Schutzherrin der TH/TU Darmstadt

Zeitmaschine: Zur Neugestaltung des Athene-Siegels vor 50 Jahren

16.12.2022 von

Aus den Erinnerungen all jener, die heute an der TU Darmstadt tätig sind, ist die Athene als Logo unserer Universität kaum mehr wegzudenken. Schon seit 50 Jahren kennen wir sie in ihrer bekannten Form. Durchaus lässt sich somit von einem Jubiläum sprechen, welches ein halbes Jahrhundert umfasst. Zierte Athene auch zuvor schon das Siegel der Universität, wurde sie im Jahr 1972, also genau vor 50 Jahren, einer Überarbeitung unterzogen. Offiziell wurde sie im Folgejahr 1973 „eingeweiht“.

Das Logo der TU Darmstadt wurde 1972 vom Grafiker Hermann Eidenbenz neu gestaltet.

Für die vollständige Neugestaltung des Siegels war der Künstler Hermann Eidenbenz ausgewählt worden. Eidenbenz (1902-1993), geboren im indischen Cannaore, empfahl sich durch seinen vorherigen Werdegang hervorragend für diese Aufgabe. Bereits mit 24 Jahren unterrichtete er Schrift und Graphik an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg. Dort kam er vermutlich erstmals in Kontakt mit der Gestaltung von Münzen und Medaillen, war doch der dortige langjährige Direktor Rudolf Bosselt (1871-1938), Gründungsmitglied der Darmstädter Künstlerkolonie, einer der führenden Medaillenkünstler Deutschlands. International hervorheben konnte Eidenbenz sich 1954 mit dem Auftrag der Schweizer Notenbank, die Zehn- und Zwanzig-Markscheine neu zu designen.

So fasste man, initiiert durch den Präsidenten der Technischen Hochschule Helmut Böhme (1936-2012), 1972 den Entschluss, einhergehend mit einer Änderung des Siegelrechts der hessischen Universitäten, Eidenbenz mit der Aufgabe zu betrauen, die Athene neu zu gestalten. Ein modernes Dienstsiegel sollte daraus hervorgehen. Der Neuentwurf sollte einen Umfang von 3,5 Zentimetern haben und dabei der Wirkung des Vorgängersiegels von 1954/55 treu bleiben. Anders als dieses wurde der neue Entwurf jedoch auf Anraten von Eidenbenz ohne den Wahlspruch „Mens Agitat Molem“ („Der Geist bewegt die Materie“), gefertigt. Eidenbenz versprach sich eine bessere Qualität des Siegels, da die verschiedenen Bestandteile weniger eingeengt sein würden als zuvor.

Antike Vorlagen

Vorlage für das Athene-Siegel der TU Darmstadt: Attisches Vierdrachmenstück aus Athen (ca. 420 vor Christus).
Vorlage für das Athene-Siegel der TU Darmstadt: Attisches Vierdrachmenstück aus Athen (ca. 420 vor Christus).

Als Vorlagen dienten ein Attisches Vierdrachmen-Stück/Tetradrachmon aus Athen (420 v. Chr.) sowie Stateren/Didrachmen aus Unteritalien (430 v. Chr.). Ausgewählt wurden diese durch den TH-Professor und Typographen Walter Wilkes (geb. 1938). Das attische Vierdrachmen-Stück spiegelt sich im Gesichtsprofil der Athene, dem Ohrring und dem Halsabschnitt wider, wohingegen die Stateren maßgeblich den Helmaufbau und den Helmkessel beeinflussten. Bei näherer Betrachtung ist ein Greif mit Fischschwanz, wie im Vorbild der Didrachmen, zu erkennen.

Die Athene hat sich aber nicht nur im Siegel der TU etabliert, sondern lässt sich auch in weiteren Medaillen auffinden, die von der TU Darmstadt verliehen wurden bzw. werden. Zu nennen sind der Alwin-Walther-Preis, der Robert-Piloty-Preis und die August-Thum-Medaille der Materialprüfungsanstalt.

Nach 50 Jahren steht die heutige Athene auch weiterhin für die Werte der TU Darmstadt ein. Als Schutzherrin von Athen war sie nicht nur die Göttin der Wissenschaften, sondern auch in vielseitigen Künsten versiert und steht nun als Sinnbild für eben jenes Wissen und die Erfahrungen aller, die an der TU Darmstadt arbeiten, lehren und studieren.

Der Autor studiert im Master Geschichte und arbeitet als studentische Hilfskraft im Universitätsarchiv der TU Darmstadt.

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