Geschlechtersensible Sprache

Durch geschlechtersensible Sprache wird die Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung aller Geschlechter sprachlich zum Ausdruck gebracht. Sie zu nutzen, bedeutet, alle Geschlechter in die Sprache zu integrieren bzw. niemanden verbal auszuschließen. Das heißt, dass in der Sprache neben Männern auch Frauen und Menschen weiterer Geschlechter sichtbar werden oder alternativ geschlechtsneutrale Formulierungen gewählt werden.

Was verstehen wir unter geschlechtersensibler Sprache?

Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren. Allgemein können zwei Möglichkeiten der geschlechtersensiblen Sprache unterschieden werden: die Sichtbarmachung von Geschlechtervielfalt und die geschlechtsneutrale Formulierung. Die Sichtbarmachung von Geschlechtervielfalt kann in Texten durch bestimmte Zeichen erfolgen. Derzeit gibt es drei gängige Zeichen, die alle Geschlechter abbilden bzw. für die Vielfalt von Geschlechtsidentitäten stehen:

• der Doppelpunkt : Beispiel: Professor:innen

• der Asterisk, auch Genderstern genannt * Beispiel: Professor*innen

• der Unterstrich, auch Gendergap genannt _ Beispiel: Professor_innen

Wie wir sprechen und andere Menschen anreden, bringt unsere Einstellung ihnen gegenüber zum Ausdruck. Mit dem Einsatz geschlechtersensibler Sprache zeigen wir unsere Wertschätzung und unseren Respekt gegenüber allen Menschen. Es geht nicht darum, auf die eine vermeintlich „richtige“ Art und Weise geschlechtersensibel zu sprechen und zu schreiben, sondern darum, es anzugehen und auszuprobieren. Neben der (Schrift-)Sprache prägen auch Abbildungen unsere Wahrnehmung der Realität und spiegeln die Werte und Kultur der TU Darmstadt wider.

Sprache prägt unsere Wahrnehmung der Realität. Lesen oder hören wir die männliche Form, denken wir meist ganz automatisch an Männer. Lesen Sie den Satz: „Die Professoren treffen sich im Labor.“ Welches Bild erscheint in Ihrem Kopf? Haben Sie eine Gruppe männlicher Professoren vor Augen? Dann geht es Ihnen wie vielen anderen Menschen. Dieser Zusammenhang zwischen Sprache und Denken wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Durch geschlechtersensible Sprache werden alle Geschlechter sichtbar und somit auch Frauen und geschlechterdiverse Menschen mitgedacht. Unbewusste Denkmuster können so durchbrochen werden.

Sprache hat auch Auswirkungen auf unser Handeln. Der Satz „Werden Sie Student im Maschinenbau!“, kann dazu führen, dass sich Frauen nicht angesprochen fühlen. Wird stattdessen geschlechtersensible Sprache genutzt, kann dies dazu führen, dass sich Menschen aller Geschlechter angesprochen und dadurch eher zu einer Bewerbung für den Studiengang ermutigt fühlen. Dies ist eine Möglichkeit unter vielen zu signalisieren, dass Frauen und geschlechterdiverse Menschen selbstverständlicher Teil der Studien- und Fachgemeinschaft und willkommen sind. Besonders in Bereichen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind, wie dem MINT-Bereich, können hierdurch Hürden abgebaut werden.

In einer Studie der Freien Universität Berlin wurde z.B. untersucht, wie sich die Nutzung geschlechtersensibler Sprache auf die Selbsteinschätzung zur Ergreifung eines Berufs auswirkt. In der Studie wurden rund 600 Schulkindern im Alter von sechs bis zwölf Jahren Berufsbezeichnungen vorgelesen. Manchen Schulklassen wurden die Berufsbezeichnungen in männlicher und weiblicher Form vorgelesen (z.B. Ingenieurinnen und Ingenieure). Anderen Schulklassen wurden die Berufsbezeichnungen nur in der männlichen Form vorgelesen (z.B. Ingenieure). Die Kinder sollten anschließend u.a. einschätzen, ob sie sich selbst zutrauten, den vorgelesenen Beruf zu ergreifen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Kinder – unabhängig ihres eigenen Geschlechts – einen stereotypisch männlichen Beruf als für sie erreichbarer einschätzten, wenn sowohl die männliche als auch die weibliche Form genannt wurden anstatt nur die männliche Form.

Blinde und sehbehinderte Menschen nehmen Texte vorwiegend hörend (zum Beispiel via Screenreader oder Assistenzen) auf. Zeichen, die Geschlechtervielfalt sichtbar machen, wie der Doppelpunkt, sind für sie problematisch. Wenn alle Geschlechter sprachlich inkludiert werden sollen, sind aus Perspektive des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands e.V. (DBSV) geschlechtsneutrale Formulierungen (Studierende) am besten geeignet. Auch die Nennung der weiblichen und männlichen Form (Studentinnen und Studenten) ist barrierefrei, wobei der DBSV selbst kritisch anmerkt, dass dadurch nicht alle Geschlechter eingeschlossen werden.

Grundsätzlich sollten alle Menschen im persönlichen Kontakt ihren Wünschen entsprechend angesprochen werden. Wenn die individuell bevorzugte Anrede nicht bekannt ist und Sie unsicher sind, fragen Sie nach, mit welcher Anrede sich die Person identifiziert. Bitte berücksichtigen Sie, dass vom Vornamen nicht automatisch auf die Geschlechtsidentität geschlossen werden kann. Wenn Ihnen bekannt ist, dass eine Person geschlechterdivers ist, sollten Sie diese Person nach ihren Wünschen ansprechen. Wenn die Geschlechtsidentität einer Person bekannt ist, können Sie bei Frauen selbstverständlich weiterhin die Anrede Sehr geehrte / liebe Frau Nachname und bei Männern die Anrede Sehr geehrter / lieber Herr Nachname verwenden.

Geschlechter- und diversitätssensible Bildsprache manifestiert sich in der Gesamtheit der Bilder eines (Fach-)Bereichs. Ziel von geschlechter- und diversitätssensibler Bildsprache ist, Rollen und Aufgaben hinsichtlich der Geschlechter ausgewogen darzustellen. Vermeiden Sie daher die Reproduktion von traditionellen Rollenvorstellungen sowie kulturellen Klischees. In der Bildsprache kann auch bewusst ein Unterschied zwischen aktueller Realität und Ziel gezeigt werden, d.h. mit Bildern können Veränderungsziele transportiert werden (bspw. hinsichtlich des Frauenanteils oder der Diversität der Mitglieder der TU Darmstadt). Wir empfehlen:

  • Bilder, auf denen Personen zu sehen sind, sollen die Vielfalt der Menschen an der TU Darmstadt abbilden.
  • Idealerweise wird auf eine ausgewogene Darstellung aller Geschlechter geachtet und einer Unterrepräsentanz von Frauen entgegengewirkt.
  • Alle Geschlechter sollen als gleichwertig dargestellt werden. Dabei kann es helfen, sich zu fragen, ob Rollenklischees reproduziert werden.
  • Einseitig stereotype Darstellungen von Frauen* und Männern* und sollen vermieden werden.