In Asien vor Ort

Claudia Finner repräsentiert die TU Darmstadt in Tainan und Shanghai

18.10.2019

Claudia Finner ist die neue Leiterin der TU-Verbindungsbüros in Tainan und Shanghai. Im Interview erzählt sie von ihrem Karriereweg, den Besonderheiten Asiens und wie ihre Arbeit für die TU Darmstadt in Tainan und Shanghai aussieht.

Claudia Finner, Leiterin der TU-Verbindungsbüros in Tainan und Shanghai

Wie sind Sie an die TU Darmstadt gekommen? Wie war Ihr Karriereweg?

Ich bin erst Ende Juni aus Asien nach Deutschland zurückgekehrt, dort habe ich die letzten fünf Jahre das Informationszentrum des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in Singapur geleitet. Eigentlich wollte ich die nächsten Jahre in Deutschland verbringen, bis ich die Ausschreibung der TU Darmstadt gesehen habe. Die Stellenbeschreibung und die Aussicht, in Taiwan zu arbeiten, das ich nur mal als Touristin bereist habe, fand ich so spannend, dass ich mich direkt beworben habe und nach kurzer Zeit also nun wieder in Asien gelandet bin.

Meine Studienzeit habe ich in Bonn und Tokio verbracht. Damals gab es an der Uni Bonn einen Diplom-Übersetzer-Studiengang und ich habe mich für Japanisch, Koreanisch und VWL entschieden. Zusätzlich habe ich Deutsch als Fremdsprache studiert und bei einem ersten Praktikum in Südkorea festgestellt, dass mir das Unterrichten in der Erwachsenenbildung große Freude bereitet. Ich habe also nie als Übersetzerin gearbeitet, sondern zunächst Deutsch in Japan unterrichtet und später auch in Südkorea, Indien, Polen und Deutschland gearbeitet.

Was fasziniert Sie an Asien?

Das ist für mich immer noch eine schwierig zu beantwortende Frage. Es sind eher die einzelnen Länder, in denen ich gelebt und studiert oder gearbeitet habe, ihre Kultur, das Essen natürlich und auch die Menschen, die mich begeistern. In Taiwan gefällt mir die freundliche und offene Art der Menschen, aber auch das rücksichtsvolle Miteinander.

Ich lebe aber genauso gerne in Deutschland und hatte bei meiner Rückkehr nie einen umgekehrten Kulturschock. Vielleicht liegt das auch an meinen vielen reiselustigen Freunden, die mich überall besucht haben und mit denen ich mich in Deutschland austauschen kann. Für mich war es immer wichtig, nie den Kontakt nach Deutschland zu verlieren. Das macht auch den Reiz meiner bisherigen Tätigkeiten im Ausland aus. Man lebt nicht nur im Ausland, sondern hat immer auch die Gelegenheit, einen Teil seiner Kultur zu vermitteln. Ich denke und hoffe, dass es in Taiwan nicht anders sein wird.

Worauf achten chinesische Studierende bei der Wahl ihrer Universität im Ausland besonders?

Mit Sicherheit spielt die Qualität der Ausbildung eine ganz entscheidende Rolle, und neben den Rankings auch die Employability, denn solch eine Investition soll sich natürlich auch finanziell rentieren. Und ich habe schon viele Gespräche mit Eltern geführt, die oft in die Entscheidungsfindung einbezogen werden. Die Berichte und Erfahrungen der aus dem Ausland zurückkehrenden Studierenden scheinen auch einen großen Einfluss zu haben, denn ihnen schenkt man meiner Erfahrung nach mehr Glauben als irgendwelchen Broschüren oder Webseiten.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag in Tainan aus?

Meine Aufgaben sind sehr vielseitig. Das Verbindungsbüro der TU an der National Cheng Kung University in Tainan wurde im Mai eingerichtet und ich bin seit Mitte September hier. Zunächst sehe ich es als meine Aufgabe, neue Kontakte zu knüpfen und mein Netzwerk zu erweitern, aber natürlich habe ich auch einige bestehende Projekte übernommen, die ich nun weiterführe. Konkret bedeutet das, Kontakte zwischen Professoren herzustellen, Studierende zu beraten, unsere schon bestehenden Partnerschaften mit lokalen Universitäten zu pflegen und zu schauen, welche neuen Partnerschaften für uns sinnvoll und wünschenswert wären.

Warum ist es wichtig für die TU, in Asien Präsenz zu zeigen?

Für die TU ist die weitere Internationalisierung hier in der Region von strategischer Bedeutung. Wir möchten durch die Präsenz unsere Sichtbarkeit steigern, neue Forschungskooperationen anstoßen und weiteren Studierendenaustausch initiieren. Das gelingt uns mit Sicherheit leichter, wenn wir vor Ort als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und alle aufkommenden Fragen umfassend und in persönlichen Gesprächen beantworten können. Unsere Partnerunis können natürlich auch von uns profitieren, indem wir ihre Studierenden und Beschäftigten beraten, bei der Planung von Delegationsbesuchen unterstützen und unser Netzwerk nutzen.

Was sind die nächsten Projekte, die nun anstehen?

Da ich für die beiden Verbindungsbüros in Tainan an der NCKU und in Shanghai an der Tongji zuständig bin, plane ich gerade einen Besuch in Shanghai. Dann steht mit der European Education Fair Taiwan eine große Messe in Taipei an. Zudem planen wir mit dem Language Center auch, dass ich an der NCKU Deutsch als Fremdsprache und Landeskunde unterrichte. Durch den direkten Kontakt zu den Studierenden hoffe ich, ein besseres Verständnis für ihre Beratungsbedürfnisse zu bekommen und natürlich auch, sie für einen Austausch in Darmstadt begeistern zu können.

Die Fragen stellte Bettina Bastian.