Als Unite!-Universität setzt die TU Darmstadt auch 2025 das Ziel des Unite!-Gastprofessor:innen-Programms fort, herausragende internationale Talente anzuziehen, um die Interdisziplinarität in der Lehre und didaktische Innovation durch internationale Erfahrung zu fördern. Elf Gastprofessor:innen von sechs Unite!-Universitäten ergänzen Lehre und Forschung an sieben Fachbereichen der TU Darmstadt. In einer Podiumsrunde stellten sich die Gastprofessor:innen zum Tag der Lehre 2025 vor.
Wie wichtig solcher Austausch in der Forschung ist, betont Professor Thomas Walther, TU-Vizepräsident für Innovation und Internationales: „Das Angebot von Gastprofessuren innerhalb unserer Europäischen Universitätsallianz Unite! trägt maßgeblich zu Internationalität, Diversität und Forschungsvielfalt der TU Darmstadt und der Allianz bei. Es schafft die Möglichkeit, seitens der Lehrenden wertvolle Erfahrungen im Ausland zu sammeln, seitens der gastgebenden Fachbereiche Kurse anzubieten, die ihr reguläres Curriculum ergänzen, und seitens der Studierenden erweitern Optionen für (externe) Abschlussarbeiten Forschungs- und Tätigkeitschancen. Auf diese Art ist der persönliche Kontakt ein wesentliches Gelingenselement, die Europäische Einigungsidee zum Leben zu erwecken und bringt uns dem gemeinsamen Vorhaben der Schaffung eines Europäischen Hochschul- und Forschungsraums wieder einen Schritt näher.“
Nach einer erfolgreichen ersten Runde im Wintersemester 2024/2025 mit vier Gastprofessoren starten dieses Jahr insgesamt elf Gastprofessor:innen, die wir hier im Interview porträtieren:
Ali Amiri ist Experte für nachhaltiges Bauen, Materialökologie und zirkuläre Bauprozesse. An der Aalto University forscht er zur Integration von Lebenszyklusanalysen in Architektur und Bauwesen. Seine Arbeit verbindet ökologische Bewertung mit innovativen Baupraktiken und trägt zur Entwicklung klimaneutraler Gebäudekonzepte bei. An der TU Darmstadt unterstützt er Lehre und Forschung am Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen. Thema seiner Lehrveranstaltung „Life Cycle Assessment for Sustainable Building”.
Warum sollten sich Studierende für Ihr Fachgebiet interessieren? Was macht es spannend?
Die Art und Weise, wie wir unsere Städte planen und bauen, beeinflusst unmittelbar den Klimawandel, den Ressourcenverbrauch und die Lebensqualität. Gebäude stehen oft über Jahrzehnte, manchmal sogar über ein Jahrhundert – die heute getroffenen Entscheidungen prägen also das Leben kommender Generationen. Mein Fachgebiet beschäftigt sich damit, das Bauen nachhaltiger zu gestalten – etwa durch den Einsatz von Holz als konstruktivem Baustoff, die Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden oder die Planung für eine spätere Wiederverwendung von Materialien. Diese Ansätze sind keine theoretischen Konzepte, sondern verändern bereits heute Stadtentwicklung und Baupraxis in vielen Ländern.
Für Studierende ist dieses Feld besonders spannend, weil es die Möglichkeit bietet, sichtbare und wirksame Veränderungen zu gestalten. Es vereint ingenieurwissenschaftliches Know-how mit Kreativität und gesellschaftlicher Verantwortung. Zudem ist es ein sehr interdisziplinäres Arbeitsfeld, in dem Ingenieur:innen, Architekt:innen, Stadtplaner:innen, Umweltwissenschaftler:innen und politische Entscheidungsträger:innen eng zusammenarbeiten. Das heißt: Die im Studium erworbenen Fähigkeiten lassen sich direkt in realen Projekten anwenden – vom Bau energieeffizienter Gebäude bis zur Entwicklung von Städten, die Klimaziele erreichen können. Die Wirkung der eigenen Arbeit ist in diesem Berufsfeld unmittelbar sichtbar.
„Wenn ich heute studieren würde, dann würde ich…“
…eine möglichst breite Grundlage schaffen – nicht nur im Bereich Bauingenieurwesen, sondern auch in Nachhaltigkeitspolitik, Wirtschaft und Stadtplanung. Technische Lösungen entfalten ihre Wirkung erst, wenn sie im Gesamtkontext verstanden werden. Entscheidungen im Bauwesen sind nie nur technischer Natur – sie betreffen auch Menschen, Budgets, Gesetze und kulturelle Rahmenbedingungen. Wer verschiedene Perspektiven kennt, findet kreativere und tragfähigere Lösungen.
Ich würde auch früh internationale Erfahrungen sammeln – sei es durch Kurzaufenthalte, Summer Schools oder digitale Kooperationsprojekte. Der Austausch mit anderen akademischen Kulturen und Arbeitsweisen zeigt, wie unterschiedliche Länder ähnliche Herausforderungen angehen. Und er schult wichtige Kompetenzen wie Flexibilität, Kommunikation und Teamarbeit – Fähigkeiten, die in jeder beruflichen Richtung von Bedeutung bleiben.
Worauf freuen Sie sich in Deutschland besonders?
Ich freue mich darauf, Teil des akademischen und gesellschaftlichen Lebens in Deutschland zu sein. Deutsche Universitäten verbinden Forschung, Praxis und Innovation in besonderer Weise – ein Umfeld, das inspiriert und von dem ich viel lernen möchte, insbesondere im Austausch mit Kolleg:innen und Studierenden. Ich hoffe auch, die deutsche Sprache zumindest auf Anfängerniveau zu lernen – denn Sprache verbindet und eröffnet einen tieferen Zugang zur Kultur.
Abseits der Universität freue ich mich darauf, das Land zu entdecken – besonders der Süden Deutschlands, die Alpen, Naturlandschaften und historische Städte interessieren mich. Und, zugegeben: Ich bin neugierig auf die berühmten Autobahnen ohne Tempolimit – ob ich mich traue, schnell zu fahren oder doch lieber langsam, weiß ich noch nicht. Vielleicht frage ich einfach alle um Rat.
Insgesamt freue ich mich darauf, zu lernen, Neues zu entdecken und Teil der Gemeinschaft zu sein.
Dr. Chellapurath arbeitet an der Schnittstelle von Robotik, Biomechanik und Künstlicher Intelligenz. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf bio-inspirierten Systemen, die menschliche Bewegungen verstehen und nachbilden. In seiner Lehre vermittelt er interdisziplinäre Kompetenzen in bionischer Robotik und Bewegungsanalyse. An der TU Darmstadt unterstützt er Lehre und Forschung im Fachbereich Humanwissenschaften. Thema seiner Lehrveranstaltung ist „Introduction to Bio-Inspired Robotics“.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Europäische Universitäten bieten ein einzigartiges Ökosystem, in dem Forschungsexzellenz, Offenheit und Vielfalt zusammenkommen. Als Marie Skłodowska-Curie Postdoktorand habe ich die Vorteile der europäischen, bottom-up-orientierten Forschungskultur aus erster Hand erlebt – eine Kultur, die Kreativität, Unabhängigkeit und fachübergreifende sowie grenzüberschreitende Zusammenarbeit fördert. Programme wie Horizon Europe und Erasmus+ ermöglichen echte Mobilität und Interdisziplinarität, indem sie einen freien Austausch von Ideen zwischen Institutionen begünstigen. Lehre und Forschung in diesem Umfeld erlauben es mir, Ideen mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Kulturen auszutauschen, internationale Studierende gemeinsam zu betreuen und gemeinsam Bildungsinhalte zu entwickeln, die Europas kollektive Vision für Innovation und Inklusion widerspiegeln.
An der TU Darmstadt wird die Notwendigkeit von Interdisziplinarität besonders betont. Welche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen ergeben sich in Ihrer Forschung?
Meine Forschung und Lehre im Bereich bio-inspirierter Robotik weist Schnittmengen mit verschiedenen Disziplinen auf:
- Maschinenbau und Elektrotechnik – insbesondere im Hinblick auf Aktorik, Steuerung und mechatronische Integration.
- Biologie und Sportwissenschaft – zur Ableitung von Prinzipien der tierischen Fortbewegung und Biomechanik, die neue robotische Designs inspirieren.
An der TU Darmstadt passen diese Schnittstellen hervorragend zur kooperativen Haltung der Universität und den engen Verbindungen zwischen den Instituten. Gemeinsam entsteht so ein ideales Umfeld, um Biologie und Robotik über gemeinsame experimentelle und gestalterische Ansätze zu verbinden.
Worauf freuen Sie sich außerdem in Deutschland?
Ich habe bereits zwei Jahre in Deutschland gelebt, bevor ich nach Schweden gegangen bin – dieser Besuch fühlt sich deshalb ein wenig wie Heimkehr an. Ich freue mich darauf, alte Freund:innen und Kolleg:innen wiederzusehen, vertraute Orte erneut zu besuchen und die kleinen Dinge zu genießen, die ich vermisst habe: Wanderungen im Schwarzwald, regionale Küche – und natürlich viele Brezeln. Darüber hinaus bin ich gespannt, Deutschland erneut als Forschender zu erleben – diesmal durch die lebendige wissenschaftliche Gemeinschaft in Darmstadt.
Dr. Cuerda forscht in den Bereichen Nanophotonik, Quantenoptik und Plasmonik. Im Mittelpunkt seiner Arbeit steht die Wechselwirkung von Licht und Materie im Nanometermaßstab. Über seine Lehrveranstaltung „Quantum Plasmonics: From Principles to Current Trends“ bringt er aktuelle Entwicklungen aus der Quantenmaterialforschung in die physikalische Ausbildung am Fachbereich Physik der TU Darmstadt ein.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit. Initiativen wie Unite! bringen europäische Universitäten näher zusammen und fördern den Wissensaustausch – zum Nutzen sowohl der gastgebenden Hochschule als auch der Gastprofessor:innen. Persönliche Begegnungen zwischen Forschenden sind sehr wichtig, beschränken sich aber oft auf wenige Tage, etwa bei Konferenzen oder Symposien. Längere Aufenthalte wie dieser ermöglichen eine tiefere, authentischere Interaktion und den Aufbau tragfähiger wissenschaftlicher Kooperationen. Besonders schätze ich die Freiheit, mit mehreren Gruppen am Fachbereich Physik in Austausch zu treten, ihre Forschung im Detail kennenzulernen und auszuloten, wo ich am besten anknüpfen kann.
Wir leben den interdisziplinären Gedanken der Unite!-Allianz in besonderem Maße: Meine Forschung überschneidet sich kaum mit den bestehenden Arbeitsgebieten an der TU Darmstadt. Der längere Zeitraum der Gastprofessur erlaubt es mir, mit den verschiedenen Gruppen eine gemeinsame Sprache zu entwickeln und ein gegenseitiges Verständnis aufzubauen, aus dem eine substanzielle Zusammenarbeit wachsen kann. Gerade diese komplementäre Perspektive fördert Kreativität auf beiden Seiten und erhöht das Potenzial, dass die Ergebnisse nicht nur wissenschaftlich, sondern auch industriell und gesellschaftlich Wirkung entfalten.
Diese Gastprofessur ist nicht nur eine Gelegenheit für Studierende, ein Thema kennenzulernen, das an der TU Darmstadt bisher nicht unterrichtet wird, sondern auch für mich, den Kurs eigenständig zu konzipieren und mich mit den Grundlagen meines Fachs noch einmal intensiv auseinanderzusetzen. Bisher habe ich überwiegend vorgegebene Programme unterrichtet – etwa zu Quantenmechanik und Optik. Jetzt erstmals eine Lehrveranstaltung direkt zu meinem Forschungsgebiet zu entwickeln, ist für mich Herausforderung und Chance zugleich. Die hier gewonnene Lehrerfahrung erweitert mein Portfolio und wird mir bei Bewerbungen auf Assistenzprofessuren in Europa von großem Wert sein. Ich bin überzeugt, dass diese Position ein entscheidender Schritt in meiner wissenschaftlichen Laufbahn ist.
Warum sollten sich Studierende für Ihr Fachgebiet interessieren? Was macht es spannend?
Mein Fachgebiet ist Plasmonik – ein Forschungsbereich, der das Verhalten von Licht in unmittelbarer Nähe metallischer Nanostrukturen untersucht. Dadurch lassen sich Bauteile entwickeln, die Licht auf sehr kleinem Raum leiten und verstärken. Anwendungen finden sich etwa in der Sensorik, Photovoltaik, optischen Kommunikation oder Biomedizin.
Auch wenn das Fach nicht ganz neu ist, erschließen sich aktuell viele neue Richtungen. So können heute winzige, plasmonikbasierte Laser entworfen werden, die unabhängig von Defekten oder Unvollkommenheiten funktionieren. Die Integration magnetischer Materialien ist ebenfalls Realität und eröffnet eine bisher unerreichte Steuerbarkeit solcher Systeme. Im Zuge der Entwicklung quantentechnologischer Anwendungen lassen sich plasmonische Systeme mit einzelnen Quantenteilchen koppeln – zur Erzeugung und Lenkung einzelner Photonen auf einem Chip, bis hin zu photonischen Transistoren. Bei Mehrteilchensystemen entstehen sogar makroskopische Quantenzustände wie das Bose-Einstein-Kondensat. Sowohl theoretisch als auch experimentell entwickelt sich das Feld rasant.
Ich bin überzeugt, dass wir kurz vor einer neuen Generation von Anwendungen stehen, die bestehende Ansätze in der Quantenforschung sinnvoll ergänzen. Studierende, die jetzt einsteigen, haben die Chance, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und echten Impact zu erzielen.
„Wenn ich heute studieren würde, dann würde ich…“
Diese Frage ist sehr offen – man könnte sie auf viele Weisen beantworten. Ganz ehrlich: Ich wäre beeindruckt davon, wie schnell sich die Welt verändert. Beruflich stehen mit Künstlicher Intelligenz und Quantencomputing große technologische Umbrüche bevor. Als Student würde ich versuchen, mich darauf einzustellen – und gleichzeitig meinen eigenen Träumen folgen und meine Persönlichkeit entfalten.
Auf einer persönlicheren Ebene würde ich zudem versuchen, berufliche Ambitionen mit anderen Lebensbereichen in Einklang zu bringen: Freundschaften, Familie, Umwelt- und politisches Bewusstsein. Ich würde besser auf mich achten – durch bewusste Ernährung, einen aktiven Lebensstil und Entscheidungen, die sich gesund und verantwortungsvoll anfühlen. Es ist leicht, sich in Gedanken oder am Handy zu verlieren, aber das Leben passiert auch jenseits davon. Ich würde mich regelmäßig daran erinnern, Zeit im Freien zu verbringen, aktiv zu bleiben und mit Menschen persönlich in Kontakt zu treten.
Dr. Gierko ist Landschaftsarchitektin und Stadtforscherin mit den Schwerpunkten Stadtökologie, naturbasierte Gestaltung und thermischer Komfort. An der Wroclaw Tech leitet sie Projekte zur Bewertung messbarer Effekte bei der Verbesserung des Mikroklimas im öffentlichen Raum durch blau-grüne Infrastrukturlösungen. In ihrer Lehre legt sie besonderen Wert auf interaktive Lernformate und forschungsbasierte Ansätze. An der TU Darmstadt unterstützt sie Lehre und Forschung im Fachbereich Architektur. Das Thema ihrer Lehrveranstaltung lautet „Urban Ecology Lab – Rethinking Public Space Through Climate and Heritage”.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Das Unite!-Gastprofessor:innen-Programm bietet die Möglichkeit, in einem neuen, anregenden, internationalen Umfeld zu arbeiten und sich mit anderen Forschenden und Lehrenden auszutauschen. Ich war von Anfang an überzeugt, dass mein Aufenthalt auch ein Ausgangspunkt für künftige gemeinsame Lehrveranstaltungen der Wrocław Tech und der TU Darmstadt im Rahmen des Unite!-Netzwerks sowie eine Grundlage für Forschungskooperationen mit Wissenschaftler:innen des gastgebenden Fachgebiets und Fachbereichs sein könnte.
Warum sollten sich Studierende für Ihr wissenschaftliches Fach interessieren? Was macht es spannend?
Meine Forschung konzentriert sich auf Aspekte der Landschaftstransformation, des Mikroklimas und der natürlichen Umwelt in urbanisierten Räumen. In der Lehre verfolge ich derzeit das Ziel, Einzelpersonen und Gruppen von Studierenden zu einem kritischeren Denken und wissenschaftlich fundierten Arbeiten in ihren Projekten zu motivieren.
Heutige Städte sind zunehmend von der dringenden Notwendigkeit geprägt, gesunde, klimaresiliente und sozial inklusive urbane Umgebungen zu schaffen. Das Urban Ecology Lab, das ich als Seminar am Fachbereich Architektur angeboten habe, lädt Studierende ein, diese Fragestellungen aus einer besonderen Perspektive zu betrachten: durch Lernen aus der Vergangenheit für die Gestaltung der Zukunft. Das Seminar knüpft an das Erbe des Neuen Frankfurt der 1920er-Jahre an – ein ambitioniertes, modernes Stadtentwicklungsprogramm unter der Leitung von Ernst May – und untersucht, wie historische Ansätze zu Grünflächen, Wasser und öffentlichem Raum aktuelle Strategien für thermischen Komfort und Nachhaltigkeit beeinflussen können.
Das Seminar bietet eine praxisnahe Auseinandersetzung damit, wie blau-grüne Infrastrukturen das urbane Leben historisch geprägt haben und wie sie erneut zu zentralen Gestaltungsmitteln für lebenswerte, klimaorientierte Städte werden können. Die Studierenden wechseln von analogem zu digitalem Arbeiten, erstellen 3D-Modelle und führen Mikroklimasimulationen auf Basis realer Klimadaten durch. Diese digitalen Zwillinge ermöglichen das experimentelle Testen verschiedener Entwurfsinterventionen und die Bewertung ihrer räumlichen Auswirkungen auf thermischen Komfort und Umweltleistung. Das Seminar bietet somit die Chance, historisches Wissen, Feldforschung und digitale Werkzeuge miteinander zu verknüpfen, um einige der drängendsten Fragen der heutigen Stadtgestaltung anzugehen – durch die Verbindung von Beobachtung und Innovation zur Gestaltung der öffentlichen Räume von morgen.
An der TU Darmstadt wird der interdisziplinäre Ansatz besonders betont. Welche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen gibt es in deinem Forschungsfeld?
Mein Forschungsfeld beschäftigt sich mit natürlichen Umwelten in urbanisierten Gebieten, also mit sogenannter blau-grüner Infrastruktur oder naturbasierten Lösungen – damit besteht eine enge Verbindung zu den Geowissenschaften. Gemeinsame Anknüpfungspunkte gibt es auch zum Bau- und Umweltingenieurwesen, insbesondere da die Modelle mit Informationen über das physikalische Verhalten von Materialien in der Umgebung angereichert werden sollten. Der Abgleich von Modellen mit realen Messdaten wird durch verschiedene Sensoren ermöglicht, die beispielsweise Temperatur oder Luftfeuchtigkeit erfassen – hier ergeben sich Schnittstellen zur Elektrotechnik.
Die Städte von morgen existieren nicht ohne ihre Bewohner:innen – daher ist auch die Verbindung zu den Geistes- und insbesondere Sozialwissenschaften von großer Bedeutung.
„Wenn ich heute studieren würde, dann würde ich…“
Wenn ich heute Studentin wäre, würde ich versuchen, an so vielen außercurricularen Aktivitäten wie möglich teilzunehmen und neues Wissen zu erwerben. Nach meinem Abschluss zeigte sich, dass auch scheinbar unwichtige Fächer später von Nutzen waren. Deshalb lohnt es sich, jede Gelegenheit zu nutzen, die die akademische Ausbildung bietet.
Worauf freust du dich sonst noch in Deutschland?
Ich freue mich darauf, meine Deutschkenntnisse wieder zu verbessern, da sie über die Jahre etwas eingerostet sind. Ich hoffe, dass der Aufenthalt in Darmstadt auch eine gute Gelegenheit bietet, Hessen und die angrenzenden Bundesländer besser kennenzulernen.
Dr. Netto ist anerkannter Spezialist für Additive Fertigung, Werkstofftechnik und Leichtbau. Seine Forschung verbindet Materialwissenschaft und Maschinenbau mit einem Schwerpunkt auf neuen Fertigungstechnologien. Er ist aktiv an internationalen Projekten beteiligt, die auf die Optimierung nachhaltiger Produktionsprozesse abzielen. An der TU Darmstadt unterstützt er Lehre und Forschung im Fachbereich Maschinenbau. Thema seiner Lehrveranstaltung ist „Additive Manufacturing (Topics in Material Extrusion)“.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Für mich als Early-Career-Professor bietet die Teilnahme an diesem Programm eine einzigartige Gelegenheit, das im Master- und Promotionsstudium erworbene Wissen zu festigen und in hochwertige Lehre umzusetzen. Die Entwicklung und Durchführung eines innovativen Kurses in einem europäischen akademischen Umfeld ermöglicht nicht nur einen Beitrag zur Ausbildung von Studierenden mit unterschiedlichen Hintergründen, sondern auch die langfristige Weiterentwicklung meiner Forschungsschwerpunkte. Darüber hinaus bietet die Zusammenarbeit mit führenden Wissenschaftler:innen eine besondere Chance für kontinuierliches Lernen, interdisziplinären Austausch und den Aufbau starker internationaler Netzwerke, die in zukünftige gemeinsame Projekte und nachhaltige wissenschaftliche Partnerschaften münden können.
Warum sollten sich Studierende für Ihr wissenschaftliches Fach interessieren? Was macht es spannend?
Additive Fertigung (Additive Manufacturing, AM) steht für ein disruptives technologisches Paradigma, das Produktentwicklung beschleunigt, Fertigungsprozesse flexibler macht und Materialabfälle reduziert. Innerhalb der AM-Methoden gehört die Materialextrusion (Material Extrusion Additive Manufacturing, MEX) zu den am weitesten verbreiteten Verfahren. Sie hat sich von der reinen Prototypenherstellung hin zur Produktion großer, funktionsfähiger Bauteile entwickelt. Besonders spannend ist die Weiterentwicklung schneckenbasierter Extrusionssysteme für AM-Anwendungen – ein Bereich, der sich noch in einem frühen Stadium befindet. Dieses aufstrebende Feld wird in den kommenden Jahren voraussichtlich zahlreiche Forschungsfragen und industrielle Anwendungsfelder hervorbringen und bietet Studierenden großes Potenzial für Innovation, berufliche Entwicklung und praxisrelevante Beiträge.
An der TU Darmstadt wird der interdisziplinäre Ansatz besonders betont. Welche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen gibt es in Ihrem Forschungsfeld?
Mein Forschungsfeld verbindet zentrale Aspekte der Werkstoffverarbeitung, des mechanischen Designs und der Fertigungsautomatisierung. Da der medizinische Sektor zu den wichtigsten Treibern der Additiven Fertigung gehört, ergeben sich häufig Schnittstellen zu den Biowissenschaften und den pharmazeutischen Wissenschaften. Darüber hinaus eröffnet die Entwicklung leistungsfähiger Materialien und maßgeschneiderter Produktionssysteme Anknüpfungspunkte zur Chemietechnik, zur Informatik – insbesondere im Bereich Prozessüberwachung und digitale Fertigung – sowie zum Wirtschaftsingenieurwesen im Hinblick auf Lebenszyklusanalysen und Produktionsoptimierung.
Dr. Komarizadehasl forscht im Bereich intelligentes Strukturmonitoring, Sensortechnologie und datenbasierte ingenieurwissenschaftliche Methoden. Seine Arbeit verbindet Bauingenieurwesen mit Informationstechnologien, um Sicherheits- und Nachhaltigkeitsstandards im Bauwesen zu verbessern. An der TU Darmstadt unterstützt er Lehre und Forschung im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwissenschaften. Thema seiner Lehrveranstaltung ist „Smart Structural Health Monitoring“.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Ich bin fest davon überzeugt, dass jede Kultur und jedes Land einzigartige Perspektiven in Forschung, Lehre und Zusammenarbeit einbringt. Als Gastprofessor an einer der führenden Universitäten Deutschlands wie der TU Darmstadt sehe ich großen Wert im interkulturellen Austausch: Europäische Kolleg:innen können diese Unterschiede unmittelbar erleben, innovative Ansätze aus anderen Blickwinkeln übernehmen und systemische Herausforderungen erkennen, die Insidern möglicherweise entgehen. Das bereichert nicht nur die Lehre durch neue Impulse, sondern stärkt auch Forschungsnetzwerke, fördert grenzüberschreitende Projekte und treibt europäische Innovation voran.
Warum sollten sich Studierende für Ihr wissenschaftliches Fach interessieren? Was macht es spannend?
Mein Fachgebiet – Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt auf Sensorentwicklung und KI-Integration – steht an der Spitze eines Wandels in der Überwachung von Infrastrukturen. Man stelle sich intelligente Städte vor, in denen Sensoren strukturelle Schwächen in Echtzeit erfassen oder KI Umweltgefahren vorhersagt, bevor sie eskalieren: Das ist keine Theorie, sondern angewandte Innovation, die zentrale Herausforderungen wie Klimawandel und Urbanisierung adressiert.
Als jemand, der seit sechs Jahren Teil von Unite! ist – angefangen in der Promotionsphase mit Lehrtrainings an Unite!-Universitäten wie der TU Darmstadt, Aalto, Grenoble und Torino neben meiner Heimathochschule UPC – bringe ich einen internationalen Blick in die Lehre. Diese „Co-Education“ im Netzwerk Unite! hilft mir, mit Studierenden unterschiedlicher kultureller Hintergründe zu arbeiten, komplexe Themen verständlich zu vermitteln und sie zu globalem Denken zu motivieren.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität besonders betont. Welche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen gibt es in Ihrem Forschungsfeld?
Als Bauingenieur mit Schwerpunkt Sensorentwicklung ist meine Arbeit von Natur aus interdisziplinär und weist zahlreiche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen an der TU Darmstadt auf, zum Beispiel:
- Elektrotechnik: Für die Sensorentwicklung ist Fachwissen in Elektronik, Signalverarbeitung und IoT-Konnektivität erforderlich.
- Informatik: Mein aktueller Fokus auf Künstliche Intelligenz erfordert Algorithmen für Datenanalyse und maschinelles Lernen; dies hat zu gemeinsamen Projekten mit Studierenden der Technischen Informatik geführt, etwa zur prädiktiven Modellierung im Infrastrukturbereich.
- Umweltingenieurwesen: Anwendungen im Bereich nachhaltiger Überwachung, etwa bei Erdbebenerkennung oder Hochwasserrisikobewertung, überschneiden sich hier. Interdisziplinäre Teams evaluieren ökologische Auswirkungen.
Ich betreue aktiv Master- und Promotionsstudierende aus diesen Fachbereichen und fördere fakultätsübergreifende Teams, die reale ingenieurwissenschaftliche Herausforderungen abbilden und innovative, ganzheitliche Lösungen entwickeln.
Dr. Kucner ist Informatiker und Robotikforscher mit den Schwerpunkten autonome Systeme, maschinelles Lernen und kollaborative Robotik. Er entwickelt Modelle für selbstlernende Roboter und intelligente Steuerungssysteme und ist an mehreren europäischen Forschungskooperationen beteiligt. An der TU Darmstadt unterstützt er Lehre und Forschung im Fachbereich Informatik. Thema seiner Lehrveranstaltung ist „Autonomous Systems and Robotics“.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Ein wesentlicher Vorteil besteht in der Möglichkeit, das eigene professionelle Netzwerk deutlich zu erweitern. Ein längerer Aufenthalt an einer Gasteinrichtung erlaubt es, enge Verbindungen zu Kolleg:innen und Forschungsgruppen aufzubauen. Das erleichtert tiefere Kooperationen und die Entwicklung tragfähiger, langfristiger Partnerschaften. Darüber hinaus eröffnet sich die Chance, mit Disziplinen außerhalb des eigenen Fachgebiets in Kontakt zu treten. Diese interdisziplinäre Perspektive kann neue Ansätze für bestehende Forschungsfragen anregen und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit über Fachgrenzen hinweg schaffen.
Warum sollten sich Studierende für Ihr wissenschaftliches Fach interessieren? Was macht es spannend?
Meine Forschung beschäftigt sich mit räumlicher Mensch-Roboter-Interaktion – konkret damit, wie Roboter in unmittelbarer Nähe zu Menschen agieren können, ohne deren Ziele zu beeinträchtigen, sodass beide effektiv arbeiten können. Um das zu ermöglichen, arbeite ich an zwei miteinander verknüpften Herausforderungen.
Erstens: Roboter müssen menschliche Verhaltensnormen verstehen können. Während dieses Thema traditionell im Kontext direkter Kommunikation untersucht wurde, liegt mein Fokus auf der Kodierung eines allgemeinen Verständnisses akzeptierter Bewegungsmuster von Menschen.
Zweitens: Auf Basis dieses Verständnisses sollen Roboter in der Lage sein, eigene Handlungen so zu planen und umzusetzen, dass sie diese impliziten sozialen Regeln respektieren – um sich nahtlos in menschliche Umgebungen einzufügen.
Ich finde dieses Thema besonders spannend, da es an der Schnittstelle verschiedener Disziplinen liegt: Informatik (insbesondere KI, maschinelles Lernen, Planung und logisches Schließen), Robotik, Soziologie, Psychologie und Architektur. Daraus ergeben sich zahlreiche Chancen für interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Außerdem etabliert diese Forschung ein neues Konzept von Mensch-Roboter-Interaktion, das auf Koexistenz basiert. In einer Zukunft, in der Roboter unsere Lebensräume teilen, ohne zwangsläufig direkt mit uns zu interagieren, ist es entscheidend, dass sie ihre Aufgaben erfüllen, ohne unseren Alltag zu stören. Diese Forschungsrichtung unterstützt die Entwicklung einer neuen Generation intelligenter Maschinen, die sich an menschliche Umgebungen anpassen können.
In welchen Fachbereich würden Sie gerne Einblick gewinnen? Und warum?
Eine schwierige Frage. Aufgrund der Natur meiner Forschung würde ich am liebsten den Fachbereich Humanwissenschaften besuchen. Gespräche über menschliches Verhalten und wie es modelliert werden kann, finde ich besonders spannend. Trotz großer Fortschritte gelingt es uns bisher nur begrenzt, menschliches Verhalten für robotische Systeme adäquat abzubilden – was die Interaktion zwischen Mensch und Roboter zu einer besonderen Herausforderung macht. Ich glaube, ein solcher Austausch könnte spannende Forschungsideen hervorbringen und neue Kooperationsmöglichkeiten eröffnen.
Dr. Li ist Ingenieurwissenschaftler mit Spezialisierung auf Energiesysteme, Wasserstofftechnologien und Energiespeicherung. Seine Forschung konzentriert sich auf nachhaltige Lösungen im Energiesektor. Er bringt wertvolle Expertise in die Lehre zu grüner Energieinfrastruktur und Speichertechnologien ein. An der TU Darmstadt unterstützt er Lehre und Forschung im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik. Thema seiner Lehrveranstaltung ist „Elements of Hydrogen Systems and Storage“.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Ich sehe darin große Vorteile, da Europa ein einzigartig kooperatives akademisches Umfeld mit starken Traditionen in interdisziplinärer Forschung und offenem Wissensaustausch bietet. Für mein Fachgebiet „Multienergiesysteme mit Wasserstoffintegration“ stellt Europa fortschrittliche Infrastrukturen wie intelligente Netze, Wasserstoff-Wertschöpfungsketten, KI-Methoden und groß angelegte Erneuerbare-Energien-Projekte bereit, die wirkungsvolle Forschung ermöglichen.
Darüber hinaus schafft die kulturelle Vielfalt und die geografische Nähe europäischer Universitäten mehr Möglichkeiten für gemeinsame Betreuung von Studierenden, EU-weite Förderanträge und grenzüberschreitende Pilotprojekte. Für mich bedeutet die Teilnahme an Unite! nicht nur Lehre und Betreuung in Finnland und Deutschland, sondern auch die gemeinsame Entwicklung von Curricula und Forschung, die Europas grüne Transformation und die Ziele der Klimaneutralität unterstützen.
In welchen Fachbereich würden Sie gerne Einblick gewinnen? Und warum?
Ich würde gerne einen Tag im Forschungsfeld Energy and Environment (E+E) verbringen, insbesondere im Profilthema Integrierte Energiesysteme an der TU Darmstadt. Dieser Bereich konzentriert sich auf die Verknüpfung von Strom, Wärme und Mobilität, um auch unter schwankenden Bedingungen eine nachhaltige und klimaneutrale Energieversorgung sicherzustellen. Das deckt sich nahezu vollständig mit meiner Forschung zur optimalen Planung und zum Betrieb von Multienergiesystemen mit Wasserstoffintegration, KI-gestützter Optimierung und Resilienzsteigerung.
Durch die Teilnahme an Aktivitäten dieses Fachbereichs könnte ich mit Expert:innen zusammenarbeiten, die intelligente Energiekonzepte, sektorübergreifende Koordinationsstrategien und politische Rahmenbedingungen entwickeln. Dieser Austausch würde mir ermöglichen, meine KI- und Optimierungsmethoden mit den interdisziplinären Stärken der TU Darmstadt im Bereich Energiesystemintegration zu verknüpfen und gemeinsame Forschung zu Themen wie Sektorkopplung, Energiespeicherung und resilienter Betrieb von wasserstoffbasierten Systemen zu initiieren.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität besonders betont. Welche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen gibt es in Ihrem Forschungsfeld?
Meine Forschung weist von Natur aus zahlreiche Schnittstellen über die Elektrotechnik hinaus auf, zum Beispiel:
- Maschinenbau: Optimierung von Wasserstoffproduktion, Brennstoffzellen und Komponenten der Energiespeicherung
- Informatik: Entwicklung von KI, maschinellem Lernen und Digitalen Zwillingen für Energiesysteme
- Bau- und Umweltingenieurwesen: Integration von Energiesystemen in nachhaltige smarte Städte, Seehäfen und Flughäfen
- Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: Gestaltung von Energiemärkten, Politikforschung und Verhaltensaspekte der Energiewende
Ich sehe große Potenziale für interdisziplinäre Zusammenarbeit, etwa durch die Kombination von physikalisch informierter KI aus der Informatik mit energietechnischer Modellierung im Ingenieurwesen und der Analyse wirtschaftlicher Machbarkeit und politischer Auswirkungen mit den Sozialwissenschaften. Diese Art von Interdisziplinarität ist entscheidend, um Lösungen zu entwickeln, die technisch fundiert, wirtschaftlich umsetzbar und gesellschaftlich akzeptiert sind.
Dr. Malhi forscht im Bereich Künstliche Intelligenz, Regelungssysteme und algorithmische Transparenz. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung erklärbarer und ethisch verantwortungsvoller KI-Anwendungen. Sie setzt sich für interdisziplinäre Ansätze zwischen Informatik, Ingenieurwissenschaften und Ethik ein. An der TU Darmstadt unterstützt sie Lehre und Forschung im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik. Thema ihrer Lehrveranstaltung ist „Explainable and Ethical Artificial Intelligence for Control Systems”.
Dr. Nazarova arbeitet an der Schnittstelle von Medizintechnik, Signalverarbeitung und Künstlicher Intelligenz. Ihre Forschung konzentriert sich auf KI-gestützte Diagnostik und Neurotechnologien. Durch ihre Lehre schlägt sie eine Brücke zwischen Ingenieurwissenschaften und Medizin. An der TU Darmstadt unterstützt sie Lehre und Forschung im Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik. Thema ihrer Lehrveranstaltung ist „Neuroscience and Artificial Intelligence in Medicine“.
Dr. Steinbauer-Wagner ist Professor für Robotik und Künstliche Intelligenz an der TU Graz. Seine Forschungsschwerpunkte sind autonome Systeme, Robotersicherheit und lernbasierte Entscheidungsfindung. Mit seiner Lehrveranstaltung „Reliable Decision Making in Robotics“ stärkt er das Lehrprofil der TU Darmstadt im Bereich zuverlässiger robotischer Systeme, er unterstützt Lehre und Forschung im Fachbereich Informatik.
Unite! hat dieses Gastprofessor:innen-Programm initiiert. Welche weiteren Vorteile bieten Lehre und Forschung an einer europäischen Universität?
Europa ist in gewisser Weise kleinteilig strukturiert, mit zahlreichen verschiedenen Ländern und Regionen in enger Nachbarschaft. Das ermöglicht es, sehr leicht in unterschiedliche Kulturen einzutauchen, und auch die Mobilität von Studierenden zwischen den Regionen ist hoch. Europa bleibt seinen Grundwerten und seiner Offenheit weiterhin verpflichtet – Humanismus und das Engagement für benachteiligte Menschen spiegeln sich nach wie vor im Selbstverständnis europäischer Universitäten wider.
Warum sollten sich Studierende für Ihr wissenschaftliches Fach interessieren? Was macht es spannend?
Wir forschen im Bereich der Feldrobotik. Anwendungen finden sich etwa in der Katastrophenhilfe, der Forstwirtschaft oder in alpinen Dienstleistungsumgebungen. Viel Arbeit findet im Freien und unter herausfordernden Bedingungen statt – mit regelmäßigen praktischen Übungen über das ganze Jahr verteilt. Neben der technischen Umsetzung ist es entscheidend, im Team eng, kreativ und flexibel zusammenzuarbeiten, um eine Mission erfolgreich durchzuführen.
An der TU Darmstadt wird Interdisziplinarität besonders betont. Welche Schnittstellen zu anderen Fachbereichen gibt es in Ihrem Forschungsfeld?
Meine Robotikforschung ist in der Informatik verankert. Wir arbeiten intensiv mit der Elektrotechnik zusammen, um komplexe Steuerungsprobleme zu lösen, mit dem Maschinenbau für den Bau komplexer Roboterplattformen, mit der Geodäsie zur Modellierung und Interpretation großer Umgebungsrepräsentationen sowie mit der Psychologie, um die Akzeptanz und das Vertrauen in autonome Roboter zu untersuchen und zu verbessern.
Neben den internationalen Perspektiven rückte der Tag der Lehre auch universitätsinterne Entwicklungen in den Fokus. In Präsentationen und Diskussionsrunden thematisierten Lehrende, Studiendekan:innen und Studierende aktuelle Herausforderungen wie begrenzte finanzielle Ressourcen, aufwändige Prozesse bei der Studiengangsentwicklung sowie Fragen der Studierbarkeit und des Studienerfolgs. Eine Keynote zu Zukunftskompetenzen gab Impulse zur Weiterentwicklung von Lehre und Curricula. Lehrende und Studierende sprachen sich für eine stärkere Integration digitaler und hybrider Formate aus, um zeitgemäße Lernumgebungen zu gestalten. TU-Vizepräsident Warzecha lud dazu ein, im Dialog über Handlungsoptionen innerhalb bestehender Rahmenbedingungen zu bleiben und neue Lösungsansätze gemeinsam zu entwickeln.
Tag der Lehre an der TU Darmstadt
Der Tag der Lehre, organisiert vom Referat „Studienprogramme und Qualitätssicherung“ des Dezernats „Studium und Lehre, Hochschulrecht“ findet alljährlich statt. Der Vizepräsident für Studium und Lehre sowie Diversität lädt alle interessierten Mitglieder der Universität ein, sich vor Ort zu Themen aus Studium und Lehre auszutauschen.
Im Vormittagsprogramm berichten die Studiendekan:innen über die Herausforderungen in den Fachbereichen. Die Studierenden schließen sich mit ihrer Sicht auf den Studierendenalltag an. Am Nachmittag wird in Workshops und Vorträgen ein Schwerpunktthema in den Fokus genommen.
Im Rahmen der Veranstaltung wird zudem das Zertifikat Hochschullehre den Absolvent:innen überreicht. Im Anschluss an den Tag der Lehre findet die Preisverleihung des Athene Preise für Gute Lehre der Carlo und Karin Giersch-Stiftung statt. Alle Preise würdigen die akademische Lehre an der TU Darmstadt.
mho