Eine gute Work-Studium-Balance

Joshua Moell studiert Informatik und arbeitet gleichzeitig in Vollzeit als Software-Entwickler

23.04.2024 von

Um seinen Uni- und Berufsalltag auszubalancieren, hat sich der Masterstudent Joshua Moell für ein Teilzeitstudium entschieden, das ihm doppelt so viel Zeit einräumt. Seit 2012 bietet die TU Darmstadt diese Möglichkeit und ist damit bundesweit Vorreiterin. Teil zwei einer dreiteiligen Serie zum Förderprogramm QuiS.

Joshua Moell

Arbeiten und Studieren, für dieses Modell hat sich Joshua Moell von Anfang an entschieden. Bereits den Bachelor in „Embedded Systems“ studierte er dual, und schon damals war sein Arbeitgeber der Technologiekonzern Continental. „Mich hat die Praxis gereizt und ich wollte finanziell unabhängig sein“, begründet er die damalige Wahl. Für den Master in Informatik wechselte Moell an die TU Darmstadt, blieb aber weiterhin bei dem Automobilzulieferer in Babenhausen festangestellt. Mittlerweile hat er dort auch eine Wohnung bezogen, „die könnte ich von BAföG allein gar nicht bezahlen. Und außerdem macht mir meine Arbeit Spaß“, betont er.

Den Master will der gebürtige Baden-Württemberger nutzen, um sich in der Informatik auf dem neuesten Stand zu halten und andere Schwerpunkte als im Bachelorstudium zu setzen. „Mit dem Teilzeitstudium kriege ich beides unter einen Hut: Arbeiten und Studieren“, sagt der 26-Jährige.

Das Teilzeitangebot der TU Darmstadt ermöglicht Studierenden, ihr Bachelor- und Masterstudium zeitlich zu strecken, und auch an der Abschlussarbeit dürfen sie doppelt so lange schreiben. Auf diese Weise kann Moell acht statt vier Semester studieren und muss seine Master-Thesis in zwölf statt sechs Monaten fertigstellen. Das nimmt den Druck. „Ich habe eine gute Balance gefunden“, sagt er.

Vorteil für beide Seiten

35 Stunden pro Woche arbeitet Moell danach in Gleitzeit in der Software-Abteilung von Continental, wo er zuständig ist für „Continuous Integration“, die fortlaufende Integration von Komponenten und Änderungen in Software-Anwendungen. Bis mittags ist er meist im Homeoffice tätig, danach besucht er Vorlesungen und Kurse an der TU und arbeitet anschließend weiter für seine Firma. Klingt anstrengend? „Es klappt gut, weil ich mobil zuhause arbeiten kann.“

Seinen Stundenplan an der TU hat er so organisiert, dass er nur bis zu zwei Vorlesungen am Tag hat und zwei bis drei Fächer pro Semester. Vieles läuft auch hier online. Urlaube legt er in die vorlesungsfreie Zeit. Für Prüfungen kann er sein Stundenkonto bei Continental abbauen und mehr Zeit fürs Studium aufwenden. „Ich kann mich gut sowohl auf die Arbeit als auch auf die Uni konzentrieren“, erzählt er. Ist die Arbeitslast im Büro hoch, muss er jedoch zuweilen Vorlesungsstoff nacharbeiten. Da hilft, dass ihm das Lernen leichtfällt.

Das Teilzeitstudium empfindet Moell als Vorteil für beide Seiten. „Ich kann mich weiterbilden und bringe neue Kenntnisse bei der Arbeit ein.“ Von seinem Arbeitgeber erhalte er viel Zuspruch. Von einer „Win-win-Situation“ spricht Gabriele Pfeiffer von der Servicestelle Teilzeitstudium, Studieren mit Kind der TU Darmstadt. „Viele Teilzeitstudierende wollen Wissen erwerben, um im Beruf auf der Höhe der Zeit zu sein“, sagt sie.

Informatiker:innen sind größte Gruppe

Seit 2012 bietet die TU diese Möglichkeit an. Den Anfang machten die Informatiker, heute ist ein Teilzeitstudium in fast allen Studiengängen möglich. 700 Studierende nutzen derzeit das Angebot, die größte Gruppe stellen dabei nach wie vor die Informatiker:innen, gefolgt von Studierenden der Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften sowie des Wirtschaftsingenieurwesens. 75 Prozent nehmen das Angebot wahr, weil sie arbeiten; 20 Prozent, weil sie Kind oder Kinder betreuen und die restlichen fünf Prozent, weil sie Eltern pflegen, chronisch krank oder beeinträchtigt sind oder beispielsweise in TU-Gremien aktiv mitarbeiten.

Pfeiffer betont, dass es sich nicht um gesonderte Lehrangebote, sondern eine zeitliche Streckung handelt. Die TU-Mitarbeiterin hilft dabei, das Studienpensum in Teilzeit zu organisieren. Sie und eine weitere Kollegin beraten Studierende und Fachbereiche etwa bei der zeitlichen Abfolge und Fächerwahl, beantworten Anfragen online oder in Präsenz. „Die TU ist Vorreiterin. Beratung bieten viele Hochschulen an, aber wir sind die einzigen, die das strukturiert verankert haben mit einer eigenen Servicestelle.“ Pfeiffer ist weiter um Optimierung bemüht. Sie würde das Teilzeitstudium gerne von Anfang an auch in zulassungsbeschränkten Studiengängen ermöglichen. Zudem wirbt sie dafür, Vorlesungen und Kurse stärker auf Teilzeitstudierende abzustimmen.

Joshua Moell ist mit seinem Studium zufrieden. Bis zum 30. Geburtstag will er den Masterabschluss – möglichst mit einer Eins vor dem Komma – in der Tasche haben. „Und vielleicht hänge ich danach noch die Doktorarbeit dran.“

Dreiteilige Serie zum Förderprogramm QuiS

Teil 1: „Damit das Studium gelingt"

Teil 3: „Leichterer Start ins Studium"

Mehr über QuiS erfahren

Lesen Sie weitere Artikel in der hoch³ 1 / 2024