Liebe Leserinnen und Leser,

die Technische Universität Darmstadt ist eine Männerdomäne: 28 Professorinnen gegenüber 244 Professoren, 550 wissenschaftliche Mitarbeiterinnen im Vergleich zu 1600 Mitarbeitern; weniger als ein Drittel der Studierenden sind Frauen, das Geschlechterverhältnis bei den Promovierenden beträgt eins zu vier, 39 weibliche Auszubildende stehen ihre Frau unter rund 140 Jungs …

Die Liste solcher Relationen ließe sich weiter fortsetzen. Aber es soll an dieser Stelle nicht um statistische Trends, hochschulpolitische Positionen oder konkrete Programme zur Förderung von Frauen in akademischen Karrieren gehen, sondern um die Abbildung der Uni-Realität durch gesprochene und geschriebene Sprache.

Das Thema bietet genügend Anlass zu Kontroversen: Geschlechtergerechte Sprache gilt einerseits als Nagelprobe für eine respektvolle, wertschätzende Haltung in einer von männlicher Hegemonie geprägten Institution. Andererseits mehren sich die Stimmen gerade unter Frauen aus den jüngeren Generationen, wonach unausgewogene Sprache das geringste Übel sei. Sie wüssten schon, sich selbstbewusst zu behaupten, und seien optimistisch, die Männer im Alltag auf Normalmaß zu stutzen. Für diese Generationen von Frauen klingt der Ruf nach dem Binnen-I wie eine altertümliche ideologische Schlacht.

In dieser Ausgabe hat die Redaktion besonders sorgfältig auf einen fairen, aber auch pragmatischen Einsatz geschlechtergerechter Sprache geachtet. In den Meldungen und Berichten über gemischte Teams an der Universität hat sich die Redaktion zu einem Genus-Mix entschieden. Vertreterinnen und Vertreter einer reinen Lehre mögen noch genügend Beispiele für inkonsequente Anwendung dieser laxen Regel finden. Wir möchten so sensibel und aufmerksam wie möglich mit Sprache umgehen. Und uns an der Maxime orientieren, wonach das Gute der Feind des Besseren ist.

Aufmerksame Lektüre!

Jörg Feuck, Chefredakteur

hoch³ 3/2010