Amsterdam im 17. Jahrhundert
Besonderes Restaurierungsprojekt in der ULB
27.10.2022 von Susan Kleine und Kirstin Schellhaas
Mit Unterstützung durch TU-Kanzler Manfred Efinger konnte die ULB Darmstadt einen sehr wertvollen, großformatigen historischen Stadtplan restaurieren lassen. Ein Überblick über Werk und Restaurierung.
Die Wandkarte mit der Bezeichnung „Figuratieve kaart van Amsterdam“ („Illustrierte Karte von Amsterdam“) aus dem Jahr 1664 misst 123 x 140 cm. Gedruckt wurde sie von Nicolaes Visscher, dem Begründer einer Amsterdamer Drucker-, Verleger und Kunsthändler-Dynastie. Die Karte ist nur in der ULB überliefert (Signatur N 682-10). Sie ist in den digitalen Sammlungen der Bibliothek auch . online verfügbar
Der reich bebilderte Stadtplan trägt die Überschrift „AMSTELODAMVM“ (lateinischer Name für Amsterdam). Das Mittelfeld bildet die Stadtansicht nach der letzten Erweiterung der Stadt im Jahr 1662. Die vollendete Halbmondform Amsterdams zeichnet sich darauf deutlich gegen das grüne Umland ab. In Orange ist der neue Teil der Stadt angedeutet, während die alte Stadt rot gefärbt ist. Darum herum werden frühere Stationen der Stadtentwicklung von 1342– 1612 dargestellt, die das Wachsen Amsterdams vom bescheidenen Fischerdörfchen zur mächtigen Handelsstadt verdeutlichen.
Die Karten, Darstellungen und Schmuckelemente sind leuchtend koloriert und teilweise zusätzlich vergoldet, hinzu kommen Beschreibungen in lateinischer, französischer und niederländischer Sprache.
Die Restaurierung
Vor der Restaurierung war die Karte gravierend beschädigt, so dass bei jeder Benutzung weitergehende Schäden befürchtet werden mussten. Neben Rissen, Fehlstellen und starker Oberflächenverschmutzung hatte ein Wasserschaden Schwemmränder, Verformungen und Faltenbildung verursacht. Auch die ursprüngliche Aufbewahrungsform, dreifach gefaltet in einer historischen Mappe, war für eine dauerhafte Archivierung nicht geeignet.
Die Restaurierarbeiten wurden vom renommierten Fachbetrieb Papierrestaurierung Herzog-Wodtke in Essen durchgeführt mit dem Ziel, die Karte im ursprünglichen Zustand als Ganzes wiederherzustellen, das Fortschreiten der Schäden zu verhindern und eine sichere Benutzbarkeit des Planes zu ermöglichen. Dafür musste Teilstück für Teilstück einzeln bearbeitet werden. Mit der Entfernung und Neustabilisierung des stark geschrumpften rückseitigen Gewebes konnte die Entspannung der einzelnen Kartenteile erreicht werden, womit die bildlichen Darstellungen entzerrt und die Textbereiche wieder lesbar gemacht wurden.
Schließlich wurde die fertig restaurierte Karte in einen maßgeschneiderten, sogenannten Distanzrahmen montiert, der ausreichend Platz zwischen der Sicherheitsverglasung mit UV-Schutz und der Oberfläche des Objekts ermöglicht. Damit ist dieser Schatz aus den historischen Sammlungen der ULB für den Langzeiterhalt gesichert.