„Das Stipendium hat mein Leben verändert“

Informatikstudent Ahmad Hamad im Porträt

20.10.2021 von

Ahmad Hamad ist zielstrebig. Im dritten Semester studiert der 21-Jährige Informatik an der TU Darmstadt. Der junge Syrer hat nicht nur die Sprachprüfungen für die Studienzulassung innerhalb kürzester Zeit mit Bravour absolviert. Er hat es auch geschafft, zunächst das HessenFonds-Stipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst zu erhalten und nun als Stipendiat in die Studienstiftung des Deutschen Volkes aufgenommen zu werden. Ein Erfolg, zu dem er als studentische Hilfskraft der International Student Services der TU jetzt ebenso anderen geflüchteten und internationalen Studierenden verhelfen möchte.

Ahmad Hamad am Campus Stadtmitte der TU Darmstadt.

Im Juni kam die erlösende Nachricht, auf die Ahmad Hamad gehofft hatte. Im Sommer teilte die Studienstiftung des Deutschen Volkes dem Informatik-Studenten der TU Darmstadt mit, dass seine Bewerbung erfolgreich war und er fortan mit einem der so begehrten Vollstipendien unterstützt wird. „Das ist eine große Chance“, freut sich der 21-Jährige. „Jetzt muss ich mir keine Sorgen mehr machen, wie ich meine Miete oder meinen Unterhalt bezahle und kann mich voll auf mein Studium konzentrieren.“ Als Stipendiat der Studienstiftung erhält der junge Student neben einer ideellen Förderung durch Workshops oder Coachings jeweils 300 Euro monatlich sowie eine Unterstützung in Höhe des BAföG-Satzes. Das Stipendium gilt für das Bachelor- und auch das Masterstudium.

Begeisterung, fremde Sprachen zu lernen

Auf Ahmad Hamad aufmerksam geworden war Aaron Szczerba vom Dezernat Internationales der TU Darmstadt schon früh. Szczerba, im Referat Willkommen und Wohnen zuständig für die Zentrale Koordinierungsstelle für Flüchtlingsintegration (ZKF), begleitet den jungen Syrer bereits seit den studienvorbereitenden Sprachkursen, die das Sprachenzentrum der TU in Zusammenarbeit mit der ZKF anbietet. Hamad absolvierte die Kurse erfolgreich innerhalb kürzester Zeit. „Ich bin sprachbegabt“, sagt der 21-Jährige fast ein wenig verlegen. Schon in der Schule in seiner Heimat fiel ihm Englisch leicht. Als er 2018 mit seiner Mutter dem Vater nach Deutschland und Darmstadt folgte, konnte er kein Wort Deutsch, lernte die Sprache aber binnen weniger Monate. Zunächst bis B1-Niveau in einem Spracheninstitut in der Stadt und danach in besagten Kursen der TU Darmstadt, wo er so schnell wie kaum jemand vorher das C1-Zertifikat erlangte und auch die DSH-Prüfung, die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang, ablegte. Seine Alltagssprache, erzählt er lachend, trainierte er dann in einem Nebenjob als Straßenwerber für die Organisationen „World Vision“ und „UNHCR“ in den Fußgängerzonen hessischer Klein- und Großstädte. „Ich verstehe jetzt sogar ein bisschen Hessisch“, sagt er.

Bildung für eine bessere Zukunft

Hamad stammt aus einer Akademiker-Familie. Sein Vater war in Syrien Architekt, die Mutter Bauingenieurin, seine Schwestern studierten Zahnmedizin, Bauingenieurwesen und Pharmazie. „Bildung war immer wichtig in meiner Familie. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass bessere Bildung auch eine bessere Zukunft bedeutet“, sagt er. Dass er in Deutschland studieren würde, stand für den jungen Syrer fest. Auch, dass es an der TU Darmstadt sein sollte. Für seinen ursprünglichen Wunschstudiengang Medizintechnik bekam er jedoch keine Zulassung und so wurde es am Ende Informatik. „Das passt auch sehr gut“, sagt er. „Damit eröffnen sich viele Möglichkeiten“, ist er sicher. Beispielsweise ein anschließendes Masterstudium in medizinischer Informatik. Dass er wegen der Corona-Pandemie bisher nur einen digitalen Studienalltag erleben konnte, erschwert zuweilen die Motivation für „die rein theoretischen Fächer“, sagt er. Kommilitoninnen und Kommilitonen hat er meist nur per Zoom getroffen und freut sich auf die Zeit, wenn Live-Vorlesungen und reale Lerngruppen wieder möglich sein werden. Dennoch, sagt er, ist das Studium bisher gut für ihn gelaufen.

„Bildung war immer wichtig in meiner Familie. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass bessere Bildung auch eine bessere Zukunft bedeutet“

Stipendium als große Chance

Aaron Szczerba erkannte sein Talent und unterstützte ihn, zunächst bei der Bewerbung um ein HessenFonds-Stipendium des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (HMWK), für das er ebenfalls angenommen wurde. Brigitta Völkel, Bereichsleitung für Deutsch als Fremdsprache für Geflüchtete vom Sprachenzentrum der TU, und Aaron Szczerba machten den Informatik-Studenten schließlich auch auf das Auswahlverfahren für das Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes aufmerksam und unterstützten Ahmad Hamad bei der Vorbereitung für die Bewerbung, bei Lebenslauf und Motivationsschreiben. Beim Online-Auswahlwochenende musste der 21-Jährige eine Präsentation halten und eine Diskussion bestehen. Hamad hatte sich dabei für das Thema „Social Engineering“ entschieden.

Hamad gibt sein Wissen weiter

Die Freude, dass er ausgewählt wurde als Vollstipendiat, ist groß. Nicht nur finanziell ist es eine Hilfe, sondern auch die ideelle Förderung eine Chance. „Das Stipendium eröffnet neue Möglichkeiten und Kontakte. Ich lerne neue Menschen kennen, die schon Erfahrungen und Erfolge gesammelt haben. Von ihnen kann ich lernen“, ist er überzeugt. Eine Möglichkeit, die der junge Syrer weitervermitteln möchte. Seit rund drei Monaten arbeitet er neben dem Studium bei den International Student Services der TU Darmstadt im Bereich „Stipendien“. Zwei Tage die Woche berät er nun selbst bei Fragen zu Lebenslauf und Motivationsschreiben und gibt sein Wissen an andere internationale Studierende weiter. „Das Stipendium hat mein Leben verändert“, sagt er.

International Student Services

Die International Student Services (ISS) betreuen und unterstützen internationale Studierende, geflüchtete Studieninteressierte und Austauschstudierende in allen nicht-akademischen Bereichen.

Weiterführende Informationen zu Studienfinanzierung und Stipendien für internationale Studierende

International Student Services

Zentrale Koordinierungsstelle für Flüchtlingsintegration