Der überzeugende digitale Doppelgänger

ERC fördert TU-Professor Justus Thies mit Starting Grant

05.09.2024

TU-Professor Justus Thies wird für sein Projekt „Learning Digital Humans in Motion“ vom Europäischen Forschungsrat (ERC) mit einem Starting Grant über 1,5 Millionen Euro gefördert. Das spannende Forschungsziel: Bildverarbeitung und Grafik zu entwickeln, mit denen sich lebensechte digitale Abbilder von Menschen für die immersive digitale Welt erzeugen lassen.

Professor Justus Thies

Wenn die Rede davon ist, dass Menschen im digitalen Raum unterwegs seien, heißt das längst mehr als am Rechner oder Smartphone über die Tastatur zu kommunizieren. Die Art, wie Menschen sich im Digitalen wahrnehmen und interagieren, ist im Umbruch begriffen und rückt näher an „reale“ Begegnungen heran. In der Entwicklung sind neue Technologien, mit denen Menschen in 3-D digitalisiert werden, so dass ihre digitalen Doppelgänger (digitale Menschen) in Anwendungen der virtuellen Realität betrachtet werden können. Diese digitalen Menschen sind vor allem für die immersive Telepräsenz interessant: virtuelle Welten, die den Nutzenden das überzeugende Gefühl geben, ein realer Teil davon zu sein.

In der erweiterten (Augmented Reality) oder virtuellen (Virtual Reality) Realität können digitale Menschen sich gegenseitig sehen und miteinander agieren. Anwendungsmöglichkeiten sind beispielsweise die immersive Telekommunikation, virtuelle Spiegel im E-Commerce oder Unterhaltungsmöglichkeiten wie Computerspiele. Die besondere Herausforderung dabei: Ein überzeugendes, immersives Erlebnis erfordert eine qualitativ hochwertige Wiedergabe des Aussehens und der subtilen Bewegungen der abgebildeten Menschen.

Professor Justus Thies und sein Team konzentrieren sich im Rahmen des ERC-geförderten Projekts „Learning Digital Humans in Motion“ auf die Bildverarbeitungs- und Grafikaspekte der Erfassung von Menschen. Die Forschenden werden analysieren, wie sich Menschen bewegen und datengesteuerte Bewegungssynthesemethoden entwickeln. Ziel ist die Realisierung kontaktreicher, digitaler Menschen mit handelsüblicher Hardware. Dabei soll unter anderem die Frage beantwortet werden, ob natürliche Sprache für die Rekonstruktion, Darstellung und Modellierung des Aussehens, der Bewegung und der Interaktionen digitaler Menschen genutzt werden kann.

Zur Person

Justus Thies ist seit 2023 Professor für „3D Graphics & Vision“ am Fachbereich Informatik der TU Darmstadt sowie unabhängiger Leiter der Max-Planck-Forschungsgruppe „Neural Capture & Synthesis“ am Max Planck Institut für Intelligente Systeme in Tübingen, wo er seit 2021 tätig ist. Er promovierte in Informatik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und forschte als Postdoc an der TU München. Die European Association for Computer Graphics zeichnete Thies mit dem angesehenen Eurographics Young Researcher Award 2024 aus. Thies ist Mitglied des Hessischen Zentrums für Künstliche Intelligenz (hessian.AI). Seine Forschungsgruppen arbeiten an der Schnittstelle zwischen Computergrafik, Computer Vision und maschinellem Lernen.

Hintergrund

„ERC Starting Grants“ werden vom Europäischen Forschungsrat (ERC) an Wissenschaftler:innen aus allen Disziplinen bis zu sieben Jahre nach der Promotion vergeben. Mit der Auszeichnung will die Europäische Union herausragende Forschung und Early-Career-Wissenschaftler:innen fördern. Der „Starting Grant“ richtet sich an Forschende am Beginn ihrer Karriere, die schon exzellente Arbeiten vorweisen können und eine eigenständige Forschung oder eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten.

sip