Liebe Leserinnen und Leser,
ich werde im Frühjahr 2007 aus dem Amt des Präsidenten der Technischen Universität Darmstadt scheiden. Der Senat des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat mich in das Amt des Vorstandsvorsitzenden berufen. In den vergangenen Wochen hatten die Gremien des DLR diesen Wunsch an mich herangetragen und mich entsprechend für die Position nominiert. Ich werde diesem Ruf folgen und die neue reizvolle Herausforderung annehmen. Wer mich auch nur ein wenig kennt, weiß, dass ich unsere Technische Universität Darmstadt nicht leichten Herzens verlasse. Ich weiß es zu schätzen, dass so viele Universitätsmitglieder mit sehr persönlichen und bewegenden Worten auf meinen Schritt reagiert haben.
Am 28.6.1995 hatte mich der Konvent der TH Darmstadt zum Präsidenten gewählt, am 24.7.1995 trat ich das Amt an. Die gesamte Universität hat mich vom ersten Tag an unterstützt. Für dieses seit nahezu 12 Jahren anhaltende Vertrauen bin ich Ihnen sehr dankbar. Vieles haben wir für die TU Darmstadt gemeinsam bewegen und umsetzen können. Die offene Diskussionskultur und die Bereitschaft, auch schwierige Themen mutig anzugehen, die noch niemand zuvor anzupacken wagte, haben mich bestärkt. Sie waren die Grundlage für eine aus meiner Sicht sehr schöne und bereichernde Zeit.
1995 bin ich mit dem Slogan „Autonomie durch Profil“ angetreten. Der Prozess bis zur Erlangung der Selbstständigkeit hat zugegebenermaßen deutlich länger gedauert, als ich eingeplant hatte. Eine zweite Amtszeit wurde „erforderlich“, bis wir endlich den hessischen Landtag im Jahr 2004 von der Richtigkeit unseres Ansatzes überzeugen konnten. Seit dem 1.1.2005 „leben“ wir jetzt das in seiner Reichweite bundesweit einmalige TUD-Gesetz, das nach dem einstimmigen Votum im Landtag und der Bestätigung durch die Universitätsversammlung den anspruchsvollen Rahmen der Handlungsabläufe in unserer Universität bestimmt.
Immer wieder habe ich betont, dass ein Präsident sein Amt nur für begrenzte Zeit verantworten sollte, damit dauerhaft Innovation, Offenheit und Flexibilität gewährleistet sind. In diesem Verständnis ist auch die Grundordnung der TU Darmstadt in der 2004 verabschiedeten Fassung formuliert worden. Nun, nachdem der Weg in die Selbstständigkeit erfolgreich eingeleitet wurde und die Universität ihre Freiheiten in beeindruckender Weise verantwortungsvoll ausfüllt, halte ich es aus institutionellen wie individuellen Gründen für vertretbar, vor Ablauf meiner Wahlperiode im Jahr 2010 abzutreten.
Ich danke allen Universitätsmitgliedern für ihre Unterstützung und den persönlichen Umgang. Ich empfinde Glück, dass ich mit Ihrem Rückhalt die Technische Universität Darmstadt so lange leiten und mitprägen durfte. Bitte bringen Sie dieses Vertrauen und Ihre Reformbereitschaft auch meiner Nachfolgerin oder meinem Nachfolger entgegen.
Ich wünsche Ihnen und unserer Technischen Universität Darmstadt eine erfolgreiche Zukunft in einer sich rasch ändernden Bildungs- und Forschungslandschaft.
Jan Wörner, Präsident der Technischen Universität Darmstadt