Öffentlichkeitskampagne für Zusammenhalt

18.02.2025

Mit dieser Kampagne möchte die AD-S gemeinsam mit kooperierenden Abteilungen und Einrichtungen dazu einladen, Verbundenheit in die Universität kommunizieren und Haltung zu zeigen:

Gegen Polarisierung und Diskriminierung – für Pluralität und Solidarität auf dem Campus der TU Darmstadt und überall.

Ihren Ausgangspunkt nimmt die Kampagne in Vandalismus mit diskriminierendem Inhalt, der in den letzten Monaten verstärkt aufgetreten ist. Zudem lässt sich außen- wie innenpolitisch eine zunehmende Polarisierung beobachten, die uns auch im Unialltag begegnet und beschäftigt.

Unsere Universität steht aber für ein Lern- und Arbeitsumfeld in dem Vielfalt geschätzt wird – unabhängig von Geschlecht, ethnischer oder nationaler Herkunft, Religionszugehörigkeit, Behinderung oder gesundheitlicher Beeinträchtigung, Alter, sexueller Identität, sozialer Herkunft oder familiärer Betreuungs- oder Pflegeaufgaben sollen Teilhabe und Entfaltung für alle bestmöglich gegeben sein. Mit der Diversitätsstrategie und den Richtlinien gegen Diskriminierung haben wir bereits starke Instrumente.

Die universitäre Gemeinschaft lebt aber weniger durch die Papiere und Strategien die sie sich gibt, als vor allem durch die Menschen, die sich in ihren Räumen und Strukturen bewegen, und von deren Kommunikation und Umgang miteinander.

Wir freuen uns also sehr, wenn Sie sich uns anschließen, die Poster aufhängen und vor allem über deren Inhalte miteinander ins Gespräch kommen.

Zu den Begriffen der Kampagne finden Sie hier kurze Erklärtexte sowie Links zu Anlaufstellen und Materialien:

Antisemitismus bezeichnet die Feindschaft gegenüber Menschen und Institutionen, die jüdisch sind oder denen Jüdisch-Sein auch nur zugeschrieben wird. Da Antisemitismus nicht in Wissen über Juden*Jüdinnen oder ‚das Judentum‘ begründet ist, spielt auch die tatsächliche Vielfalt jüdischer Selbstverständnisse in ihm keine Rolle.

Vielmehr gehen mit Antisemitismus jahrhundertealte Verschwörungstheorien einher, die bis heute starke Auswirkungen haben. So werden von Antisemitismus betroffene Menschen einerseits als fremd und minderwertig konstruiert, wie im Rassismus. Sie werden aber zugleich auch als übermächtig imaginiert, wie es sich unter anderem in der Idee einer von Juden*Jüdinnen kontrollierten Presse zeigt.

Die Verfolgung von Juden*Jüdinnen hat die Geschichte Deutschlands und Europas geprägt. In der Shoah wurden 6 Millionen Juden*Jüdinnen ermordet. Heute wirkt diese Verfolgungsgeschichte in antisemitischen Formulierungen wie ‚Schuldkult‘ weiter. Dies verweist auf eine Abwehr, sich mit den Grauen des Nationalsozialismus auseinanderzusetzen, und wird als sekundärer Antisemitismus bezeichnet. Ebenso aktuell ist der israelbezogene Antisemitismus, dessen 3 Merkmale die Dämonisierung, die Delegitimierung und/oder Doppelstandards sind und der anhand dieser leicht zu identifizieren ist.

Rassismus lässt sich als ein Diskriminierungsmuster und Ausdruck gesellschaftlicher Machtverhältnisse beschreiben. In ihm werden vermeintliche Unterschiede unter Menschengruppen aufgrund deren tatsächlicher oder zugeschriebener geografischer Herkunft über biologisierende Darstellungen als ‚natürlich‘ und damit unabänderbar verargumentiert. In jüngeren Debatten hat sich die Argumentation zum Teil verschoben hin zu einem ‚Kulturalismus‘, welcher Eigenschaften von Menschengruppen aufgrund ihrer ‚kulturellen Herkunft‘ essentialisiert.

In beiden Fällen geht mit der Idee der vermeintlichen Unterschiede unter Menschengruppen eine Hierarchisierung derselben einher: Anhand von kollektiven Zuschreibungen in Bezug auf Intelligenz, Sexualität, Leistungsfähigkeit, ethisches oder ästhetisches Empfinden und vieles mehr vollziehen sich umfassende und wirkmächtige Auf- bzw. Abwertungen.

Diese Zuschreibungen an die jeweiligen Gruppen werden sodann auf Individuen übertragen anhand von Markern wie Namen, nationaler oder ethnischer Herkunft oder phänotypischen Merkmalen.

So wirkt sich Rassismus sowohl auf ganze Gruppen wie auch auf Individuen entweder in Form von Privilegien oder in Form von Benachteiligung und Diskriminierung aus.

Rassismus war ein wichtiges legitimatorisches Mittel sowohl in der Geschichte des Kolonialismus wie auch der neuzeitlichen Sklaverei. Schätzungsweise 12 Millionen Menschen wurden im Zuge des transatlantischen Sklavenhandels gewaltsam verschifft und in den Amerikas zur Arbeit gezwungen. Was diese Zahl nicht abbildet: Bei den gewaltvollen Entführungen, während dem Warten in den Kerkern vor Antritt der Überfahrt, und insbesondere bei dieser Überfahrt selbst, kamen unzählige Menschen ums Leben.

Gegenwärtige konkrete Auswirkungen von rassistischer Diskriminierung sind zum Beispiel alltägliche Ausgrenzung, strukturelle Diskriminierungen, wie etwa durch bestimmte Praktiken im Schulsystem oder bei der Polizei, bis hin zu physischen Angriffen und Anschlägen mit Todesopfern.

Entsprechend der Unterteilung von Menschen in verschiedene Gruppen gilt es unterschiedliche Rassismen zu differenzieren: Anti-Schwarzen-Rassismus, Gadje-Rassismus, Migratismus, Anti-Slawischer-Rassismus und auch Antisemitismus und antimuslimischer Rassismus.

Der Begriff Sexismus adressiert kritisch eine Diskriminierungsform aufgrund eines zugeschriebenen oder tatsächlichen Geschlechts, dem wiederum feste Eigenschaften, Rollen und Verhaltensmuster zugeschrieben und diese jeweils mit Auf- bzw. Abwertungen verbunden werden. Entsprechend stellt Sexismus ein gesellschaftliches Ordnungssystem dar, welches Geschlechter hierarchisiert. So sind gesamtgesellschaftlich Männer und männlich konnotierte Eigenschaften meist höher gestellt/privilegiert und Frauen und weiblich konnotierte Eigenschaften eher geringgeschätzt/benachteiligt. Nicht-binäre Personen sind von diesem Ordnungssystem, welches stark auf einer 'Normalität' von zwei Geschlechtern aufbaut, in besonderer Weise beeinträchtigt, da sie trotz jüngster gesellschaftlicher und rechtlicher Entwicklungen in überproportionalem Ausmaß von Diskriminierung und Gewalt betroffen sind und weiterhin eine umfassende Anerkennung erwirkt werden muss.

Auswirkungen von Sexismus sind alltäglich und umfassend wahrzunehmen: von vielfältigen Formen eines Alltagssexismus, wie zum Beispiel sexualisierter Werbung oder Witzen, die Stereotype reproduzieren; über geschlechtsspezifische Aufgabenteilungen in Bezug auf Care-Arbeit oder ungleiche Entlohnung für gleiche Tätigkeiten; bis hin zu ungleicher Bewegungsfreiheit aufgrund eingeschränkter Sicherheit für Frauen und nicht-binäre oder trans* Menschen im öffentlichen Raum und psychischer und physischer Gewalt gegenüber Frauen und nicht-binären Menschen.

Der Begriff Ableismus, abgeleitet von dem englischen Wort ‚able‘ = fähig, kritisiert die Normsetzungen und die oft unausgesprochenen Erwartungshaltungen an die geistige und körperliche Befähigung von Menschen. Aus diesen ergeben sich umfassende Vorstellungen davon, wie Menschen ‚normal‘ agieren, kommunizieren und wahrnehmen. Diese Vorstellungen betreffen körperliche wie auch geistige/psychische und soziale Formen menschlicher Artikulation und Interaktion.

Andere Formen der Kommunikation, Interaktion oder Wahrnehmung werden einerseits schnell als irritierend, vielleicht sogar bedrohlich aufgefasst. Andererseits werden sie aber auch abgewertet, beurteilt und verurteilt. Im Kontext von Universität als Lern- und Arbeitsort kann Ableismus auch dazu führen, dass Bedürfnisse von Studierenden oder Mitarbeitenden als mangelnde Lern- oder Arbeitsbereitschaft oder gar Verweigerung missverstanden werden oder fehlende Kompetenz unterstellt werden, zum Beispiel wenn eine Person Arbeitsanweisungen besser schriftlich verstehen kann als mündlich.

Der Begriff ‚Queer‘ ist einerseits ein Sammelbegriff für alle Menschen, die sich hinsichtlich ihrer geschlechtlichen oder sexuellen Identität nicht der Norm einer heterosexuellen Männlichkeit oder Weiblichkeit zugehörig fühlen: schwule, lesbische, bisexuelle, asexuelle Menschen ebenso wie zum Beispiel trans- oder abinäre Menschen. Die Vielfalt geschlechtlicher und sexueller Identität ist noch viel größer.

Queerfeindlichkeit meint die Nicht-Anerkennung dieser Identitäten und darüber hinaus die Idee, dass die rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung queerer Menschen die Gesellschaft als Ganze destabilisieren würde. Queerfeindlichkeit ist ein Kernthema rechtspopulistischer Positionen. Queere Menschen sind überproportional stark von Diskriminierungen wie auch physischer Gewalt betroffen.

Der Begriff Klassismus beinhaltet eine kritische Perspektive auf die umfassenden sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen ungleicher finanzieller Lebenswirklichkeiten. Er adressiert darüber hinaus die vielfältigen Formen von Diskriminierung, Abwertung oder Benachteiligung von Menschen mit geringen finanziellen Ressourcen aufgrund eben dieser Lebenssituation, wie z.B. die Annahme, dass arme Menschen wenig oder gar nicht leistungsbereit und/oder weniger intelligent seien, als wohlhabendere Menschen.

Das heißt, Klassismus richtet sich meist gegen einkommensarme, erwerbslose und wohnungslose Menschen. Dabei hat Klassismus Auswirkungen auf die Lebenserwartung und begrenzt den Zugang zu Wohnraum, Bildungsabschlüssen, Gesundheitsversorgung, Macht, Netzwerken, Teilhabe, Anerkennung und Geld.

Im Kontext von Universität ist Klassismus als Diskriminierung wenig adressiert, obwohl Bildungsgerechtigkeit maßgeblich über klassistische Strukturen beeinträchtigt ist.

#gemeinsamTuDa

Vielen Dank an unsere Kooperationspartner*innen vom SCC, Gleichstellungsbüro, Ingenium, der HDA, dem DEO, der ZSB, den ISS in Dezernat VIII und den vielen anderen Kolleg*innen, die aus praktikablen Gründen nicht mit Logo aufgeführt sind, aber die Kampagne unterstützt haben (Projekt Better Together! (FB03), der Personalrat, die Servicestelle Familie, das Sprachenzentrum und einige andere...)