Abenteuer Vietnam

Was TU-Studierende von ihrem Auslandssemester erwarten

10.10.2022 von

Seit September verbringen 45 SUD-Studierende der TU Darmstadt sowie elf der Vietnamese-German University (VGU) erstmals ein Semester an der VGU nahe Ho-Chi-Minh-Stadt. Nach zwei Jahren Pandemie ist das gemeinsame Masterstudium dort endlich in Präsenz möglich – noch dazu auf dem neuen Campus, der im November eingeweiht wird. Unter den TU-Studierenden machten sich vorab Vorfreude und ein wenig Nervosität breit. Um ihre Fragen zu beantworten und die südostasiatische Universität vorzustellen, reiste der VGU-Präsident eigens aus Vietnam an.

Professor Tomas Benz informiert an der TU über die VGU.

Kopenhagen oder Darmstadt? Diese zwei Städte standen für Niki Buggenhout zur Auswahl, als sie sich für einen Masterstudiengang zur nachhaltigen Stadtentwicklung entscheiden musste. Warum Dänemarks quirlige Metropole dabei das Nachsehen hatte? Die Antwort gibt die junge Belgierin ohne Zögern: „Das Semester in Vietnam, das war ein Benefit, den ich sehr spannend fand.“ Der gemeinsame Studiengang der TU mit der VGU gab daher für sie den Ausschlag. Seit dem Wintersemester ist die Belgierin, die ihren Bachelor in Bioscience Engineering machte, nun in Darmstadt eingeschrieben. Und auch jenseits des reizvollen Auslandssemesters passt für die 22-Jährige an der TU alles perfekt. Buggenhout ist Schwimmerin, trainiert für den DSW Darmstadt sogar im Triathlon-Bundesligateam.

Niki Buggenhout,
Masterstudentin SUD

Das Semester in Vietnam, das war ein Benefit, den ich sehr spannend fand.

Bild: Klaus Mai

Kurz vor der Sommerpause sitzt Niki Buggenhout mit anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen des Studiengangs Sustainable Urban Development im großen Chemie-Vorlesungssaal auf dem Campus Lichtwiese. Professor Tomas Benz, der deutsche Präsident der VGU, ist aus Ho-Chi-Minh-Stadt angereist, um persönlich Fragen der Darmstädter Joint-Degree-Studierenden zu beantworten. „Wir warten sehr auf Ihr Kommen“, erzählt er. Zwei Jahre harten Corona-Lockdowns liegen hinter Benz und dem dortigen Unibetrieb. Die Wohnungen durften zeitweise nicht verlassen werden, das Essen wurde vom Militär verteilt. Nach monatelangem Online-Betrieb kehrt das Leben zurück auf den Campus.

2008 wurde die Vietnamese-German University vom Land Hessen und der vietnamesischen Regierung als Joint Venture gegründet. Rund 200 Millionen Euro wurden in einen neuen Campus rund 45 Kilometer außerhalb der vietnamesischen Hauptstadt investiert – für Vorlesungssäle, eine Bibliothek, Labore, Forschungsräume, Mensa, Sportanlagen, Studierendenclubs und -wohnheime. Im November soll die offizielle Einweihung sein. Rund 2000 junge Menschen studieren in 14 Studiengängen an der VGU. Es gibt sieben gemeinsame Studiengänge mit deutschen Hochschulen, neben Darmstadt etwa auch mit der Frankfurter University of Applied Sciences und der Goethe-Universität.

Professor Tomas Benz,
deutscher Präsident der VGU

Wir sind eine kleine Universität, aber wir haben viel zu bieten.

Bild: Klaus Mai

„Wir sind eine kleine Universität, aber wir haben viel zu bieten“, betont Professor Benz. Es seien große Anstrengungen unternommen worden, um das Niveau anzuheben. Dabei habe man sich bei vielem an der autonomen TU Darmstadt orientiert. Auch bei der Forschung. So unterhält die VGU mit der TU und dem zweiten gemeinsamen Studiengang Water Technology, Water Reuse and Water Management etwa ein Forschungsprojekt, bei dem es um die Detektion von Coronaviren im Abwasser geht.

Victoria Pasternak,
Masterstudentin SUD

Es wird spannend sein zu sehen, wie in Vietnam alles funktioniert.

Bild: Klaus Mai

Victoria Pasternak wird das erste Mal in Südostasien sein. „Ich bin ziemlich aufgeregt“, gibt sie zu. Das SUD-Studium ist für die 25-Jährige bereits der zweite Masterstudiengang. Den ersten hat sie in Umweltingenieurwissenschaften gemacht. Klimaanpassung im Stadtquartier war ein Schwerpunkt. „Ich wollte mehr darüber wissen, lernen wie man das umsetzt“, sagt sie. Deshalb bewarb sie sich für den Joint-Degree-Masterstudiengang.

Eine neue Kultur, ein neues Land kennenzulernen reizt sie: „Es wird spannend sein zu sehen, wie dort alles funktioniert.“ Das Semester in Vietnam ist für sie ein Abenteuer, „aber eins, wo man ein wenig an die Hand genommen wird“. Das findet Pasternak gut. „Mit Rucksack allein nach Südostasien würde ich mich nicht trauen.“ Hier jedoch kennt sie bereits die Kommilitoninnen und Kommilitonen. „Das ist beruhigend“, findet sie.

Neue Erfahrungen warten

Extra aus Indien ist Mihir Bedekar für den SUD-Studiengang an die TU gekommen. Im Internet ist der 32-Jährige auf das Programm aufmerksam geworden. In Indien arbeitete er bereits seit sieben Jahren als Architekt, aber er wollte etwas Neues lernen, vor allem zum Thema nachhaltige Stadtentwicklung. So viele Studiengänge finden sich dazu noch nicht. „Die TU ist renommiert, die Lehrqualität gut“, sagt er. Die Möglichkeit, in Deutschland und Vietnam zu studieren, sei einmalig. Ihm gefällt es mittlerweile so gut, dass er nun auch seinen Doktor in Deutschland machen will.

Auch Bhavana Muttyal stammt aus Indien und kam eigens für den Joint-Degree-Masterstudiengang nach Darmstadt. „Ich war schon sehr nervös“, sagt sie mit einem Lachen. Die junge Studentin hat in Indien ihren Bachelor ebenfalls in Architektur gemacht und danach zwei Jahre in einem Architekturbüro gearbeitet. Doch für sie ist derzeit alles neu: Deutschland und Vietnam. „Ich habe das erste Mal in einem Flugzeug gesessen, und bin das erste Mal außerhalb Indiens“, erzählt sie.

Mit dem Studienprogramm ist Muttyal sehr zufrieden. Die 24-Jährige lobt die Infrastruktur der TU und die Unterstützung, die sie erfährt: „Alles ist gut für uns organisiert.“ Jetzt freut sie sich auf das Semester an der VGU und weitere neue Erfahrungen, die auf sie warten. Schon die Städte in Indien und Deutschland seien komplett anders, berichtet die junge Frau, die aus der Nähe von Mumbai stammt. Seit September kommt nun der Vergleich mit Südostasien dazu.

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