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Theodor Stöferle – Professor und Namengeber für die Stöferle-Halle

21.02.2023 von

Langjährige TU-Angehörige erinnern sich noch an die „Stöferle-Halle“ (später „603qm“) in der Alexanderstraße 2. Sie trug ihren – inoffiziellen – Namen nach Professor Theodor Stöferle, der am 15. Februar 2023 seinen 100. Geburtstag feiern würde.

Die alte „Stöferle-Halle" in der Alexanderstraße.

Theodor Stöferle wurde 1923 in Ringingen bei Ulm geboren. Nach der Mittleren Reife im Jahr 1940, einem zweijährigen Praktikum bei Klöckner-Humboldt-Deutz und einem einjährigen Vorbereitungskurs legte er 1944 sein Abitur in Ulm ab. Gleichzeitig absolvierte er bis 1945 Kriegsdienst als Funker. 1948 nahm Stöferle ein Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule in Stuttgart auf, das er 1953 mit dem Diplom abschloss. Zwischen 1952 und 1955 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am dortigen Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und promovierte 1956 zum Thema Reibscheibenkupplungen.

Von 1955 bis 1968 war er für die Karl Hüller GmbH in Ludwigsburg tätig. Die Firma war auf die Fertigung von Sonder- und Transfer-Maschinen spezialisiert. Diese Maschinen werden im Gegensatz zu Serienmaschinen für spezielle Herstellungsprozesse individuell angefertigt. Stöferle arbeitete zunächst als Versuchsingenieur, übernahm die Leitung der Versuchsabteilung und später die Geschäftsführung.

Zukunftsforschung in der Fertigungstechnik

Innenraum der „Stöferle-Halle".
Innenraum der „Stöferle-Halle".

Zum Wintersemester 1968 wurde Theodor Stöferle als Nachfolger von Professor Carl Stromberger auf den Lehrstuhl für Mechanische Technologie und Werkzeugmaschinen an die Technische Hochschule Darmstadt berufen. Gleichzeitig leitete er das Institut für Schweißtechnik. Die Professur für „Mechanische Technologie und Maschinenzeichnen“ war 1894 an der TH Darmstadt eingerichtet und 1904 um das Fach Werkzeugmaschinen erweitert worden. Bis 1972 befanden sich die Institutsräume auf dem TH-Campus Stadtmitte. Im Zuge der wachsenden Zahl von Studierenden erfolgte in diesem Jahr der Umzug in das neu errichtete Maschinenbaugebäude auf dem Campus Lichtwiese.

Stöferles Forschungsschwerpunkte waren die Entwicklung von Sensoren und Mikroprozessoren zur Maschinenüberwachung, die Zukunftsforschung in der Fertigungstechnik und der CAD-Einsatz bei der Konstruktion von Werkzeugmaschinen. Er unterhielt zahlreiche Kontakte zu Forschenden und Unternehmen im In- und Ausland. Dienstreisen führten ihn unter anderem nach Polen und Italien sowie in die USA. Stöferle legte ebenso wie seine Vorgänger großen Wert auf eine praxisnahe Lehre und Forschung. Er betreute 21 Promotionen. Für seine Beliebtheit unter Studierenden und Mitarbeitenden spricht, dass zu seinem 50. Geburtstag 1973 ein großes Banner „50 Jahre Stöferle“ am Maschinenbaugebäude angebracht wurde.

Span(n)ende Forschung

Von seinem Vorgänger übernahm Stöferle auch die Herausgabe der Zeitschrift „Werkstatt und Betrieb. Zeitschrift für spanende Fertigung“ – lag doch ein Schwerpunkt der Darmstädter Forschungen im Bereich der spanenden (= Späne erzeugenden) Maschinen, die durch Drehen, Bohren, Fräsen oder Schleifen Werkstücke in eine bestimmte Form bringen.

Nach zehnjähriger Tätigkeit an der TH Darmstadt erlitt Theodor Stöferle am 5. Juli 1978 auf dem Nachhauseweg einen Autounfall. Am 18. August 1978 erlag er im Krankenhaus in Darmstadt seinen schweren Verletzungen. Er hinterließ seine Frau Kreszentia und zwei erwachsene Töchter. Sein Tod löste große Betroffenheit bei Mitarbeitenden, Studierenden und Forschungspartnern aus. Rasch verbreitete sich unter TH-Angehörigen die Bezeichnung „Stöferle-Halle“ für die von Stöferle unterhaltene Versuchshalle mit Laboratorien in der Alexanderstraße.

Dieses Gebäude war allerdings schon 1954 für Carl Stromberger errichtet worden. Nach dem Umzug des Fachgebiets auf die Lichtwiese wurde die Halle ab 1976 überwiegend als Lagerraum genutzt. Erst 2003 konnte sie von der Studierendenschaft als temporärer Veranstaltungsraum und studentisches Café genutzt werden, benannt nach der Größe als „603qm“. Die baufällige Halle wich 2013 einem fünfstöckigen Neubau, der seit 2017 unter anderem dem HRZ und den vergrößerten studentischen Einrichtungen „221qm“ (Café) und „806qm“ (Kultur) Heimat bietet – das „Karl-Plagge-Haus“ .

Die Autorin ist Leiterin des Universitätsarchivs.

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