Tu was Gutes mit Deinem Wissen!

Die Hochschulgruppe Effektiver Altruismus

06.11.2019 von

Kriege, globale Armut, Tierleid – was kann schon eine einzelne Person dagegen bewirken? Die Hochschulgruppe Effektiver Altruismus organisiert Diskussionsrunden mit dem Schwerpunkt, wie man eigene Mittel am effektivsten investiert, wenn man etwas Gutes tun möchte. Dabei geht es nicht nur darum, wie man sinnvoll Geld spendet, sondern vor allem um die eigene Berufsorientierung.

Effektive Altruisten: Marvin Bernhardt, Max Räuker und Markus Brechtel (v.li.n.re.)

Wer schon mal für eine Wohltätigkeitsorganisation gespendet hat, hofft damit etwas Gutes bewirkt zu haben. Effektive Altruisten behaupten, dass die Wirkungsstärke der eingesetzten Mittel in Verbindung mit der Organisation steht, für die man gespendet hat. So profitieren in Entwicklungsländern deutlich mehr Menschen als in reichen Ländern von im gleichen Umfang eingesetzter Ressourcen. Deswegen mache es Sinn, eigene Ressourcen so effektiv wie möglich einzusetzen, damit möglichst vielen Menschen geholfen wird.

Dabei geht es nicht nur um Geldspenden, sondern auch um den wissenschaftlichen Fortschritt und die eigene Teilnahme daran – durch die eigene berufliche Spezialisierung sowie die Entscheidung für einen bestimmten Arbeitsbereich.

Eine globale Bewegung

Effektiver Altruismus (EA) entwickelte sich zu einer globalen Bewegung. Einige der Problembereiche, an denen aktuell innerhalb der Bewegung des Effektiven Altruismus gearbeitet und geforscht wird, sind: Bekämpfung der globalen Armut, Tierleid sowie das Wohlergehen zukünftiger Generationen und speziell die Reduzierung existenzieller Risiken, die das Fortbestehen der Menschheit bedrohen. Laut der Hochschulgruppe EA Darmstadt sind die Beispiele dafür etwa Nuklearkriege, Pandemien und Risiken durch fortschreitende Technologien wie künstliche Intelligenz und Biotechnologien.

An der TU wurde die EA-Gruppe im Oktober 2018 gegründet. Dieses Jahr wurde sie als Hochschulgruppe akkreditiert und besteht derzeit aus acht regulären Mitgliedern. Die Initiatorin für die Gründung der Hochschulgruppe war Magdalena Wache, Informatikstudentin im Master, die sich davor zusammen mit Markus Brechtel, Mitglied der Hochschulgruppe und Unternehmer im IT-Bereich, an der EA-Lokalgruppe in Frankfurt engagierte. Die Gruppentreffen finden alle zwei Wochen Donnerstags um 18:30 statt, abwechselnd in einem Raum der Universität und einem privaten Raum. Außerdem treffen sich Kleingruppen zu Themen wie Künstlicher Intelligenz, Organisation von EA-Einführungskursen, Rationalität oder Gestaltung der Webseite.

Bei den Gruppentreffen tauschen sich die Mitgleider über Themen rund um effektiven Altruismus aus. Ethische Fragen, berufliche Karriereplanung und Spendenüberlegungen stehen häufig auf der Agenda der Hochschulgruppe. „Wir diskutieren die Probleme der Menschheit, bei denen wir als Gemeinschaft und mit unseren individuellen beruflichen Pfaden und Spenden am meisten beitragen können,“ so die Hochschulgruppe EA Darmstadt. Die Idee, etwas Gutes für die Mitmenschen zu tun, wurde ebenfalls auf Tiere erweitert, weil Tierleid und Massentierhaltung immer noch in unserer Gesellschaft präsent seien. Des Weiteren wurde die Überlegung aufgegriffen, etwas Gutes für die Menschen zu tun, die in der Zukunft leben werden. „Denn wir können davon ausgehen, dass sie irgendwann mal da sein werden“, betont Marvin Bernhardt, Promovent in Chemie und Mitglied der Hochschulgruppe.

Was wichtig ist

An einem Termin wurde beispielsweise die Priorisierung für bestimmte Themen besprochen. „Das heißt, was macht ein Thema besonders wichtig für die Bewegung Effektiver Altruismus“, verdeutlicht Marvin Bernhardt. Indizien dafür seien dabei eine große Anzahl betroffener Individuen, erfolgversprechende Handlungsmöglichkeiten und aktuelle Vernachlässigung. Ein anderes Treffen wurde speziell der Organisation AllFed gewidmet. Diese Organisation überlegt sich, wie die Menschheit ernährt werden kann, sollte Landwirtschaft aus irgendeinem Grund – wie ein sehr großer Vulkanausbruch oder Atomkrieg – nicht mehr möglich sein. Spenden wurden bei den Gruppentreffen auch thematisiert. Marvin Bernhardt erwähnt dabei die Against Malaria Foundation, eine Organisation innerhalb der Sphäre des Effektiven Altruismus, welche Moskitonetze in den Regionen verteilt, wo Malaria noch stark verbreitet ist. Wegen ihrer effektiven Arbeit wird diese Organisation auf der EA Ranking Webseite für Spenden GiveWell.org hoch gerankt.

Bei den gemeinsamen Treffen wird ebenso über die Möglichkeiten für die zukünftige Karriere gesprochen und wie man damit einen guten Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Deswegen seien die Fragen wie: „In welche Richtung möchte ich gehen? Was möchte ich studieren?“ für jeden jungen Menschen am Anfang des Studiums unbedingt zu stellen. Magdalena Wache wechselte beispielsweise ihre Fachrichtung von Elektrotechnik zu Informatik, weil sie glaubt, dass das Thema Künstliche Intelligenz in der Zukunft eine besonders wichtige Rolle spielen wird.

„Viele von uns haben den Eindruck, dass wissenschaftlicher Fortschritt in der Vergangenheit beachtlich viel gesellschaftlichen Wert beigetragen hat. Somit scheinen wissenschaftliche Karrieren, wenn sie am richtigen Problem ansetzen, besonders empfehlenswert“, sagt Max Räuker, Promovent in Cognitive Science und Mitglied der EA-Hochschulgruppe. Max glaubt ebenfalls, dass die Künstliche Intelligenz in der Zukunft zu einer einflussreichen Technologie wird, die aber auch potenziell Probleme mit sich bringt. Er hofft, in Zukunft in diesem Bereich arbeiten zu können.

Die EA-Hochschulgruppe steht im Kontakt zu der globalen Bewegung Effektiver Altruismus und nahm am Hessentreffen teil. Außerdem wird die Hochschulgruppe mit einem Stand auf der hobit im Januar 2020 präsent sein, um Berufs- und Studieninteressierte über Karrieremöglichkeiten zu informieren.

Die Hochschulgruppe lädt alle ein, die sich für die die Schnittstelle zwischen Weltverbesserung, Ethik und Wissenschaft interessieren, bei ihnen vorbei zu schauen.