Vom Glück im Norden
Auslandssemester an einer schwedischen Uni
20.07.2017 von Ursula Ziegler
Was erwartet Studierende bei einem Auslandssemester im schwedischen Karlstad? Campusreporterin Ursula Ziegler war dort und berichtet im „Wochen-Summary“.
Ich bin Master-Studentin an der TU Darmstadt – und habe die vielseitigen Kooperationen mit Universitäten aus aller Welt genutzt und schätzen gelernt: Ein Auslandsaufenthalt an der Warsaw School of Economics in Polen weckte mein Interesse an weiteren internationalen Erfahrungen. So verbrachte ich ein abwechslungsreiches und tolles Auslandssemester an der Karlstad University in Schweden. Meine Erlebnisse als „Wochen-Summary“.
Montag
Wir Austauschstudierende treffen uns morgens in der Bibliothek, um verpflichtende Modulleistungen zu erbringen. Nach mehreren Stunden am Schreibtisch ist eine Kaffeepause fällig! Nach einer weiteren Lerneinheit knurrt der Magen. Mensen in Skandinavien bieten oft unterschiedliche Menüs inklusive Salat, Getränk sowie Kaffee an.
Die Stärkung kommt gerade recht. Nachmittags kann ich unter anderem meine Thesenpapiere von akademischen Mitarbeitern gegenlesen lassen. Bei Fragen helfen mir die Universitätsangestellten stets freundlich und zuverlässig weiter. Die Sporthalle der Karlstad Universität liegt direkt neben dem Hauptgebäude der Universität. So lasse ich im Sportkurs Powerdance den Montag sportlich ausklingen.
Dienstag
Morgens Schwedisch-Kurs an der Universität, um meine Sprachkenntnisse zu vertiefen. Das ist sehr hilfreich, da ich viel mit meiner schwedischen Mitbewohnerin unternehme. Meine Ausdrucksweise macht Fortschritte – unter anderem beim Einkaufen. Nach dem Sprachkurs folgt die Vorlesung.
Dann steht der Sportkurs Powerstep auf dem Programm, bei dem ich viele Austauschstudierende treffe. Bei diesem Fitnesstraining erlernen wir neue Tanzschritte. Abends versammeln wir uns zum internationalen Dinner mit Mitbewohnern. Da wir aus verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten kommen, lernen wir viel voneinander über Essensgewohnheiten, Kochrezepte und was uns überhaupt im Leben bewegt.
Mittwoch
Heute werde ich frühmorgens von der Sportfisch-Akademie Forshoga abgeholt, um Eisfischen zu gehen. Dazu bohrt man ein Loch mit etwa 20 Zentimeter Durchmesser in das Eis eines Sees und angelt mit einer etwa 20 Zentimeter langen Rute. Hier ist Geduld gefragt!
Meine Skepsis gegenüber dem Angelsport legt sich (ein wenig), als ich mit großer Freude einen 2,5 Kilogramm schweren Fisch fange. Nach einem gemütlichen Mittagessen am Lagerfeuer geht es zurück zur Universitätsbibliothek. Im Vergleich zu deutschen Universitäten werden in Skandinavien mehr Prüfungsleistungen während des Semesters verlangt.
So bearbeite ich fast wöchentlich eine Fragestellung in Form eines fünfseitigen Aufsatzes. Manchmal verursacht diese Prüfungsform Nachtschichten, da wir Austauschstudierende viel auf Achse sind – und unter anderem nach Russland, Estland, Norwegen sowie Finnland verreisen.
Donnerstag
Der Vormittag beginnt gemütlich. Meine Mitbewohner und ich lassen es uns gut gehen bei einem ausgiebigen Brunch. Schwedische Universitäten fördern den interkulturellen Austausch und organisieren Dinner mit internationalen Essensangeboten. Anschließend ruft die Pflicht und ich verfasse meine Essays. Mir gefällt diese Prüfungsform gut, da ich so wöchentlich mehrere Stunden in ein bestimmtes Themengebiet investiere.
Für mich verteilt sich so die Arbeitsbelastung auf das gesamte Semester. Ich strukturiere meine Woche genau, um jeweils rechtzeitig die Abhandlung einzureichen. Am Nachmittag besuche ich Lehrveranstaltungen. Und das kennt ihr schon: Anschließend Zirkeltraining – 12 Stationen mit unterschiedlichen Sportübungen erwarten mich. Finish in einem Nachtclub in Karlstad, in dem sich zahlreiche Austauschstudierende treffen.
Freitag
Verabredung mit Studierenden in der Bibliothek. Wir lernen gemeinsam, unterstützen uns gegenseitig und verbringen die Pausen zusammen. Gegen 12 Uhr treffen sich viele Mitarbeiter sowie schwedische und internationale Studierende in einem Gebäude der Karlstad Universität zum „Freitag Sandwich“. Ich probiere die selbstgebackenen Brote mit Brotaufstrichen. Nach der Mittagspause geht es weiter zu UNO, einem Jugendhaus im Zentrum Karlstads. Hier nutze ich zahlreiche Angebote wie etwa Tanzkurse und Workshops. In Schweden begeistern mich die zahlreichen kulturellen Angebote. Nach solch einem Workshop freue ich mich auf eine schwedische Fika – das gemeinsame Kaffeetrinken.
Samstag
Am Samstag nutze ich die vorlesungsfreie Zeit, um joggen zu gehen. Der See Alstern ist etwa 15 Minuten Fußweg von dem Studentenwohnheim in Karlstad entfernt. Dort sind wir häufig auf den vielen Wander- und Radwegen rund um den See herum unterwegs. Im Mai springen wir gelegentlich ins Wasser und verwandeln anschließend die Grillstelle in ein multinationales Schlemmerparadies. Mein Nudel- und Gurkensalat findet schnell Abnehmer. Ich hingegen verfalle spanischen Tortillas.
Sonntag
Die Karlstad Universität organisiert viele Veranstaltungen für Austauschstudierende und fördert sportliche sowie kulturelle Aktivitäten. Dementsprechend erhalten Studierende unter anderem Rabatte auf Reisen und in verschiedenen Einkaufsläden. So können wir kostenlos Schlittschuhe ausleihen und sausen Anfang des Jahres auf den zugefrorenen Seen in Karlstad herum.
Eine Reise ins nördliche Lappland Ende Februar verspricht Schlittenfahrten mit Huskys und Schneemobilen, Ausflüge zu dem Eishotel in Jukkasjärvi und einer Rentierfarm, eine Exkursion zu den Fjorden. Aufgepasst: Mentale Vorbereitung auf Eisbaden muss sein! Wir Austauschstudierenden baden in einem Loch, das im zugefrorenen See freigeschlagen wird, und entspannen in der Sauna.
Gesamturteil: Unbedingt empfehlenswert. Das Austauschsemester hat meine Sichtweise auf viele Dinge erweitert und ich habe meine interkulturellen Kompetenzen erweitert – unter anderem durch zahlreiche Aktivitäten in immer wieder neu zusammengesetzten Gruppen.