Herausragende Leistungen

HessenFonds unterstützt syrischen TU-Studenten Hatem Aljaber

23.07.2024 von

Mit den HessenFonds Stipendien will das hessische Ministerium für Wissenschaft und Forschung besonders begabte und leistungsstarke geflüchtete Studierende fördern. Der syrische Maschinenbaustudent Hatem Aljaber, der an der TU Darmstadt Aerospace Engineering im Master studiert, ist einer davon. Bevor er flüchten musste, war er an seiner Alma Mater in Damaskus unter den besten Studierenden seines Jahrgangs.

Hatem Aljaber auf dem Flugplatz in Egelplatz im Rahmen eines Experiments für ein Kursprojekt.
Hatem Aljaber auf dem Flugplatz in Egelplatz im Rahmen eines Experiments für ein Kursprojekt.

Ein bisschen Stolz schwingt mit, wenn Hatem Aljaber von seiner Studienzeit in Syrien berichtet. Seinen Bachelorabschluss in Luft- und Raumfahrttechnik hat der 32-Jährige 2015 am „Höheren Institut für Angewandte Wissenschaften und Technologie“ in Damaskus gemacht. „Dort wurden nur die besten 15 Prozent der Abiturienten in meinem Land aufgenommen“, erzählt er. Danach arbeitete er fünf Jahre als Ingenieur, bevor er mit seiner Familie vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat fliehen musste. Hatem Aljaber stammt aus Aleppo, der Metropole im Norden des Landes, die heute in Ruinen liegt und zum Symbol des blutigen Konfliktes geworden ist. Aljaber floh zusammen mit seiner Frau nach Deutschland, seit 2022 ist er an der TU Darmstadt immatrikuliert.

Der junge Syrer hat sich für den englischsprachigen Masterstudiengang Aerospace Engineering eingeschrieben. „Für Darmstadt aber habe ich mich wegen der TU entschieden, die meiner Meinung nach eine der wichtigsten technischen Universitäten in Deutschland und Europa ist“, sagt er. Auch seine Frau, eine Elektroingenieurin, will an der TU weiterstudieren und ihren Master machen. Aljaber stammt aus einer Akademikerfamilie. Er ist eines von sechs Kindern, die fast alle einen Studienabschluss haben. Drei Geschwister haben Jura und Wirtschaft studiert, ein Bruder arbeitet als Arzt. Seine gesamte Familie – auch die Eltern – lebt heute in Deutschland.

HessenFonds für Geflüchtete und Verfolgte

Vom HessenFonds Stipendium hat er über die Zentrale Koordinierungsstelle für Flüchtlingsintegration an der Universität erfahren. „Dort ist man sehr hilfsbereit“, lobt er. Das Unterstützungsprogramm des Landes für Geflüchtete und Verfolgte existiert seit 2016/2017 in drei Förderlinien – neben Promovierenden und Wissenschaftler:innen ist eine davon auch für geflüchtete Studierende aufgelegt worden. Gefördert werden sollen Bewerber und Bewerberinnen, die mit herausragenden Leistungen hervorstechen.

Die Universität, berichtet Birgit Brandes, die für die Koordination der Stipendien und Geflüchteten Programme an der TU zuständig ist, erstellt eine Rangliste geeigneter Kandidat:innen. Die Auswahl trifft dann hessenweit das Ministerium. Entscheidend sind gute Studienleistungen und das Gutachten des betreuenden Professors oder der Professorin. 2024 hat die TU einen Kandidaten vorgeschlagen und das war Hatem Aljaber, berichtet Brandes. 48 Studierende, Promovierende und Forschende der TU haben seit 2016 ein solches Stipendium des Landes erhalten.

Das HessenFonds-Stipendiat sieht eine monatliche finanzielle Unterstützung von 300 Euro für ein Jahr vor, die um ein weiteres Jahr verlängert werden kann. „Das hilft mir sehr“, sagt Hatem Aljaber. Vor allem, weil er im nächsten Semester seine Masterarbeit schreiben wird. „Darauf freue ich mich schon.“

Gute Unterstützung an der TU Darmstadt

Der 32-Jährige fühlt sich an der TU Darmstadt wohl – von Beginn an. „Die International Student Services (ISS) haben mir sehr geholfen, als ich an der TU ankam. Sie haben Touren angeboten, um die Stadt und den Campus kennenzulernen. Durch sie habe ich mich gut an der Universität zurechtgefunden, zum Beispiel erfahren wie man sich mit dem Internet auf dem Campus verbindet, sich für Prüfungen anmeldet oder einen Raum in der Bibliothek bucht.“ Der junge Syrer lobt die gute Organisation und Unterstützung. „Ich habe viele Menschen gefunden, die mir helfen. Als ich einmal einen Rechtsbeistand für meinen Asylantrag brauchte, bot mir der AStA eine Sprechstunde mit einem Anwalt an, der mir wertvolle Ratschläge gab.“

An seinem Studium schätzt der 32-Jährige vor allem die praktischen Anteile, „die ich für Ingenieure und das spätere Berufsleben sehr wichtig finde“, betont er. In den vergangenen Semestern habe er in Designprojekten und Tutorien viele Erfahrungen sammeln können. Eine davon war besonders aufregend: „Ich flog mit einem Flugzeug vom Flugplatz der TU in Griesheim nach Mannheim, um dort einige relevante Flugtests durchzuführen“.

Das Studium, berichtet er, unterscheide sich stark von seiner Heimatuniversität in Syrien, vor allem das Prüfungssystem. „Dort hatte ich oft drei Prüfungen an einem Tag, was sehr anstrengend war.“ Die Prüfungen an der TU Darmstadt hat Hatem Aljaber bisher alle mit sehr guten Noten gemeistert. „Ich hoffe, dass ich nach meinem Abschluss mein Wissen durch meine berufliche Karriere nochmals erweitern kann. Es wäre perfekt, wenn ich einen Job in der Luft- und Raumfahrt finden könnte“, hofft er. Die Voraussetzungen dafür sind nicht schlecht, schließlich ist die ESA mit ihrem Satelliten-Kontrollzentrum gleich um die Ecke.