochschulleitung aushalten. Es ist mir wichtig, dass wir schnellstmöglich Klarheit zu den anstehenden Veränderungen herstellen, um diese gut gestalten zu können. Wichtig ist mir auch, dass wir Informationen auf verschiedenen Kanälen und in verschiedenen Formaten teilen und immer wieder Angebote zum Gespräch machen.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz wird auch in Hochschulen immer selbstverständlicher. Auch darauf zielten die Auswahlkriterien der CHE. Wie ist die TU Darmstadt auf dem Feld der KI-Forschung und im Hinblick auf einen verantwortungsvollen und innovativen Einsatz von KI positioniert?
An der TU Darmstadt gibt es ein starkes und sich dynamisch entwickelndes Ökosystem rund um Forschung an und mit Künstlicher Intelligenz. International ausgewiesene Kolleg:innen befördern unsere große Stärke in diesem Themenfeld und bringen sehr engagiert ihre Expertise in einer stetig größer werdenden Zahl an Projekten und Initiativen ein. Leuchttürme sind beispielsweise unser gemeinsames hessisches Zentrum für Künstliche Intelligenz, hessian.AI, oder der Standort des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) an unserer Universität. Aber auch unsere Beteiligung am Robotics Institute Germany oder die Graduiertenschule ELIZA sind Teil dieses lebendigen Netzwerks.
Ein Meilenstein in diesem Jahr war zweifellos unser Erfolg als TU Darmstadt in der Exzellenzstrategie. Wir konnten mit RAI und TAM zwei neue Exzellenzcluster in der KI und der von uns so verstandenen Zwillingsdisziplin der Kognitionswissenschaften einwerben. Wie KI vernünftiger werden kann – mit Blick auf die Gestaltung von Modellen oder die verantwortungsvolle Interaktion mit der Gesellschaft – steht hier im Fokus.
Wichtig ist mir aber auch, dass wir neben exzellenter KI-Forschung auch in unseren weiteren Kernmissionen, in der Lehre und im xchange, den verantwortungsvollen und innovativen Einsatz von KI befördern. Dazu zählt, dass wir KI-Innovationen durch umfassende Unterstützungsstrukturen für Ausgründungen zu Lösungen mit wirtschaftlichem und sozialem Impact im Alltag machen. Dazu zählt, dass wir durch geeignete Wissenschaftskommunikation zu KI-Forschung ins Gespräch kommen und Vorbehalte abbauen. Schließlich sind KI-Tools für mich selbstverständlicher Teil der Interaktion von Lernenden und Lehrenden. In unseren Grundsätzen für Studium und Lehre haben wir die hervorragende fachliche Qualifikation auf dem neusten Stand der Wissenschaft festgeschrieben – KI gehört essentiell dazu. Der reflektierte und verantwortungsbewusste Umgang mit KI ist eine wesentliche Zukunftskompetenz.
Worauf liegt der Fokus der „Hochschulmanagerin des Jahres“ für die TU Darmstadt im Jahr 2026?
Wir werden den Veränderungsprozess für unsere Universität in Folge des Hessischen Hochschulpakts weiter bestmöglich ausgestalten. Im Verbund der Rhein-Main-Universitäten haben wir einen Antrag auf Förderung als Exzellenzuniversitätsverbund eingereicht. Im April wollen wir die Gutachtenden bei der Vor-Ort-Begehung von unserer Vision als RMU, die wir mit EXCITE zusammengefasst haben, überzeugen – und hoffen auf gute Nachrichten zur Entscheidung im Oktober. Kommen Sie gerne alle zur öffentlichen Vorstellung von RMU-EXCITE am 15. April um 8 Uhr nach Frankfurt.
Ich freue mich 2026 aber vor allem darauf, im Zusammenwirken mit allen Mitgliedern der TU Darmstadt unsere Vision und Mission als europäische Technische Universität weiter mit Leben zu füllen. Ich bin überzeugt: Gemeinsam können wir einen Unterschied für die Welt von heute und jene von übermorgen machen.
Die Fragen stellte Jörg Feuck.