Leichterer Start ins Studium
Das neue PreBachelor-Programm unterstützt internationale Neuankömmlinge
30.04.2024 von Astrid Ludwig
Der Südkoreaner Sejin Jung und Asya Tütüncü aus der Türkei gehören zur wachsenden Zahl internationaler Studierender an der TU Darmstadt. Den Studienstart in einem fremden Land hat ihnen das neue PreBachelor- Programm der Ingenieurwissenschaften erleichtert. Dritter und letzter Teil einer Serie zum Förderprogramm QuiS.
„Ich wollte schon als Kind Ingenieurin werden“, erzählt Asya Tütüncü. Die junge Türkin will Vorbild sein für ihre jüngere Schwester, damit sich diese später ebenfalls für ein Studium entscheidet. „Deutschland ist berühmt für seine Ingenieure. Deshalb wollte ich hierher zum Studieren kommen“ , sagt die 21-Jährige. Ihr Wunsch hat sich erfüllt: Tütüncü ist im ersten Semester Mechatronik an der TU Darmstadt eingeschrieben, und „bisher ist alles gut gelaufen“ , sagt sie. Keine Selbstverständlichkeit in einem fremden Land mit fremder Sprache und einem bis dahin unbekannten Hochschulsystem.
Geholfen hat ihr das neue , das die TU Darmstadt seit 2022 für internationale Studierende in den Ingenieurwissenschaften aufgelegt hat. Das Angebot startet bereits ein Semester vor dem offiziellen Studienbeginn. Sechs Monate lang lernen die Neuankömmlinge dabei am Sprachenzentrum der TU Deutsch bis zum C1-Niveau. Der Kurs ist auf die Vermittlung der fachsprachlichen Kompetenzen anhand authentischer, studienbezogener Materialien fokussiert, wie sie in technischen und ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen gebraucht werden – ein Novum, das den PreBachelor der Technischen Universität von anderen, ähnlichen Hochschulprogrammen unterscheidet. PreBachelor-Programm
Die TU hilft den internationalen Studierenden zudem bei der Eingewöhnung in das neue akademische Umfeld, bietet Campusführungen an, unterstützt sie bei bürokratischen Belangen wie Visa und Aufenthaltsrecht oder bei der schwierigen Suche nach einem Zimmer oder einer WG.
Rundum-Paket
„Wir bieten ein Rundum-Paket“ , berichtet Saltanat Langohr, Koordinatorin des PreBachelor-Programms. Ziel ist eine frühe und gute Vorbereitung, damit sich die internationalen Neuankömmlinge beim offiziellen Studienbeginn dann voll auf ihr Studium konzentrieren können. Noch befindet sich das Hilfsangebot in der Pilotphase. Die erste Runde mit zehn Studierenden startete im Sommersemester 2023. Ausgelegt ist das künftige Programm auf zunächst 25 Teilnehmende, „wenn es gut ankommt, planen wir, auch mehrere Kurse parallel anzubieten“ , sagt Langohr. Für den zweiten Durchlauf im kommenden Sommersemester sind bereits 20 Bewerber:innen angenommen.
Sejin Jung aus Südkorea gehört zu den ersten Kandidat:innen der Pilotphase. Der 23-Jährige interessiert sich für das Thema Smart Factory und Industrie 4.0 und wollte daher in Deutschland an einer der TU9-Universitäten studieren. Mittlerweile ist er im ersten Semester in Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau immatrikuliert. Er lobt das hohe Niveau deutscher Universitäten, die noch dazu keine hohen Studiengebühren verlangen wie Hochschulen im englischsprachigen Raum. Der junge Student bestreitet seinen Lebensunterhalt von den Ersparnissen, die er während seines Militärdienstes in der Heimat angesammelt hat.
Beworben hat sich Jung für den PreBachelor, weil ihn vor allem der fachsprachliche Deutschkurs reizte. „Das hat mir den Studienbeginn anschließend sehr erleichtert, da ich in den Vorlesungen verstanden habe, worum es geht“ , berichtet er. Damit die internationalen Studierenden nicht an der Sprachhürde scheitern, betont Saltanat Langohr, habe die TU in der Mitte des PreBachelor-Programms extra eine Zwischenprüfung integriert. „Die Ergebnisse werden anschließend besprochen, und Defizite können bis zur Fachsprachenprüfung am Kursende aufgeholt werden“ , sagt sie.
Mit guten Noten bestanden
Sejin Jung und Asya Tütüncü haben sich gut eingelebt. Der junge Südkoreaner hat ein Zimmer im Studierendenwohnheim bezogen, und seine türkische Kommilitonin lebt in einer Wohngemeinschaft mit zwei anderen internationalen Studierenden. Saltanat Langohr hat ihr geholfen, die richtige E-Mail für eine WG-Bewerbung zu schreiben. „Das kannte ich so aus der Türkei nicht“ , sagt Tütüncü mit einem Lächeln.
Mit dem deutschen Hochschulsystem kommen die beiden mittlerweile auch klar. In Südkorea, erzählt der 23-Jährige, dauert das Studium länger und – der große Unterschied: „In Prüfungen kann man nicht durchfallen.“ Das Studium in Deutschland sei dagegen viel aufwändiger, sagt Jung. Tütüncü pflichtet ihm bei: „Als Studentin muss ich sehr viel mehr selbst organisieren und aktiv werden.“ Die ersten Vorklausuren haben jedoch beide problemlos und mit guten Noten bestanden. Die junge Mechatronik-Studentin ist zufrieden. „Ganz allein hätten wir das so nicht geschafft“ , betont auch Jung.