„Ich wollte immer in Deutschland studieren“
Die frühere Deutschlandstipendiatin Fatemeh Moujani im Porträt
2023/04/14 von Astrid Ludwig
Fatemeh Moujani studiert im sechsten Semester Physik an der TU Darmstadt. Die Bachelorstudentin aus dem Iran will sich auf Teilchenphysik spezialisieren und ist gleich mehrfach als Stipendiatin erfolgreich. Sie war Deutschlandstipendiatin und auch die jüngste Absolventin in der Accelerator School des europäischen Kernforschungszentrums CERN.
Fatemeh Moujanis Vita ist der Inbegriff von Multikulturalität: Geboren wurde sie im Iran, aufgewachsen ist sie in Frankreich, ihr erstes Studienjahr verbrachte sie in Teheran, bevor sie nach Berlin und später nach Darmstadt kam. Sie spricht Persisch, Arabisch, Englisch, Französisch und Deutsch fließend, Spanisch und Italienisch lernt sie gerade – im Selbststudium. Einen Sprachkurs hat sie nur in Deutsch besucht, am Goethe-Institut in Teheran. Aus einem bestimmten Grund: „Ich wollte immer in Deutschland studieren“, erzählt die 25-Jährige. „Schließlich“, lacht sie, „kommen viele berühmte Physiker aus Deutschland, und es gibt viele spannende Forschungseinrichtungen.“
Moujani stammt aus einer Akademikerfamilie. Ihr Vater hat Geschichte studiert, ihre Mutter ist promovierte Chemikerin, die an der Sorbonne in Frankreich ihren Doktortitel machte und in Forschungsprojekten mitarbeitet. „Meine Mutter habe ich immer im Labor gesehen. Das wollte ich auch. Sie ist mein Vorbild als Wissenschaftlerin“, sagt Moujani. In ihrer Heimat Teheran begann sie daher zunächst ein Chemiestudium. Mit ihrer Familie hatte sie in Paris gelebt, war viel durch die Welt gereist. Früh war klar: „Ich wollte auch im Studium Auslandserfahrung sammeln.“
Erfahrungen in Wissenschaft und Industrie
Sie verwirklichte ihren Traum und schrieb sich in Berlin für ein Physikstudium ein. An die TU Darmstadt führten sie anschließend familiäre Gründe. Ihre Mutter hatte eine Postdoc-Stelle an der TU Darmstadt angenommen, und so wechselte Moujani im April 2020 ebenfalls nach Darmstadt. „Sie forschte auf dem Campus Lichtwiese, ich studierte in der Innenstadt.“ Eine gute Zeit, die nach eineinhalb Jahren jedoch endete, weil der Aufenthaltsstatus nicht verlängert wurde und die Mutter in den Iran zurückkehrte.
Den Wechsel an die TU hat die 25-Jährige nicht bereut. „Ich kann neben dem Studium gleich Erfahrungen im Beruf sammeln“, erzählt sie. In einer Teilzeitstelle arbeitet sie 20 Stunden die Woche beim Chemie- und Pharmaunternehmen Merck – unter anderem im Laserlabor des Innovationszentrums. „Eine gute Gelegenheit, um neben der Welt der Wissenschaft, auch die Welt der Industrie und Anwendung kennenzulernen“, freut sie sich.
Die junge Iranerin ist motiviert und engagiert – nicht nur in Studium und Beruf, sondern auch sozial. Moujani ist Mitglied der Darmstadt Gruppe der . Die Organisation organisiert Auslandspraktika für Studierende technischer und naturwissenschaftlicher Studiengänge. Die Unterstützung, die sie selbst familiär erfahren hat, will die junge Iranerin in dieser Form an andere weitergeben. „International Association for the Exchange of Students for Technical Experience“, kurz IAESTE
„Ich würde gerne in Darmstadt bleiben“
Ihre Leistungen werden gesehen: 2021/2022 war Moujani . Ein Stipendium führte sie im September und Oktober 2022 auch ans CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung, die in der Schweiz und Frankreich einen der weltweit größten Teilchenbeschleuniger betreibt. In der CERN Accelerator School war sie eine von 40 Teilnehmenden. Mit 25 Jahren war sie dabei nicht nur die Jüngste, sondern auch einzige Bachelorstudentin dort und eine von nur drei Stipendiat:innen. Deutschlandstipendiatin der TU Darmstadt
Besonders spannend fand sie die Vorlesungen internationaler Forschenden, die von den Anwendungsmöglichkeiten der Beschleunigerphysik in der Medizin- und Krebstherapie, aber auch in der Lebensmittelindustrie und nahezu allen Bereichen des modernen Lebens berichteten. Im nächsten Sommer würde Moujani gerne am CERN ein Forschungspraktikum absolvieren. Die Forschungseinrichtung ist auch der Ort, wo die junge Studentin später mal arbeiten möchte.
Teilchenphysik will die TU-Studentin zum Schwerpunkt ihres Masterstudiums machen, das sie hofft, bald ebenfalls in Darmstadt beginnen zu können. Einziger Unsicherheitsfaktor: Seit fast einem Jahr wartet sie auf einen Bescheid der Ausländerbehörde, die über die Verlängerung ihres Aufenthaltsstatus entscheidet. Die 25-Jährige hofft, dass es ihr nicht ergeht wie ihrer Mutter. Die TU und das unterstützen die Stipendiatin bei ihrem Anliegen. „Ich würde gerne in Darmstadt bleiben“, sagt Fatemeh Moujani. International Office