Liebe Leserinnen und Leser,

bei dieser Nachricht gerieten vor wenigen Tagen viele Mitglieder und Freunde der TU Darmstadt schier aus dem Häuschen: Das Uni-Team aus dem Fachbereich Architektur, unterstützt von der Elektrotechnik, hat seinen Champion-Titel bei dem vom US-Energieministerium alle zwei Jahre veranstalteten internationalen Wettbewerb „Solar Decathlon“ in Washington gegen harte Konkurrenz besonders aus den USA verteidigt. Bereits 2007 trug die TU Darmstadt den Sieg davon. Kurzum: Das derzeit modernste und energieeffizienteste Wohnhaus, das allein mit Sonnenenergie betrieben wird, ist erneut „made in Germany“. Dank der Kompetenz der TU Darmstadt. Ein „großartiger Erfolg“ sei dies, gab der Teamleiter, Architekturprofessor Manfred Hegger, routiniert zu Protokoll.

Das über Monate immer enger zusammengerückte Team aus 24 Studierenden und einem halben Dutzend Wissenschaftlern nutzt die Kraft der Sonne optimal: Das Haus mit einer Grundfläche von rund 75 Quadratmetern funktioniert wie ein kleines Kraftwerk; seine Außenhülle ist sorgfältig eingepackt mit selbst entwickelten photovoltaischen Schindeln. Die edel anmutende, schwarz glänzende Fassade flößte auch den Reportern der New York Times größten Respekt ein. Das Haus, das sich auf der National Mall in Washington D.C. präsentierte, produziert mehr Strom als ein Zwei-Personen-Haushalt verbraucht. Rund 300 000 Besucher, darunter auch US-Energieminister und Physik-Nobelpreisträger Steven Chu, ließen sich diese Show zwischen Capitol und Monument nicht entgehen.

Das Team der TU erlebte eine Achterbahn der Gefühle, bis der zehntägige Wettbewerb entschieden war: In allen Disziplinen (Warmwasser, Architektur, Lichtkonzept, Energiebilanz, thermische Behaglichkeit …) mussten scharfe Messungen und Jurywertungen ertragen werden. Alles lief unter echten Bedingungen: Waschen, Kochen, Betrieb aller Haushaltsgeräte und der Unterhaltungselektronik. Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit müssen präzise definierte Werte einhalten. Am Schluss wich die Anspannung einem turbulenten Jubel.

Derzeit wird das „Plusenergiehaus“ für den Rücktransport nach Deutschland präpariert. Dort soll es im Frühjahr 2010 in der Kulturhauptstadt Essen die großartige Chance des solaren und nachhaltigen Bauens einer breiten Öffentlichkeit demonstrieren. Das Siegermodell aus 2007 verzückt übrigens gerade ein Publikum in Hamburg.

Wie sagte doch Professor Manfred Hegger: „Ein solches Projekt und eine derartige Belohnung vergisst man ein Leben lang nicht.“ Ich freue mich, wenn auch Sie manchmal mitfiebern und Anteil nehmen an den vielfältigen Leistungen der TU Darmstadt. Verschaffen Sie sich auch in dieser Ausgabe davon einen breiten Eindruck.

Jörg Feuck, Chefredakteur

hoch³ 6/2009