Gezielte Hilfe für Krebspatienten

Meike Saul arbeitet an personalisierten Therapieansätzen

24.07.2018 von

Die Chemikerin Meike Saul erforscht die Rolle von MikroRNAs wie miRNA-574-5p bei Entzündungen und Krebserkrankungen. Die 34-Jährige will bessere und individuellere Krebstherapien ermöglichen.

Dr. Meike Saul. Bild: Katrin Binner

Meike Saul liebt die Veränderung. Ihr Studium an der TU Kaiserslautern begann sie in der Fachrichtung Wirtschaftschemie, wechselte dann jedoch in den Diplom-Studiengang Chemie und spezialisierte sich auf Life Sciences. An der Frankfurter Goethe-Universität machte sie ihren Doktor am Institut für Pharmazeutische Chemie und trat eine Postdoc-Stelle in Schweden am renommierten Stockholmer Karolinska Institut an. Doch schon während ihrer Zeit in Frankfurt hatte sie Kontakte nach Darmstadt geknüpft. Heute forscht sie am Fachbereich Biologie der TU und hier vor allem in der medizinischen Anwendung. „Ich wollte mich weiterentwickeln. Daher bin ich ganz gezielt in die Biologie gegangen“, sagt sie. Die gebürtige Lorscherin will Medikamente für verbesserte Schmerz- und individuelle Krebstherapien entwickeln.

„Entzündungen“, betont die Athene Young Investigator-Forscherin, „sind nicht nur die Reaktion des Körpers auf Verletzungen und Infektionen. Vielmehr spielen Entzündungsreaktionen eine wichtige Rolle in der Pathogenese verschiedener Krankheiten wie zum Beispiel Autoimmun- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch insbesondere bei Krebs.“ Meike Sauls Spezialgebiet sind MikroRNAs (miRNAs). Diese können über die Regulation von RNA – eine Art Abschrift der DNA – unter anderem das Tumorwachstum fördern.

„Lungenkrebs ist nicht gleich Lungenkrebs“

MiRNA-574-5p fördert etwa das Wachstum von Lungenkarzinomen. Saul und ihr Team erforschen, wie die RNA und damit auch das Protein der mikrosomalen Prostaglandin-E2-Synthase-1 (mPGES-1) von der miRNA-574-5p manipuliert wird. Prostaglandin E2 ist ein wichtiger Entzündungsmediator. Dabei arbeitet sie an einem neuen miRNA-Wirkmechanismus, der bisher noch wenig erforscht ist. Aber wie verbreitet ist diese neue miRNA-Funktion? Welche Bedeutung haben miRNAs in der Zell-Zell-Kommunikation und lässt sich miRNA-574-5p als Biomarker nutzen? Ergeben sich daraus vielleicht sogar personalisierte Therapieansätze für Patienten?

„Generell lässt sich sagen“, nennt Meike Saul ein Beispiel, „dass Lungenkrebs nicht gleich Lungenkrebs ist. Man kann individuelle Unterschiede der einzelnen Tumore beobachten“. Sie und ihr Team wollen mit Hilfe der miRNA-574-5p einen personalisierten Therapieansatz validieren. „Lungenkrebspatienten mit einem hohen Plasmalevel an miRNA-574-5p können effektiv mit speziellen Medikamenten behandelt werden, wohingegen diese bei Patienten mit einem niedrigen Plasmalevel die gewünschte Wirkung nicht erzielen würden. Diese Patienten sollten alternativ behandelt werden“, sagt sie.

Krebserkrankungen kennt die 34-Jährige aus der eigenen Familie. „Ich möchte mit meiner Forschung wenigstens ein bisschen helfen können“, sagt sie. Das Athene-Young-Investigator-Programm unterstützt sie dabei – auch weil es beispielsweise Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen fördert, die Familie und Forschung unter einen Hut bringen wollen. Meike Saul hat eine vierjährige Tochter. „Die TU ist sehr familienfreundlich“, lobt sie. Sie könne als Gruppenleiterin arbeiten, in der Lehre unterrichten und forschen. Im nächsten Jahr will sie ihr Habilitationsverfahren eröffnen. „Das-Athene-Young-Investigator-Programm ist ein Privileg“, findet sie.