„Das Studium an der TU ist jetzt eine Option für mich“

Jugend forscht-Preisträger entwickelt 3-D-Scanner

01.08.2016 von

Julian Kulenkampff, Preisträger bei Jugend forscht, macht ein Praktikum am Institut für Druckmaschinen und Druckverfahren.

Julian Kulenkampff (mi.) mit seinen beiden Betreuern Vinzenz Nienhaus (li.) und Felipe Fernandes (re.). Bild: Paul Glogowski
Julian Kulenkampff (mi.) mit seinen beiden Betreuern Vinzenz Nienhaus (li.) und Felipe Fernandes (re.). Bild: Paul Glogowski

Die Umsetzung ist bestechend einfach und originell: Eine alte Garnrolle der Mutter dient als Spule, auf der sich der feine Draht auf- und abrollt, der den hölzernen Hebelarm für die Webkamera bewegt. Die Software für die kleine Steuerungseinheit daneben hat Julian Kulenkampff selbst programmiert. Eine Laminierfolie schützt die Elektronik vor Berührungen und Feuchtigkeit und dahinter thront eine einfache Dreier-Steckdose für die Stromzufuhr – fertig ist der selbstgebaute 3-D-Scanner. Kosten: 35 Euro.

Der Lohn: 1. Platz im Regionalwettbewerb Jugend forscht, 2. Platz bei der Landesauswahl, eine Auszeichnung für die beste schöpferische Arbeit – und ein Praktikum am Institut für Druckmaschinen und Druckverfahren des Fachbereichs Maschinenbau an der TU Darmstadt.

Stolz präsentiert der Oberstufenschüler der Gießener Gesamtschule Ost seinen vielfach prämierten Eigenbau, den er nach fast zwei Wochen an der Technischen Universität mit Unterstützung von Felipe Fernandes und Vinzenz Nienhaus in eine Hightech Version mit Metallarm umgerüstet hat. Jetzt kann sich der Scanner auch drehen und nicht mehr nur eindimensional agieren.

Leistungskurse in Physik und Informatik

Die Puppe ist deutlich zu erkennen: das Ergebnis des 3-D-Scanners Marke Eigenbau. Bild: Julian Kulenkampff
Die Puppe ist deutlich zu erkennen: das Ergebnis des 3-D-Scanners Marke Eigenbau. Bild: Julian Kulenkampff

Die Doktoranden Fernandes und Nienhaus sind wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachbereich Maschinenbau und Julian Kulenkampff ist ihr erster Praktikant am Institut. Der 19jährige Schüler ist begeistert: „Das Praktikum gefällt mir gut, ich darf frei arbeiten und kreativ sein.“ Es ist nicht seine erste Zeit außerhalb der Schule, zuvor hat Julian schon Praktika etwa in einem Unternehmen für Messtechnik gemacht.

„Die TU Darmstadt kannte ich vorher nicht, hatte sie auch nicht auf dem Schirm, aber jetzt ist ein Studium hier eine Option für mich“, sagt der Gießener, der sich für seine Praktikumszeit in der Jugendherberge in Darmstadt einquartiert hat. Julian hat in der Schule Physik und Informatik-Leistungskurse belegt, vorstellen könnte er sich anschließend ein Maschinenbaustudium.

Seine Betreuer Felipe Fernandes und Vinzenz Nienhaus loben Julian Kulenkampffs selbstständiges Arbeiten – „durchaus auf studentischem Niveau“, wie sie sagen. Die wissenschaftlichen Schwerpunkte des Institutes liegen bei gedruckter Elektronik, Farbwissenschaften sowie Automatisierung und Messtechnik. Im klimatisierten Neotechnikum in der Magdalenenstraße stehen Laser und 3-D-Drucker, mit denen sich unter anderem eine Vielzahl funktionaler Bauteile aus Kunststoff drucken lassen.

Wo liegt das Limit?

„Ein Schwerpunkt ist jedoch auch die Kamera-Messtechnik und hier ergibt sich eine Verbindung zu Julians Arbeit“, erklärt Felipe Fernandes. 3-D-Scanner können reale Objekte oder Modelle vermessen, entscheidend ist dabei die Genauigkeit der Messung. Doch wo liegt das Limit? Für Julians Scanner haben er und seine Betreuer sich daher eine besondere Messanordnung überlegt. Aus verschiedenen Distanzen soll nun eine Wand vermessen werden, Ungenauigkeiten oder Fehler analysiert und eliminiert werden – die klassischen Aufgaben eines Messtechnikers, sagt Nienhaus.

Laufen die Messungen gut und stimmen die Ergebnisse, will Julian die Bauanleitung für seinen selbstentwickelten 3-D-Scanner ins Internet stellen. Damit andere ihn nachbauen können. Die Idee zu seinem preisgekrönten Eigenbau hatte er übrigens, als er krank im Bett lag.