Mehrere Eisen im Feuer – Metalle als dezentrale Wasserstoffspeicher
Der E+E Diskurs im Lichtenberg-Haus vom 12. November 2024
18.11.2024
In der Podiumsdiskussion hat sich das E+E Profilthema Carbon-Neutral Circles (CNC) im Lichtenberg-Haus mit Fragen zur zukünftigen Energieversorgung mit Wasserstoff sowie den bestehenden Hürden für eine flächendeckende Wasserstoff-Wirtschaft in Deutschland beschäftigt. Die Impulsvorträge behandelten innovative Forschungsansätze zum Thema Aluminium als Energiespeicher.
Diversifizierung als Voraussetzung einer gelingenden Energiewende
Wasserstoff wird als vielseitiger Energieträger und zentraler Baustein für die Energiewende gesehen. Doch vom Labor in die flächendeckende Anwendung ist es ein langer und komplexer Weg.
Bei diesem E+E Diskurs ging es um die Dekarbonisierung unseres Energiesystems vor dem Hintergrund der vielen Herausforderungen einer flächendeckenden Wasserstoff-Wirtschaft. Im Zentrum der Diskussion standen die technischen und infrastrukturellen Möglichkeiten zur Bereitstellung und Versorgung.
Trotz Herbstwetter war das Lichtenberg-Haus bis auf den letzten Platz gefüllt und die 2-stündige Veranstaltung verging wie im Flug. Das zeigt, das große Interesse am Thema Wasserstoff und an innovativen Ideen für die Energiewende. Aber auch den Bedarf am gemeinsamen Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Es braucht Dialog und Austausch – Energiewende geht nur gemeinsam
Das Grußwort sprach die Präsidentin der TU Darmstadt, Professorin Tanja Brühl und verwies in Ihrer Ansprache auf die Bedeutung der Forschung im Bereich Energie und Umwelt. Sie betonte, dass innovative Technologien und Lösungsansätze nur dann zielgerichtet eingesetzt werden können, wenn das Wissen in die Praxis transferiert werden kann. Umgekehrt ist es genauso erforderlich, Bedarfe der Industrie und Praxis zu kennen, um maßgeschneiderte Lösungen zu erforschen und zu entwickeln. Dafür ist der Austausch untereinander entscheidend. Wissen muss aber auch in die Gesellschaft hinein getragen werden, um eine breite Akzeptanz für technische und politische Veränderungen zu erhalten.
Der E+E Diskurs vom Forschungsfeld Energy + Environment bietet deshalb schon zum 7. Mal eine Bühne für innovative Ideen und eine Plattform für den Dialog. Und den braucht es dringender denn je, um gute Antworten auf die drängenden Fragen von Morgen und vor allem Übermorgen zu finden.
Aluminium als Energieträger zum Transport von Wasserstoff
Zunächst gab Prof. Dr.-Ing. Christian Hasse (Koordinator CNC, TU Darmstadt) spannende Einblicke in die Forschung zu Metallen als CO2-freie Energieträger. Er zeigte, dass sich Aluminium aufgrund seiner chemischen Eigenschaften und hohen Energiedichte hervorragend dafür eignet, erneuerbare Energie zu speichern und zu transportieren. Das Beste daran: bei der Ausspeicherung der Energie in Reaktion mit Wasserdampf entsteht zusätzlich Wasserstoff, der dezentral genau dort genutzt werden kann, wo eine Versorgung über lokale Verteilnetze nicht möglich ist. Damit könnte die vorhandene Wasserstoff-Infrastruktur sinnvoll ergänzt werden.
Aluminium zur Wärmeversorgung im Winter
Wie wir überschüssige Energie aus Photovoltaik vom Sommer in den Winter transferieren, ist eine der großen Fragen der Energiewende. Dr. Michel Haller (OST – Ostschweizer Fachhochschule) liefert in seinem Vortrag eine mögliche Antwort: er erläutert wie mithilfe eines geschlossenen Aluminium-Kreislaufs erneuerbare Energie im Sommer gespeichert und dann im Winter zur Versorgung von Gebäude(komplexen) mit Strom und Wärme genutzt werden kann.
In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden mit den beiden Referenten sowie Sabine Augustin (OGE GmbH) und Dr. Kerstin Schierle-Arndt (BASF SE) die Voraussetzungen für ein bezahlbares, aber vor allem gesichertes und stabiles Energiesystem auf Basis von Wasserstoff diskutiert. Dabei wurde schnell deutlich, dass eine erfolgreiche Energiewende auf der Diversifizierung von Energieträgern und einem gezielten Einsatz von Wasserstoff aufbauen muss. Gleichzeitig ist die enge Zusammenarbeit von Forschung und Praxis essentiell, damit geeignete Technologien den Weg in den industriellen Alltag und in die Gesellschaft finden.
"Wir dürfen beim Thema Energiewende nicht nur auf ein einziges Pferd setzen!"
Prof. Dr.-Ing. Christian Hasse
Die angeregte Diskussion, auch mit unserem Publikum hat gezeigt, wie vielversprechend das Thema „Metalle als CO2-freie Energieträger“ ist. Es wurde deutlich, dass wir die Fehler aus der Vergangenheit nicht wiederholen dürfen, indem wir das Energiesystem auf eine einzige Technologie ausrichten. Wir müssen bei den Energieträgern diversifizieren und unterschiedliche Lösungen für die verschiedenen Bedarfe entwickeln und umsetzen.
Metalle wie Eisen und Aluminium bieten hier beste Voraussetzungen, finden aber in der öffentlichen Debatte bisher noch zu wenig Beachtung. Um diese Technologie auch breiter in die Anwendung zu bringen, bedarf es zusätzlich gezielter Fördersysteme und Kooperationen. Entscheidend dafür, ist die grundsätzliche Offenheit, in neue Technologien zu investieren und alternative Lösungsansätze zuzulassen.
Hierin zeigt sich, dass der gemeinsame Austausch für das Gelingen der Energiewende essentiell und der Bedarf an Information und Dialog nach wie vor sehr groß ist (und auch bleiben wird).
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an unsere Gäste sowie an unser Publikum für den wertvollen Input und diese gelungene Veranstaltung.
Durch diesen inspirierenden Abend führte das fachkundige E+E Sprecherteam: Prof. Dr.-Ing. Peter Stephan und Prof. Dr.-Ing. Peter Pelz.
Der E+E Diskurs im Lichtenberg-Haus
Der E+E Diskurs dient dem offenen, kritischen und fundierten Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis. Es werden Lessons-Learned geteilt, Methoden und Technologien kritisch diskutiert und der Mensch in den Mittelpunkt der Diskussion gestellt.