Frauenvollversammlung 2023 zum Thema Gendermedizin

Wir brauchen Aufklärung, Prävention, Empowerment und Strukturen

16.06.2023 von

Am Mittwoch, den 15. Juni 2023, fand erstmals seit 2019 wieder eine Frauenvollversammlung in Präsenz statt. In einem Vortrag von Dr.‘in Ute Seeland, Privatdozentin und Fachärztin für Innere Medizin an der Charité – Universitätsmedizin Berlin, erhielten die Anwesenden eine Einführung in grundlegende Aspekte der Gendermedizin. Dabei wurde deutlich, dass eine menschengerechte Medizin mit Blick auf Gesundheit und Krankheit auch soziokulturelle Einflussfaktoren und biologische Geschlechtsunterschiede berücksichtigt.

Frauenvollversammlung am 15.06.2023 im Wilhelm-Köhler-Saal

Gendermedizin möchte strukturelle Benachteiligungen von Frauen in der Medizin entgegenwirken und setzt sich zunehmend mit Fragen auseinander, die über das binäre Geschlechtermodell (Mann/Frau) hinausgehen. Krankheitssymptome können sich je nach Geschlecht verschieden äußern, Studien und Medikationen sind in der Regel an der männlichen Norm orientiert und führen zu Benachteiligungen anderer Geschlechter, falschen Behandlungen und Fehldiagnosen. Der Vortrag ist für TU-Mitglieder abrufbar. Zum Vortrag: Gendermedizin

Das Publikum brachte in der anschließenden Fragerunde verschiedene weiterführende Aspekte zum Thema Gendermedizin ein: Die Notwendigkeit von Prävention und Eigenverantwortung im Bereich Gesundheit. Entwicklungspotenziale in der Medizintechnik, die bisher primär Geräte und Produkte für Männer entwickelt. Biases und Fehlannahmen, die durch KI reproduziert werden können, sofern veraltete Daten als Grundlage verwendet werden, die nicht geschlechtersensibel erfasst wurden. Schwierigkeiten bei der Erfassung von persönlichkeitssensiblen Daten von Patient:innen, die für gendermedizin-relevante Aspekte notwendig sein können. Eine Forschungsförderung, die noch nicht durchgängig die Berücksichtigung von Genderaspekten fordert.

Abschließend ist die Gleichstellungsbeauftragte, Dr.'in Uta Zybell, im Gespräch mit den TU-Kolleginnen Elke Böhme, Leiterin des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, Frauke Spreckels, Leiterin der Beratungsstelle für Beschäftigte der TU Darmstadt (BUBB) und Nadine Balzter, Leiterin des Teams Gesundheit am Unisport-Zentrum, zu Prävention und Unterstützungsangeboten an der TU Darmstadt. Grundlegend geht es um individuelle Handlungsmöglichkeiten und Angebote der TU im Bereich Gesundheit und Prävention.

Die Podiumsteilnehmenden verdeutlichen, dass Krankheit noch immer ein Tabuthema ist, insbesondere im Arbeitskontext. Hinzu kommen psychische Belastungen durch Arbeitsverdichtung und der hohe Leistungsanspruch, der die Wissenschaft prägt. Deutlich wird, dass wir selbstverantwortlich auf unsere Gesundheit achten und uns individuell um unsere Belange kümmern müssen. Für einen Kulturwandel in der Arbeitskultur braucht es zudem Führungskräfte, die mit positivem Beispiel vorangehen und einen gesunden Umgang mit Gesundheitsfragen leben. Gleichermaßen wird in der Diskussion deutlich, dass die Universität gefordert ist, auch strukturelle Lösungen zu finden.