Der Mann, der Star Trek liebt und seine Neugier gerne teilt

Professor Markus Roth spricht bei hellwach! über die Physik von Star Trek

30.05.2018 von

Science Fiction hat schon immer versucht, auf Fragen, wie die Zukunft aussehen könnte, Antworten zu geben. Beim Wissenschaftstag hellwach! lädt Markus Roth, Professor für Kernphysik, dazu ein, gemeinsam nachzusehen, was hinter diesen Ideen steckt und was davon schon Realität wurde. Ein Vorab-Interview.

Professor Markus Roth. Bild: ptivat

Herr Professor Roth, beim Wissenschaftstag hellwach! der TU Darmstadt am 10. Juni werden Sie Kinder und Jugendliche auf eine Reise mitnehmen in die „Physik von Star Trek“. Auf was können sie sich einstellen?

Zum Beispiel auf Antworten auf verblüffende Fragen: Wie fliegen wir zu den Sternen? Welche Energie, welchen Antrieb brauchen wir? Und was erwartet uns da? Science Fiction hat immer schon versucht, nicht sprachlos zu bleiben bei Fragen vom Typ „Was wäre, wenn“? Gemeinsam wollen wir nachsehen, was hinter den Ideen steckt, was geht und was vielleicht eher doch ein Traum bleiben muss. Und dann ist noch die spannende Frage, was aus der Welt der Science Fiction inzwischen in unserem Leben angekommen ist und was bald kommen wird…

Man hört, Sie seien ein echter Trekkie…

Ich habe mal gelernt, dass alle Kinder als Naturforscher geboren werden, aber aus deren Gabe aus vielerlei Gründen zu wenig gemacht wird. Bei mir war das anders. Ich bin immer neugierig geblieben. Als Zehnjähriger habe ich Raumpatrouille Orion im Fernsehen geschaut und später war ich von Star Trek fasziniert. Besonders weil vieles so plausibel erschien. Trekkie bin ich geworden, als meine Frau mir ein Handbuch der NCC1701D Enterprise geschenkt hat und ich nachlesen konnte, wie viel Aufwand man allein dafür betrieben hat, die Ideen so realistisch wie möglich umzusetzen. Jahre später bin ich dann als Physik-Professor von den Studierenden gefragt worden, ob ich nicht eine Überraschungsvorlesung für die Erstsemester im Rahmen der Orientierungswoche halten kann. Also habe ich eine Vorlesung vorbereitet. Diese ist inzwischen so umfangreich, dass ich stundenlang erzählen könnte.

Das hat sich ziemlich schnell positiv herumgesprochen…

Ja, inzwischen werde ich immer wieder gebucht, sei es um MINT-Schüler beim Jahrestreffen in Berlin zu unterhalten oder am Rutherford Appleton Laboratory in England die Weihnachtsvorlesung des Space Departments zu halten. Die haben mich dafür extra eingeflogen! Aber am liebsten rede ich in Schulen, weil ich den Forschergeist der nächsten Generation wach halten möchte.

Und was forschen Sie?

Mein Team und ich betreiben experimentelle Grundlagenforschung. Unsere Felder sind Laser-Teilchen-Beschleunigung, die Laser-Plasma-Wechselwirkung, das Interagieren von Ionenstrahlen und Plasmen sowie das Erzeugen und Untersuchen von heißer, dichter Materie. Das hört sich zunächst sehr theoretisch und weit weg an. Aber die physikalischen Prozesse in solchen Plasmen sind bisher noch nicht völlig verstanden und wir suchen Antworten, um auf gesellschaftlich wirklich relevanten Feldern voranzukommen. Beispielsweise verspricht die Laser-Teilchen-Beschleunigung neuartige Ionenquellen für die nächste Generation von sehr kompakten Teilchenbeschleunigern, die eine deutlich verbesserte medizinische Tumorbehandlung ermöglicht. Für all dies benötigen wir Hochenergielaser, deren Technologien wir gleichzeitig auch weiterentwickeln und exakter ausrichten wollen.

Dazu sind Sie ja auch oft unterwegs…

Unsere Experimente führen wir regelmäßig sowohl im GSI-Helmholtzzentrum für Schwerionenforschung in Darmstadt als auch weltweit an verschiedenen Lasersystemen durch. Der Messplatz am GSI ist weltweit der einzige, an dem ein Hochenergielaser mit einem Ionenbeschleuniger kombiniert werden kann. Außerdem sind wir mit Experimenten an der Central Laser Facility des Rutherford Appleton Laboratory in Großbritannien, am TRIDENT Laser des Los Alamos National Laboratory und den Lasersystemen am Lawrence Livermore National Laboratory in den USA vertreten.

Die Physik von Star Trek bei hellwach!

10. Juni 2018, 14:30 Uhr, im Hörsaal im Historischen Maschinenhaus, Gebäude S1|05 Raum 122, Magdalenenstraße 12. Der Vortrag ist Teil des Kinder- und Jugendprogramms „aufgeweckt“ beim TU-Wissenschaftstag hellwach!. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.