Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen

TU beteiligt sich erneut an UN-Kampagne „Orange the World“

22.11.2023 von

Als aktiver Teil der Gesellschaft nimmt die TU Darmstadt auch in diesem Jahr an der UN-Kampagne „Orange the World“, einer weltweiten Kampagne gegen Gewalt an Frauen, teil. Um auf geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam zu machen, wird am Haupteingang des Karo5 vom 25. November bis zum 10. Dezember wieder die Kampagnenfahne hängen. „Wir beteiligen uns auch in diesem Jahr an der Kampagne, weil eine Universität frei von Gewalt zum Selbstverständnis der TU Darmstadt gehört. Wir alle sind tagtäglich dafür verantwortlich, im privaten wie im öffentlich Raum gegen geschlechtsspezifische Gewalt aufzustehen, Betroffene zu schützen und Verursacher:innen zu konfrontieren“ sagt die Gleichstellungsbeauftragte der TU Darmstadt, Dr.‘in Uta Zybell.

Wie in allen gesellschaftlichen und privaten Sphären spielt geschlechtsspezifische Gewalt auch an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen eine Rolle: Im Rahmen einer UniSAFE Studie wurden 46 europäische Universitäten und Forschungseinrichtungen aus 15 Ländern zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt befragt. Hier gaben 62% der Befragten an, mindestens eine Form von geschlechtsspezifischer Gewalt (physische, psychische, wirtschaftliche, sexualisierte oder digitale) an ihrer Einrichtung erlebt zu haben.

Mit der Kampagne „Respekt auf dem Campus – Für eine respektvolle, diskriminierungsfreie und gleichberechtigte Umgangskultur“ adressiert die TU Darmstadt dieses Problem, setzt sich in Form von Workshops damit auseinander und macht somit einen wichtigen Schritt in Richtung Enttabuisierung. Die TU Darmstadt vertritt ein wertschätzendes Menschenbild, in dem Gewaltstrukturen und Diskriminierung nicht toleriert werden, sodass ein respektvoller Lern- und Arbeitsraum für alle TU-Mitglieder vorherrscht. Auf der Kampagnen-Seite sind diverse Hilfsangebote und Anlaufstellen gelistet, die bei Bedarf professionell zur Seite stehen.

Geschlechtsspezifische Gewalt ist nach wie vor, auch außerhalb des Hochschulkontexts, fester Bestandteil unserer patriarchal strukturierten Gesellschaft und geht somit uns alle an: Jede dritte Frau in Deutschland ist mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Täglich erleben Frauen in Deutschland Gewalt in der Partnerschaft, jeden dritten Tag tötet in Deutschland ein Mann seine (Ex)-Partnerin (Orange the World 2023 – UN Women Deutschland). An diesen Statistiken wird deutlich, dass Gewalt gegen Frauen vielfältig ist: Sie reicht von Alltagssexismus über körperliche und physische Gewalt bis hin zu Femiziden. Die Gewalt findet dabei in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten und auf vielfältige Weisen statt: Im privaten Bereich sind Frauen besonders häufig von Gewalt betroffen. Sie spielt jedoch auch darüber hinaus, in allen von struktureller Machtungleichheit betroffenen Räumen, eine Rolle. So wird sexualisierte Gewalt, etwa in Form von Vergewaltigungen als systematische Kriegswaffe in Konflikten eingesetzt. Welche Arten von Gewalt es gegen Frauen gibt und wie diese Begriffe genau definiert sind, wird in folgendem Artikel erklärt: Formen der Gewalt gegen Frauen und Mädchen – UN Women Deutschland

Die „Orange the World“-Kampagne wurde 1991 von der UN ins Leben gerufen, um auf diese Missstände aufmerksam zu machen und Gewalt gegen Frauen zu enttabuisieren: Vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, wird mit vielfältigen Aktionen auf diese Menschenrechtsverletzung aufmerksam gemacht. Als leuchtende und optimistische Farbe steht Orange im Rahmen der Kampagne für eine Zukunft frei von Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Neben den Aktionen, wie unter anderem die orangene Beleuchtung von repräsentativen Gebäuden weltweit, werden im Rahmen dieser Kampagne auch konkrete politische Forderungen formuliert sowie auf Hilfsangebote und Anlaufstellen für Betroffene von geschlechtsspezifischer Gewalt aufmerksam gemacht. Seit 2008 ist „Orange the World“ Teil der „UNiTE to End Violence against Women“-Kampagne des UN-Generalsekretärs, die von UN Women durchgeführt wird. Die Kampagne thematisiert vor allem Gewalt an Frauen und Mädchen. Zu betonen ist, dass insbesondere Frauen of Colour, nicht-binäre Personen und Transfrauen von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind.

Das Fokusthema der diesjährigen „Orange the World“-Kampagne ist die Gewalt gegen Mädchen und Frauen im öffentlichen Leben – inklusive der digitalen Welt. Obwohl private Räume häufiger Tatorte von geschlechtsspezifischer Gewalt sind als öffentliche, haben laut einer Umfrage von UN Women UK aus dem Jahr 2021 97% der Frauen zwischen 18 und 24 Jahren bereits sexualisierte Gewalt im öffentlichen Raum erlebt. Auch in Deutschland haben laut einer Dunkelfeldstudie in Sachsen (wird in neuem Tab geöffnet) neun von zehn befragten Frauen angegeben, bereits Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke oder als unangemessen empfundene Sprüche und Ähnliches erlebt zu haben (Orange the World 2023 – UN Women Deutschland). Auch in digitalen Räumen ist Gewalt gegen Frauen allgegenwärtig. Beispiele für die sich dynamisch entwickelnde Gewalt sind Hasskommentare, Gewaltandrohungen sowie sexuell explizite Nachrichten und Bilder. Vor allem in der Öffentlichkeit stehende Frauen wie Politikerinnen und Journalistinnen sind dieser Gewalt ausgesetzt. Aufgrund dieser belastenden Erfahrungen erwägen diese Frauen, trotz der gesellschaftlichen Relevanz ihrer Tätigkeiten, immer häufiger, sich aus dem Fokus der Öffentlichkeit zurückzuziehen. Geschlechtsspezifische Gewalt führt also dazu, dass die Bedürfnisse und Stimmen von Frauen in öffentlichen Räumen, Debatten und Entscheidungsprozessen weniger artikuliert, gehört und wahrgenommen werden. Dieser Effekt beeinträchtigt die gleichberechtigte Partizipation der Geschlechter und somit unseren demokratischen Diskurs. Demokratie und Gleichberechtigung gehören zusammen, wir alle tragen Verantwortung gegen jegliche Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen und nicht aus Bequemlichkeit wegzuschauen.