Lobbyistin für Barrierefreiheit

Sabine Hopp, wissenschaftliche Leiterin des Projekts Handicap, im Porträt

02.04.2014 von

Für Studierende und Gastdozenten mit Beeinträchtigungen ist Sabine Hopp ein Begriff. Die Leiterin des Projekts Handicap ist an der TU Darmstadt erste Ansprechpartnerin für alle, die entsprechende Hilfe brauchen. Damit ergänzt sie die Angebote der Sozialberatung des Studentenwerks und des für die Festangestellten zuständigen Schwerbehindertenbeauftragten.

Dr. Sabine Hopp, Leiterin des Projekt Handicaps. Bild: Sandra Junker

Sabine Hopp weiß, wovon sie redet: Sie ist seit frühester Kindheit ertaubt und kennt die Schwierigkeiten, mit denen Menschen mit Handicap zu kämpfen haben. Ihr Architekturstudium sowie ihre Arbeit in deutschen und schweizerischen Normen-Verbänden prädestinieren sie für das Projekt Handicap . 2007 rief sie das Projekt gemeinsam mit der Hochschulleitung der TU Darmstadt ins Leben; seit 2008 ist sie wissenschaftliche Leiterin des Projekts mit der offiziellen Bezeichnung Stabs- und Koordinierungsstelle Barrierefreiheit an der TU Darmstadt.

Zu ihr kommen Menschen mit chronischen und temporären Beeinträchtigungen. Zurzeit betreut Sabine Hopp rund 90 Studierende und 22 nicht fest angestellte Dozenten, wie etwa Körper- und Sinnesbeeinträchtige sowie Unfallbetroffene. Sie unterstützt auch Personen mit eingeschränkter Mobilität – wie Mütter und Väter mit Kinderwagen oder Handwerker und Lieferanten, die große, schwere Lasten bewältigen müssen.

Gut zugängliche Gebäude

Hopp ist die zentrale Anlaufstelle für alle Fragen rund ums Studium. Sie spricht die in der TU Darmstadt zuständigen Personen und klärt mit ihnen die Probleme der Betroffenen. Damit will sie vermeiden, dass Studierende mit Handicap lange und umständliche Wege nehmen müssen.

Als Architektin und Stadtplanerin gehören Baumaßnahmen, wie die Zugänglichkeit und die Nutzung von Gebäuden, zu ihren Kernaufgaben – Rampen, Geländer, Automatiktüren, technische Komponenten für Höreingeschränkte in zentralen Hörsälen sowie angemessene sanitäre Einrichtungen. Als Architektin kümmert sie sich zugleich um alle Neu- und Umbauten.

Für Hörgeschädigte werden visuelle Leitsysteme, Induktionsschleifen bzw. mobile Mikroport-Anlagen sowie visuelle Anzeigen von Feueralarmen installiert. Seheingeschränkte benötigen unter anderem eine taktile Unterstützung der Leitsysteme und Fahrstuhlanzeigen. Diabetiker, aber auch Autisten sind auf Rückzugsbereiche und Ruhezonen angewiesen, um sich etwa Medikamente zu spritzen.

Auch Studierende, die aufgrund ihrer Beeinträchtigungen das Studium oder Prüfungen nicht in der dafür vorgesehenen Zeit bewältigen können, finden bei Hopp Unterstützung. Sie klärt mit Studienbüros und Dekanaten ab, ob und wie Studienbedingungen angepasst werden können.

Gute Leitsysteme

Und für alle, auch für ausländische Gäste, fordert sie eine logische Erschließung der Universität mit selbsterklärenden Leitsystemen und eindeutigen Logos. Räume sollten mittels guter Leitsysteme und eindeutiger Nummerierung für alle Studierenden und Besucher leicht zu finden sein.

Doch neben ihrer Arbeit im Projekt Handicap liegen Hopp weitere Projekte am Herzen. Schon während ihres Architekturstudiums an der TH Darmstadt hat sich Sabine Hopp mit Fragen zur Barrierefreiheit beschäftigt. Sie kooperiert seit Mitte der 1990er Jahre mit dem Bundesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen und mit dem Deutschen Institut für Normung in Berlin im Bereich Norm für behindertengerechtes Bauen. Während ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Architektur und Fachbereich Bauingenieurwesen der TU Darmstadt arbeitete sie mit der Schweizer Normen-Vereinigung und dem Schweizer Ingenieur- und Architektenverein (SIA) sowie der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen zusammen und wirkte bei der Überarbeitung der SIA-Norm für »Hindernisfreies Bauen« mit. Die Kooperation dauert bis heute an.

Engagiert in der Lehre

Seit 2006 unterrichtet Sabine Hopp auch als Dozentin im Bereich barrierefreies Bauen an der Fachhochschule Koblenz. Für eine gemeinsame Lehrveranstaltung mit Professorin Eva von Mackensen wurde sie im Jahr 2008 mit dem mit 50.000 Euro dotierten Hochschulpreis für Barrierefreiheit des Aufzugherstellers Schindler ausgezeichnet. Zugleich erhielten die von Hopp und von Mackensen betreuten Studenten Nils Krieger und Thorsten Stelter für ihr Projekt »Triangle« den ersten Preis des Schindler Awards in der Kategorie Studierende.

Im Wintersemester 2013/2014 und im Sommersemester 2014 leitet sie als Gastprofessorin an der ETH Zürich in Kooperation mit der Schweizerischen Fachstelle für behindertengerechtes Bauen zwei Blockseminare zum Thema »Access for All« im Kontext mit technischem Ausbau.