Mit dem Future Leaders Scholarship für zehn Monate nach Japan

Ein Studium bietet viele Möglichkeiten seine fachlichen Kenntnisse zu vertiefen und Erfahrungen für das Leben zu sammeln: von Wahlpflichtfächern über Hochschulgruppen bis hin zu den internationalen Austauschprogrammen. Für mich war klar, dass ich während meines Studiums mindestens einmal ins Ausland gehen will. Mein besonderes Interesse galt Japan – wegen meiner Wurzeln, die ich erforschen wollte. Zufällig stolperte ich über das Future Leaders Scholarship (FLS), das mir die perfekte Kombination zwischen Praktikum und Studium bot.

Erschienen: 9. März 2021, letzte Aktualisierung: 28. April 2022

Satoshi,
Mechatronik M.Sc.

Ein Leben im Ausland – besonders in Japan – kann ich mir jetzt gut vorstellen. In meiner Zeit dort habe ich viel über die japanische Kultur gelernt und habe noch lange nicht ausgelernt.

Portriatfoto von Satoshi Suga, Student der TU Darmstadt und Stpendiat des Future Leaders Scholarship.
Bild: Fotostudio Hirch

Ein neues Abenteuer in einem fernen Land

Schon vor dem Studium war für mich klar, dass ich in Japan ein Auslandssemester machen wollte. Deswegen habe ich mich früh über die verschiedenen Möglichkeiten informiert, die hier an der TU Darmstadt angeboten werden. Auf der „Go out“ Ländermesse stachen mir an einem Stand eine japanische und eine Continental AG Flagge ins Auge und mein Interesse war sofort geweckt. Am Stand erfuhr ich von einem Mitarbeiter von Continental alles über das Future Leaders Scholarship Programm . Ein kombinierter Auslandsaufenthalt, bei dem man zuerst ein Auslandssemester absolviert und anschließend ein Praktikum. Mit dem Pflichtpraktikum im Master, das ich sowieso noch machen musste, und aufgrund meines Interesses am Auslandssemester, habe ich letztendlich den Entschluss gefasst, mich auf einen Platz im FLS zu bewerben. Trotz der Voraussetzung, dass man zu den besten 20 Prozent seines Jahrgangs gehören muss, habe ich mich nicht einschüchtern lassen und dachte mir: Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? – Dass ich das Stipendium nicht bekomme. Nach einigen Informationsgesprächen mit dem Referat für Internationale Beziehungen & Mobilität und einem Auswahltag bei Continental kam dann aber endlich der Bescheid: Ich habe den Platz!

Mein Traum wurde wahr, dementsprechend musste ich natürlich meine Vorbereitungen treffen: Aktuelle Wohnung kündigen, Unterkunft in Japan organisieren. Die Optionen, die mir und den anderen Studierenden von der Uni gegeben worden sind, waren Studentenwohnheime und Sharehäuser. Für die Studentenwohnheime muss man sich allerdings schon sehr früh bewerben. Dies wäre die günstigste Option. Ansonsten sind Sharehäuser eine super Alternative, in denen man entweder ein eigenes Zimmer haben kann oder es sich mit anderen teilt. Für mich war die Entscheidung allerdings einfach, denn ich konnte zumindest während der Zeit an der Uni bei meinen Verwandten außerhalb des Stadtzentrums wohnen.

Future Leaders Scholarship in Asien – ein Erfahrungsbericht

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Satoshi erzählt Euch im Video, wie sein FLS in Japan war: „Auslandssemester und Praktikum mit Stipendium in einem – eine perfekte Kombination!“

Anderes Land, andere Sitten

In Japan angekommen, die Wohnungssituation geklärt, war es die erste Herausforderung, mich in diesem Land zurechtzufinden. Die TU Darmstadt bietet die Möglichkeit, vorab Sprachkurse zu besuchen. Wenn man seine Sprachkenntnisse weiter vertiefen oder sicherer in der japanischen Sprache werden will, kann man vor Ort an der Universität in Tokyo auch noch einen weiteren Sprachkurs besuchen. Diese Angebote bereiten dich auf dein Abenteuer gut vor. Besonders würde ich jedem ans Herz legen, auch die japanische Schrift zu lernen, um sich selbst das Leben in Japan zu erleichtern. Die sprachliche Eingewöhnung fiel mir besonders leicht, weil ich die japanische Sprache schon beherrschte. Aber auch meinen deutschen Kommilitonen fiel die Eingewöhnung leicht. Die meisten Leute in Japan sprechen zwar ein wenig Englisch und werden dir eine Antwort geben können, ob die Antwort dir hilft, hängt dann allerdings immer von der Person ab, die man gerade antrifft. Manche Schilder, zum Beispiel die an Bahnhöfen, sind ins Englische übersetzt. Das erleichtert besonders das Zurechtfinden mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in Japan. Sonst kannst du auch einfach eine Person ansprechen und sie wird dir helfen.

Der Fuji ist ein Vulkan und mit 3776,24 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg Japans.
Der Fuji ist ein Vulkan und mit 3776,24 m Höhe über dem Meeresspiegel der höchste Berg Japans.

Die Studienzeit in Tokyo

Während meiner Zeit als Student an der University of Tokyo war ich als “Internship Student” eingeschrieben. Aufgrund dieses Status habe ich keine Kurse besuchen können, sondern ein Forschungsprojekt gemacht, das ich hier in Deutschland auch problemlos als Projektseminar anerkennen lassen konnte. Das Forschungsprojekt habe ich in Absprache mit meinem Betreuer in einem Forschungslabor der University of Tokyo geleistet. In dem Labor haben noch mehr Leute gearbeitet, mit zwei meiner Kollegen habe ich mich sehr gut angefreundet. Der Master in Japan ist im ersten Teil mit wenigen Vorlesungen gefüllt und das zweite Jahr steht für eine Forschungsarbeit zu Verfügung. Durch das Forschungsprojekt konnte ich eine gewisse Flexibilität genießen, die es mir nochmal besonders leicht gemacht hat, durch Japan zu reisen.

Das FLS – drei Länder

Die TU Darmstadt bietet das Future Leaders Scholarship mit verschiedenen Partnern in drei Ländern an. Bewerben kannst du dich vom 1. bis 30. November jedes Jahr für das FLS im Jahr darauf mit Start im September.

Du kannst dich zwischen dem FLS in Taiwan mit Bosch, in China mit Bosch Rexroth, oder eben auch in Japan mit Continental entscheiden. Jede dieser Firmen bietet dir ein eigenes Abenteuer und ein neues Land, das du erforschen kannst! Das Stipendium umfasst eine monatliche Förderung von 1000 Euro in Japan und 500 Euro in China und Taiwan sowie eine Flugkostenpauschale für alle drei Länder in Höhe von 800 Euro.

Wer kann sich bewerben?

  • Für das FLS können sich Studierende der TU Darmstadt bewerben, die in bestimmten Fachbereichen zu den jeweils besten 20 Prozent ihres Jahrgangs gehören.
  • Falls du einen Master in den Fachbereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnik, Informatik oder im Studienbereich Mechatronik studierst, kannst du dir das FLS mit der University of Tokyo und Continental in Japan ansehen.
  • Masterstudierende der Fächer Materialwissenschaft , Physik, Chemie sowie Rechts- und Wirtschaftswissenschaften können sich auf die Möglichkeit freuen, in Taiwan an der National Cheng Kung University mit der Bosch AG am FLS-Programm teilzunehmen.
In Tokyos Asakusa-Viertel kann man noch die Atmosphäre vergangener Zeiten spüren. Neben dem antiken Tempel Sensō-ji gibt es traditionelle Kunsthandwerksläden und Imbissbuden.
In Tokyos Asakusa-Viertel kann man noch die Atmosphäre vergangener Zeiten spüren. Neben dem antiken Tempel Sensō-ji gibt es traditionelle Kunsthandwerksläden und Imbissbuden.

Meine Freizeit

Natürlich besteht die Zeit während des Future Leaders Scholarship Programms nicht nur aus Studium und Praktikum, man hat auch ausreichend Freizeit, in der man Japan erkunden kann. Es mag zwar wie ein Stereotyp klingen, aber ich habe es so empfunden, dass sich die Leute in Japan strikt an Regeln halten. Dadurch erscheinen die Leute eher unflexibel. Besonders, wenn man irgendwo außerhalb der Regeln agiert, verschließen sich die Menschen in Japan schnell. Verhandeln ist da nicht möglich. Jede Entscheidung muss vorher von oben abgesegnet sein, besonders beim Sport ist es dort so, dass der Uni-Sport („サークル“ = Circle) eine sehr starke Gemeinschaft ab dem ersten Semester darstellt. Man kann sich nicht so einfach einschreiben und mitmachen, jedes Semester etwas Neues ausprobieren, wie man gerade Lust hat, wie es in Darmstadt möglich ist. Deswegen empfehle ich euch, wenn ihr besonders gerne einen bestimmten Sport in Japan betreiben wollt, kümmert euch schon früh drum, weil es aufgrund der Regelbefolgung eben ein sehr langwieriger Prozess sein kann. Dafür sind die Japaner sehr hilfsbereit und wenn es sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten befindet, werden sie dir helfen und dich an dein Ziel bringen. Besonders wichtig ist, dass du auf die Menschen zugehst, da die meisten Leute in Japan sehr schüchtern sind. Wenn man aber selbst Offenheit zeigt, wird diese auch gerne an- und aufgenommen.

Tokyo bietet viele Möglichkeiten, seine Freizeit zu gestalten. Es gibt schöne Parks (Yoyogi, Komazawa, Shinjuku-Gyoen), wo man an einem sonnigen Tag spazieren gehen kann. Besonders im Frühling, wenn die Kirschblüten anfangen zu blühen, sieht es sehr schön aus. Nicht zu vergessen ist das kulinarische Angebot dort. Besonders lecker fand ich Okonomiyaki („japanische Pizza“). Abends gehen die Japaner gerne in Karaokebars. Anders als hier bekommt man seine eigene Lounge und daher hat man mehr Privatsphäre. Perfekt für mich, da ich gesanglich nicht talentiert bin. Wenn man genügend von der Stadt gesehen hat, kann man sehr leicht mit der Bahn ans Meer (Kamakura, Enoshima) oder in die Berge (Mitake, Takao) fahren. Man kann daher sehr gut solche Day-Trips mit Freunden planen.

Tropisches Klima, breite Strände und Korallenriffe – die japanische Präfektur Okinawa besteht aus 150 Inseln im ostchinesischen Meer zwischen dem japanischen Festland und Taiwan.
Tropisches Klima, breite Strände und Korallenriffe – die japanische Präfektur Okinawa besteht aus 150 Inseln im ostchinesischen Meer zwischen dem japanischen Festland und Taiwan.

Eine Kultur besser kennenlernen

Das Future Leaders Scholarship hat mir vor Augen geführt, was es heißt, in einem kulturell bunten Team zu arbeiten: dass man Geduld üben muss und nicht einfach sein eigenes Ding machen kann. Es gibt in den meisten Unternehmen eine hierarchische Struktur und daher muss man beim Umgang auf die sprachliche Anwendung achten (wenn man Japanisch kann). Ein weiterer Unterschied ist, dass man dort mehr gemeinschaftlich denkt und arbeitet. Die Japaner bleiben oft lange im Büro, aber nicht nur wegen der Menge der Arbeit, sondern auch aus solidarischen Gründen. Die Menschen helfen sich gegenseitig und daher bleibt man länger da, obwohl man mit seiner eigenen Arbeit fertig ist. Deswegen gehen auch viele Kollegen oft nach der Arbeit zu einem Izakaya (japanische Kneipe) und man trinkt zusammen ein Feierabendbier. Solche Treffen werden als „Nomikai“ bezeichnet. Das Privatleben vermischt sich daher mit dem Arbeitsleben, während hier in Deutschland beide Sachen eher getrennt bleiben. Ich finde beide Arbeitskulturen haben ihre Vor- und Nachteile und am Ende muss man schauen, was einem eher zusagt. Ein Mix aus beidem fände ich persönlich nicht schlecht.

Es war definitiv eine Umstellung, aber ein Leben im Ausland – besonders in Japan – kann ich mir jetzt gut vorstellen. In meiner Zeit dort habe ich viel über die japanische Kultur gelernt und habe noch lange nicht ausgelernt. Sprachlich habe ich mich, obwohl Japanisch meine Muttersprache ist, besonders in meinem Vokabular weiterentwickelt. Am besten hat mir aber das Zwischenmenschliche gefallen: die Freunde, die ich gefunden habe und die Kontakte, die ich dort knüpfen konnte. Ich freue mich schon darauf, wieder nach Japan zu reisen – und vielleicht auch zu bleiben.

Hokkaido ist die nördlichste der Hauptinseln Japans. Auch hier gibt es Vulkane, Thermalquellen und sogar Skigebiete.
Hokkaido ist die nördlichste der Hauptinseln Japans. Auch hier gibt es Vulkane, Thermalquellen und sogar Skigebiete.

Meine Tipps für euer Abenteuer

Ich kann jedem empfehlen, sich für das Future Leaders Scholarship zu bewerben – besonders wegen der außergewöhnlichen Struktur des Programms. Es wird ein einzigartiger Einblick in das Studium und das darauffolgende professionelle Leben ermöglicht. Für mich war es besonders gut, weil ich sowieso schon mit dem Gedanken gespielt hatte, in Japan zu arbeiten. Meine Tipps sind, auf jeden Fall einen Finanzplan zu erstellen und sich früh um die Wohnungssuche zu kümmern. Eine Herausforderung wird es immer geben. Deswegen – seid flexibel! Das Ganze ist ein Abenteuer, also bereitet euch darauf vor, Neues zu erlernen und habt keine Angst vor der Sprache! Trotz der anfänglichen Schüchternheit habe ich Freunde fürs Leben gefunden. Außerdem bekommt ihr als Stipendiaten eine monatliche Pauschale von 1000 Euro im Monat für Japan (und 500 Euro im Monat für China und Taiwan) und eine Flugpauschale von 800 Euro zur finanziellen Unterstützung.

Portriatfoto von Satoshi Suga, Student der TU Darmstadt und Stpendiat des Future Leaders Scholarship.
Bild: Fotostudio Hirch

Satoshi

Hallo, ich bin Satoshi, ich studiere den Mechatronik Master of Science. Ich möchte gerne meine Erfahrung an euch weitergeben und bin für alle Fragen offen. Wenn ihr wollt, kann man das Ganze auch bei einem virtuellen Kaffee machen!