LogiNet macht neuronale Netze „grüner“ und transparenter
Professorin Grace Li Zhang mit ERC Starting Grant ausgezeichnet
04.09.2025
TU-Professorin Grace Li Zhang ist für ihr Forschungsvorhaben „LogiNet“ vom Europäischen Forschungsrat ERC mit einem Starting Grant ausgezeichnet worden. Sie erhält rund 1,5 Millionen Euro. LogiNet verfolgt einen neuen Ansatz, um neuronale Netze – das Herz vieler Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) – energieeffizienter und nachvollziehbarer auszuführen. LogiNet entwickelt nicht nur neue Lösungen für grüne KI, von der Wirtschaft und Umwelt profitieren, sondern legt auch den Grundstein für neue Richtungen wie die logikbasierte DNN-Validierung im Zeitalter von Large-Scale-Modellen, die unsere Gesellschaft inzwischen grundlegend beeinflussen.

LogiNet – „Logic-Driven Efficient Computing and Analysis of Deep Neural Networks on Hardware“ – beschäftigt sich mit Deep Neural Networks (DNN), auf Deutsch: tiefe neuronale Netze. DNN sind die Algorithmen, mit denen Künstliche Intelligenz realisiert wird. Sie orientieren sich am Aufbau des menschlichen Gehirns und bestehen aus vielen Schichten, von denen jede Daten ein wenig anders verarbeitet und dann intern weitergibt. DNN haben in vielen Bereichen große Durchbrüche erzielt und stecken zum Beispiel hinter Anwendungen wie Bilderkennung oder Textübersetzung. Allerdings brauchen sie eine enorme Rechenleistung: Die in ihnen ständig ablaufenden Multiplikationen und Additionen, sogenannte „Multiply-Accumulate“-Operationen (kurz MAC), sind aufwendig und verbrauchen auf heutiger Computerhardware sehr viel Energie.
Logische Struktur und Funktion der Netze im Fokus
Bisher konzentriert sich die Forschung darauf, MAC-Operationen einfach zu beschleunigen, anstatt ihre tatsächlichen Logikfunktionen nach dem Training zu untersuchen. Die blinde Ausführung massiver MAC-Operationen führt neben großem Energieverbrauch auch dazu, dass sich schwer nachvollziehen lässt, warum ein KI-System zu einem bestimmten Ergebnis kommt. Interne Entscheidungsprozesse von DNN lassen sich kaum untersuchen und verifizieren.
Diese Probleme geht ( Professorin Grace Li Zhang, Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik) im Rahmen von LogiNet an. Sie untersucht eine neue Möglichkeit zur Ausführung von DNN, die die logische Struktur und die hochabstrakte Funktion der Netze in den Mittelpunkt stellt. Statt nur die Rechenleistung zu verbessern, schaut das Projekt auf die logische Struktur von neuronalen Netzen – also darauf, was die Netzwerke wirklich tun. Die Idee ist, bereits gelernte Daten („Gewichte“) direkt in einfache logische Schaltungen von MAC-Operationen umzuwandeln und sie sozusagen fest zu verdrahten. Das spart Komplexität, Rechenaufwand, Datenverkehr und Energie. Gleichzeitig lässt sich dann auch besser verstehen, wie die Netzwerke Entscheidungen treffen. LogiNet analysiert die Eigenschaften von DNN, wie zum Beispiel Hardware-Zuverlässigkeit und Fairness bei der Entscheidungsfindung. Fachgebiet Hardware für Künstliche Intelligenz
Die Forschungen sollen die Grundlage dafür legen, dass DNN weniger Energie verbrauchen und so dem Ziel „Green AI“ näher rücken, und das auf verschiedensten Hardware-Plattformen vom kleinen Sensor bis zum großen Rechenzentrum. Zudem wird das Projekt dafür sorgen, dass neuronale Netze im Hinblick auf Transparenz, Fairness und Zuverlässigkeit besser analysiert werden können.
Zur Person
Grace Li Zhang ist seit Oktober 2022 Assistenzprofessorin für Hardware für Künstliche Intelligenz am Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik der TU Darmstadt. Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen dort unter anderem auf der Erforschung effizienter Hardware-Software-Architekturen für maschinelles Lernen, neuronalen Netzen mit neuen Bauelementen, Erklärbarkeit von KI und neuromorphem Computing. Zhang promovierte und habilitierte sich an der TU München. Für ihre Forschungsarbeiten wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sie ist international vernetzt und gehört mehreren Fachgesellschaften an. Seit 2022 ist sie Mitglied bei , dem hessischen Zentrum für Künstliche Intelligenz. hessian.AI
ERC Starting Grant
werden vom „ERC Starting Grants“ an Wissenschaftler:innen aus allen Disziplinen bis zu sieben Jahre nach der Promotion vergeben. Mit der Auszeichnung will die Europäische Union herausragende Forschung und Early-Career-Wissenschaftler:innen fördern. Der „Starting Grant“ richtet sich an Forschende am Beginn ihrer Karriere, die schon exzellente Arbeiten vorweisen können und eine eigenständige Forschung oder eine eigene Arbeitsgruppe aufbauen möchten. Europäischen Forschungsrat (ERC)
sip