Liebe Leserinnen und Leser,
der Sommer 2006 verlangt Nervenstärke! Wer gehofft hatte, er könne es dabei bewenden lassen, dem „König Fußball“ durch Besuch der international prominent besetzten Ringvorlesung „Stadionwelten“ des Fachbereichs Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften die Referenz zu erweisen, hatte sich böse verschätzt. Abtauchen in die Tiefe des Raums ging nicht. Im Fernsehen gab es ohnehin nur Delling, Netzer, Urs Maier und „Kloppo“. Und die ohrenbetäubenden Hupkonzerte waren längst nicht das kleinste Übel, um das Nervenkostüm zu strapazieren. Die Abseitsfalle funktionierte erstklassig: Ein massierter Riegel an „Public Viewing-Points“ sorgte dafür, dass auch der hartnäckigste „Fußballhasser“ spätestens am nächsten Straßeneck dem Gegner in die Arme laufen musste. Die Straßen und Plätze verwandelten sich in einen mitreißenden, farbenfrohen Schmelztiegel und das bunte Treiben der Fans aus aller Welt sorgte nach jedem Spiel für eine „dritte Halbzeit“. Auch modisch setzte der Sommer 2006 Akzente: Schwarz-rot-gold oder eine Melange daraus könnten die Trendfarben 2006 sein. Dass die Accessoires der männlichen wie weiblichen Fans eine Patriotismusdebatte auslösten, wird auch niemanden überrascht haben: Typisch deutsch eben. Genau wie Fußball.
Heiß her geht es in diesem Sommer auch auf den Straßen, auf dem Campus und in stickigen Hörsälen, weil Studiengebühren in Hessen eingeführt werden. Die Studierenden suchten auf den großen Demos in Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt immer wieder den Bezug zum Fußball, um ihrem Anliegen mehr Aufmerksamkeit zu verleihen.
Im kühlen Norden der Republik tobte derweil ein Fußballspektakel der besonderen Art: Hier kämpften nicht Menschen, sondern Roboter um den Cup. Der „RoboCup 2006“ endete für das Team der TU Darmstadt mit sehr guten Platzierungen. Der zweimalige Weltmeister, die Darmstadt Dribbling Dackels, wurde zwar entthront. Trotzdem hinterließ das Team einen starken Eindruck, der Lust auf mehr macht. Das ist nicht zuletzt dem Hoffnungsträger der Darmstädter, dem neuen Wunderstürmer „Bruno“, zu verdanken. Der zur Zeit schnellste zweibeinige Roboter der Welt schoss 27 Tore. Aber auch er ließ sich von der in diesem Sommer so typischen aufgeheizten Atmosphäre anstecken. Prompt ging er sein Spiel mental falsch an: Die verkehrte Software im „Hirn“ ließ ihn Elfmeterschießen und „Zwei gegen Zwei-Spiel“ verwechseln. Die hieraus resultierende „Abschlussschwäche“ kostete wertvolle Punkte. Nach dem Nerven aufreibenden Turnier lädt Roboter Bruno jetzt seine leeren Akkus im kühlen Untergeschoss des Piloty-Gebäudes wieder auf – und wartet auf seinen nächsten Einsatz. Denn nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Das gilt auch für die TU Darmstadt, die auf das Finale des Sommersemesters 2006 zusteuert. Jetzt heißt es: Den Spielplan für Prüfungen ordnen, die Transferliste für den Auslandsaufenthalt checken, mit einem Praktikum in die neue Saison starten.
Nervenstärke, Glück und Sicherheit im Abschluss wünscht …
die hoch3-Redaktion