Wertvolles Ölgemälde komplettiert TU-Sammlung zu Erasmus Kittler

Kittler-Urenkel Christof Stellwaag spendet ein Porträt der Tochter Hedwig Stellwaag

04.08.2021

Die TU Darmstadt erhielt ein wertvolles Geschenk: Christof Stellwaag, ein Urenkel von Erasmus Kittler, schenkte der TU das Porträt seiner Großmutter Hedwig Stellwaag (1885-1969). Sie war die zweitälteste Tochter von Erasmus Kittler – Pionier der Elektrotechnik und Professor an der damaligen TH Darmstadt von 1882 bis 1915.

Hedwig Stellwaag (geb. Kittler) – porträtiert von Hans Hermann Weyl.

Erasmus Kittler prägte durch seine Forschungen und zahlreichen Schüler aus dem In- und Ausland nicht nur den Siegeszug des neuen Studienfachs Elektrotechnik, sondern auch die Entwicklung der TH maßgeblich. Darüber hinaus war er in Darmstadt ein wichtiges Mitglied der Stadtgesellschaft.

Als Kind besaß Hedwig Kittler eine Puppenstube mit elektrischem Licht – zu einer Zeit, in der es in den meisten Haushalten noch keine Stromversorgung gab. Über Hedwigs Bildung ist wenig bekannt. Mit 13 Jahren wurde sie 1898 gemeinsam mit ihrer Schwester Elfriede (1884-1914) in die Viktoria-Mädchenschule eingeschult. An Ostern 1901 verließ sie die Schule nach Abschluss der 9. Klasse. Künstlerisch begabt, nahm Hedwig Kittler zeitweilig an der Malklasse des Marburger Malers Otto Ubbelohde teil.

Ehe mit Friedrich Ludwig Stellwaag

Am 22. März 1913 heiratete sie den Zoologen Friedrich („Fritz“) Ludwig Stellwaag (1886-1976). Der ebenso wie Erasmus Kittler in Schwabach bei Nürnberg geborene Stellwaag hatte sich nach seinem naturwissenschaftlichen Studium in Erlangen und München 1913 in Erlangen habilitiert. Fritz Stellwaag und Hedwig Kittler hatten sich schon als Kinder in Schwabach kennengelernt, wo die Familien Kittler, Stellwaag und Hüttlinger (Erasmus Kittlers Ehefrau Karoline war eine geborene Hüttlinger) freundschaftlich verbunden waren – Hüttlingers und Stellwaags betrieben dort gemeinschaftlich eine Drahtfabrik.

Zwischen 1917 und 1935 war der Zoologe und Entomologe (Insektenkundler) Stellwaag Leiter der damaligen Zoologischen Station in Neustadt a. d. Haardt (= Weinstraße), von 1935 bis 1954 Professor und Leiter des Instituts für Pflanzenkrankheiten an der damaligen Staatlichen Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim (heute Hochschule Geisenheim University). Der im Universitätsarchiv im Nachlass von Erasmus Kittler aufbewahrten Hochzeitszeitung von Hedwig und Fritz ist zu entnehmen, dass Hedwig ihren Mann aufgrund ihres künstlerischen Talents beim Zeichnen der mikroskopierten Insekten unterstützen konnte. Außerdem werden ihre Schneider- und Kochkünste gerühmt – eine in den damaligen Zeiten für die künftige Ehefrau und Mutter unabdingbare „Tugend“.

Hedwig und Fritz Stellwaag hatten zwei Kinder: Hedwig Stellwaag, verehelichte Haubold (1914-1977) und Friedrich Stellwaag (1917-1991). Er hatte denselben Beruf und dasselbe Amt wie sein Vater. Einer seiner beiden Söhne ist Christof Stellwaag, der Schenker des Gemäldes.

Erasmus Kittler – porträtiert von Hans Hermann Weyl.
Erasmus Kittler – porträtiert von Hans Hermann Weyl.

Schenkungen aus dem Nachlass Kittlers

Schon vor vielen Jahren hatte Stellwaag dem Universitätsarchiv der TU Darmstadt Schriftstücke und vor allem ein Ölgemälde geschenkt, das Erasmus Kittler im großen Hörsaal im Uhrturm-Gebäude zeigt. Beide Gemälde wurden von Hans Hermann Weyl gemalt. Der 1863 in Berlin geborene Weyl arbeitete nachweislich seit 1906 als Porträtmaler in Darmstadt, wo er unter anderen Großherzog Ernst Ludwig, dessen zweite Ehefrau Eleonore sowie seine aus erster Ehe stammende Prinzessin Elisabeth von Hessen porträtierte.

Das Gemälde von Hedwig Stellwaag entstand 1907. Es ist zu vermuten, dass das Erasmus-Kittler-Gemälde ebenfalls aus dieser Zeit stammt. Beide Kunstwerke ließ Christof Stellwaag 2020 auf eigene Kosten restaurieren.

Nach Vollendung der Renovierung des Schlosses werden die beiden Gemälde in diesem historischen Ambiente einen würdigen Platz finden.

Annegret Holtmann-Mares