Wie und warum sich Städte durch Künstliche Intelligenz verändern

ERC Consolidator Grant für TU-Projekt „scAInce“ von Professorin Eva Kaßens-Noor

31.01.2023

Kann der technologische Wandel zu einem nachhaltigeren Leben in unseren Städten führen? Mit dieser Frage befasst sich das Forschungprojekt „scAInce“. Unter der Leitung von Professorin Eva Kaßens-Noor untersuchen Forschende der TU Darmstadt, wie sich Städte verändern, die ihre ökonomischen, ökologischen und sozialen Probleme mit Künstlicher Intelligenz lösen wollen. Das Vorhaben wird vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem renommierten ERC Consolidator Grant über fünf Jahre mit rund zwei Millionen Euro unterstützt.

Das Projekt „scAInce“ von Professorin Eva Kaßens-Noor untersucht, wie Städte sich durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Lösung von urbanen Problemen verändern.

Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten. Hier ballen sich in konzentrierter Form ökologische, wirtschaftliche und soziale Herausforderungen. Wie sollen diese bewältigt werden? Eine gängige Herangehensweise ist der Einsatz von Technologie. „Städte stehen im Mittelpunkt bei der Einführung neuer Technologien“, sagt Wirtschaftsingenieurin Eva Kaßens-Noor. „Sie sind aber paradoxerweise auch die größten Verursacher von Treibhausgasemissionen, Schauplätze gravierender Ungleichheiten und Motoren des Wirtschaftswachstums.“

Ein Lösungsansatz für urbane Nachhaltigkeitsprobleme sind sogenannte Smart Cities, also „intelligente“ Städte, in denen moderne Technologie wie zum Beispiel Künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt wird, um vorhandene Ressourcen besonders effizient und nachhaltig nutzen. Doch sind intelligente Städte auch wirklich nachhaltiger? Ist der Einsatz von Technologie hilfreich oder schafft er neue, eventuell sogar größere Probleme? Viele Fragen, auf die das Projekt „scAInce“ Antworten finden soll.

Der Einfluss von KI auf urbane Systeme

Die Forschenden wollen dabei herausfinden, wie Künstliche Intelligenz und die damit verbundenen Technologien urbane Systeme bereits verändert haben, ob sie urbane Systeme überhaupt verändern können und wie sie urbane Systeme zukünftig verändern werden, und ob der technologische Wandel tatsächlich zu einem nachhaltigeren Leben in Städten führt.

Untersucht werden dabei unter anderem die Nachhaltigkeit von Städten, die in der Vergangenheit Smart-City-Technologien eingeführt haben und der Einfluss von privatwirtschaftlich betriebene KI-Lösungen auf die Nachhaltigkeit durch Vorher-nachher-Studien. Zudem wird in der virtuellen Open-Source-Stadt Spectra geforscht und diese weiterentwickelt. Spectra ermöglicht es ihren Bewohnerinnen und Bewohnern auf der ganzen Welt, ihre virtuelle Umgebung gemeinsam zu verändern.

Ziel soll ein Modell sein, das erklärt, warum und wie sich Städte durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und den damit verbundenen Technologien verändern. Städte könnten dann, basierend auf ihren Nachhaltigkeitszielen, mit Hilfe des entwickelten Modells entscheiden, welche Technologie für ihre spezifischen Anforderungen zum Einsatz kommen soll.

Zur Person

Eva Kaßens-Noor ist seit 2022 Professorin an der TU Darmstadt und leitet das Institut für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik. Sie forscht vor allem an nachhaltigen und emissionsfreien Verkehrssystemen, Extremwetterereignissen und Künstlicher Intelligenz.

Sie studierte an der Universität Karlsruhe und am Massachusetts Institute of Technology (MIT), USA. Es folgten Forschungsaufenthalte in Barcelona (Spanien), am University College London (Großbritannien) und in Sydney (Australien). Nach der Promotion am MIT arbeitete sie als Professorin an der Michigan State University (USA).

Hintergrund

Die ERC Consolidator Grants werden vom Europäischen Forschungsrat an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Disziplinen im Zeitraum von sieben bis zu zwölf Jahren nach der Promotion vergeben. Damit fördert die Europäische Union vielversprechende Forschung: Der Consolidator Grant richtet sich an Forschende, die bereits exzellente Arbeiten vorweisen können und nun bei Ihren bahnbrechenden Forschungsvorhaben zur Erlangung wissenschaftlicher Konsolidierung unterstützt werden sollen. In der aktuellen Runde wurden 321 Grants vergeben, 2222 Anträge waren eingereicht worden.

Neben Kaßens-Noor erhielten in der aktuellen Förderrunde von der TU Darmstadt auch Professor Leopoldo Molina-Luna für das Projekt ELECTRON und Professor Thomas Wallis für das Projekt SEGMENT einen ERC Consolidator Grant.

cst