Liebe Leserinnen und Leser,

mach‘ dir das Leben einfacher. Das schreibt sich so leicht. Manchmal hat man es einfach nicht im Griff. Zum Beispiel diesen berüchtigten Videorecorder, den man nie, ja wirklich nie programmieren konnte. Das Handy mit den

tausend überflüssigen und unauffindbaren Menüfunktionen wäre auch mal ein Thema. Und der multifunktionale neue Espressoautomat ist ein Kapitel für sich. Aber kürzlich gab es den Tag zur Rettung der Ehre aller Geplagten und Never-Checker, den World Usability Day. Marc Hassenzahl, Wissenschaftler am Institut für Psychologie der TU Darmstadt, gehört dem Vorstand des

„Berufsverbandes der deutschen Usability Professionals“ an, ist also qua Amt ein Anwalt der Verbraucher. Die Qualität eines Produkts, meint der Psychologe, bemisst sich daran, ob seine oft komplexe Technologie benutzerfreundlich, das Gerät intuitiv einfach zu bedienen ist und die Bedürfnisse des Besitzers wirklich berücksichtigt sind. Auf Gebrauchstauglichkeit kommt es an, auf die Freude an der schnellen Beherrschbarkeit. So gesehen müsste bald Schluss sein mit dem Frust am Fahrkartenautomat. Inzwischen haben zahlreiche renommierte Unternehmen Besserung gelobt und dazu gelernt, berichtet Hassenzahl. Usability-Fachleute arbeiteten eng mit Produktentwicklern der Firmen zusammen. Sie griffen auf Erkenntnisse aus der Wahrnehmungs- und Sozialpsychologie zurück, achteten auf Ergonomie und funktionales Design. Heinz Weißmantel, inzwischen emeritierter TU-Professor für elektromechanische Konstruktionen, hat mit seiner Arbeitsgruppe schon vor Jahren den aus Sicht älterer Leute katastrophalen Bedienungskomfort von Mobiltelefonen angeprangert: Winzige Tasten und kleine Anzeigen seien eine Barriere für Senioren. Weißmantel entwickelte ein „Senioren-Handy“. Wir Jüngeren wollen auch mehr von diesen Dingen. Man könnte sie ja anders nennen …

Jörg Feuck

hoch³ 4/2005