Liebe Leserinnen und Leser,

hinter uns liegt ein „Jahrhundert der Luftfahrt“: von den Anfängen Otto Lilienthals bis zum modernen Großraumjet, wie dem neuen Airbus A380, fand eine stürmische Entwicklung statt. Die Konfiguration der

Flugzeuge durchlief dabei viele Evolutionsstadien, die immer wieder durch neue Erfindungen und Pionierleistungen geprägt waren. Meilensteine waren

z.B. die Einführung der Strahltriebwerke, das Überschallflugzeug, die „fly-by-wire“ Flugsteuerung oder die Faserverbundbauweise. Parallel dazu entwickelte sich das Luftverkehrssystem, von der einfachen Graspiste zum international operierenden Großflughafen, vom auf sich selbst gestellten Flugpionier zur Airline, vom Platzwart zur Flugsicherung mit optimierten

Prozessen.

Seit einiger Zeit scheint diese stürmische technische Entwicklung in eine Art Sättigungsphase gekommen zu sein: Fluggeräte, Flughäfen und Prozesse verändern sich in ihrer Konfiguration kaum noch, die Entwicklung konzentriert sich eher auf die Optimierung in Teilsystemen. Revolutionäre Veränderungen finden dagegen im wirtschaftlichen oder politischen Bereich statt. Beispiele sind die erfolgreichen neuen Geschäftsmodelle der Billigfluglinien, sowie die weitere Liberalisierung und Internationalisierung des Luftverkehrs. Dies übt einen zunehmenden Druck auf die etablierten Systempartner aus, wie die vielen Insolvenzen insbesondere amerikanischer Fluglinien zeigen. Parallel dazu erfährt der Luftverkehr ein ungebrochenes Wachstum. Das führt zunehmend zu Engpässen im Luftraum sowie an den großen Hubs wie Frankfurt. Gleichzeitig werden die Umwelteinflüsse des Luftverkehrs, wie Lärm und Emissionen, als zunehmend negativ empfunden.

Für die Forschung bedeutet das, dass in allen Disziplinen wieder ganz neue Ideen und Ansätze gefunden werden müssen, um Kapazität, Sicherheit, Komfort, Effizienz und Umweltverträglichkeit des Luftverkehrs zu steigern. Dazu kann die TU Darmstadt mit ihren stark interdisziplinären Luftfahrtkompetenzen, die u.a. im Arbeitskreis Luftverkehr (siehe unten) gebündelt sind, einen bedeutenden Beitrag leisten.

Uwe Klingauf

thema forschung 3/2005