Als Frau ein MINT-Fach studieren
Wichtige Fragen und Antworten

Frauen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind leider immer noch in der Minderheit. Dass das aber nichts zu bedeuten hat, zeigen dir hier vier Studentinnen aus verschiedenen Fachbereichen. Sie erzählen etwas über sich und wie es ist, als Frau einen Studiengang zu studieren, der typischerweise von Männern studiert wird. Helena, Judith, Julia und Ravan berichten über ihre Erfahrungen aus ihrem MINT-Studium und beantworten für euch die Fragen, die sie sich selbst vor dem Studium gestellt haben.

Erschienen: 31. August 2021 Zuletzt aktualisiert: 20. Januar 2025

Ravan,
Bauingenieurwesen B.Sc.

Dadurch, dass überwiegend Männer in der Baubranche arbeiten, sind erst recht Frauen gefragter.

Portrait TU Darmstadt Ambassador Ravan
Bild: Britta Hüning

Was macht dir im Studium besonders viel Spaß?

Ravan: „Neue Herausforderungen, neues Wissen, das erlangt wird und Interessen, die immer wieder erneut geweckt werden.“

Judith: „Die vielen praktischen Inhalte wie Exkursionen, Gelände- und Laborpraktika. Dadurch verbringe ich auch im Studium viel Zeit draußen und das gefällt mir!“

Julia: „Die Diversität. Manche Tage sind sehr wirtschaftlastig, andere wiederrum wirken wie ein reines Maschinenbaustudium. Aber dadurch kann man das Studium auch so flexibel gestalten.

Catalina: ,,Am meisten Spaß macht mir im Studium, dass es die perfekte Kombination aus Naturwissenschaft, Technik und kreativem Denken bietet. Besonders faszinierend ist es, Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, um innovative Lösungen zu entwickeln. Es ist unglaublich spannend, wissenschaftliches Wissen anzuwenden, um Neues auszuprobieren und Dinge zu erschaffen. Zusätzlich bereichern inspirierende Konferenzen, spannende Projekte und der Austausch mit Menschen, die selbst forschen und entdecken, das Studium enorm. Diese Mischung aus Theorie, Praxis und kreativer Inspiration macht das Studium für mich so besonders."

Helena,
Maschinenbau B.Sc.

Sowohl von Kommilitonen als auch Professoren durfte ich mir häufig Aussagen wie „Dafür muss man aber doch schlau sein“, „Kannst du das überhaupt“ oder „Mach doch lieber was mit Lehramt“ anhören.“

Helena vor der ULB in Darmstadt
Bild: Felipe Fernandez

Wie bringt dich das Studium im privaten Leben weiter?

Helena: „Im Studium ist man fast gezwungen, sich weiterzuentwickeln. Man lernt Eigenständigkeit und mit Enttäuschungen umzugehen.“

Julia: „Es erweitert meinen Horizont und hilft mir die Welt um herum etwas besser zu verstehen. Dinge worüber ich mir nie Gedanken gemacht hab sind auf einmal von großer Bedeutung und werden sehr interessant.“

Judith: „Es gibt mit Selbstbewusstsein, zeigt mir, dass ich etwas richtig gut kann und fordert mich geistig.“

Catalina: ,,Es schärft meine analytischen Fähigkeiten und mein kreatives Denken, was mir hilft, Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und lösungsorientiert anzugehen. Ich habe gelernt, strukturiert und effizient zu arbeiten, was sich positiv auf meine Organisation und meinen Alltag auswirkt. Die Fähigkeit, komplexe Themen zu verstehen und zu erklären, hilft mir, in Gesprächen mit anderen klarer und überzeugender zu kommunizieren."

Julia,
Wirtschaftsingenieurwesen – technische Fachrichtung Maschinenbau B.Sc.

Frau muss zeigen, dass sie es kann, dass sie genauso viel liefert und robust ist wie ein Mann. Meistens fällt das aber nicht direkt in der Vorlesung auf, sondern bei Praktika oder in Übungsgruppen.

Portrait TU Darmstadt Ambassador Julia
Bild: Britta Hüning

Musst du mehr arbeiten als Männer um die gleichen Erfolge zu erziehen?

Julia: „In den Klausuren spiegelt sich das nicht wieder, jedoch muss man sich als Frau erst einmal beweisen. Frau muss zeigen, dass sie es kann, dass sie genauso viel liefert und robust ist wie ein Mann. Meistens fällt das aber nicht direkt in der Vorlesung auf, sondern bei Praktika oder in Übungsgruppen.“

Helena: „Kommt darauf an. Häufig passiert es, dass man als Frau unterschätzt wird. Ob daher mehr oder vielleicht sogar weniger von einem erwartet wird, kann man pauschal nicht sagen.“

Catalina: ,,Ich treffe das selten, aber es kommt vor. In den meisten Fällen fühle ich mich fair behandelt, und meine Leistungen werden unabhängig von meinem Geschlecht anerkannt. Natürlich gibt es gelegentlich Situationen, in denen Vorurteile oder Stereotypen spürbar sind. Doch solche Erfahrungen motivieren mich eher, weiter an meinen Zielen zu arbeiten und zu zeigen, dass Erfolg nichts mit dem Geschlecht zu tun hat, sondern mit Einsatz, Wissen und Leidenschaft."

MINT schnuppern

Ihr seid euch noch nicht ganz sicher, ob ein Studium im MINT-Bereich für euch in Frage kommt? Alle Informationen rund um das Thema „Kann ich MINT?“ werden auf der Website der ZSB beantwortet.

An der TU Darmstadt gibt es außerdem verschiedene Angebote, mit denen Frauen in den MINT-Bereich vorab rein schnuppern können:

Beim Girls’Day, dem Mädchenzukunftstag, können Schülerinnen technische, handwerkliche und IT-Bereiche an der TU Darmstadt entdecken.

Das Schüler:innen-Mentoring richtet sich an MINT-Studieninteressierte ab 16 Jahren. Hier könnt ihr Studierende aus dem Studiengang eurer Wahl treffen und euch mit ihnen über das Studium, aber auch das Studi-Leben unterhalten.

Ist Sexismus während des Studiums spürbar? Wenn ja, wie sieht dieser aus?

Helena: „Definitiv. Sowohl von Kommilitonen (bewusst nicht gegendert, da es IMMER Jungs sind), als auch Professoren. Aussagen wie „Dafür muss man aber doch schlau sein“, „Kannst du das überhaupt“ oder „Mach doch lieber was mit Lehramt“ durfte ich mich sehr häufig anhören.“

Ravan: „Zum Glück noch nicht.“

Judith: „In meinem Teilfachbereich habe ich glücklicherweise bisher nichts davon bemerkt. Auch bei unseren Geländepraktika und Exkursionen, wo man durchaus auch mal körperlichen Einsatz zeigen muss habe ich mich immer gleichbehandelt gefühlt.“

Judith,
Angewandte Geowissenschaften B.Sc.

Wenn niedrige Erwartungen an einen gestellt werden, kann man sie ja eigentlich nur übertreffen.

Portrait TU Darmstadt Ambassador Judith
Bild: Britta Hüning

Siehst du auch Vorteile als Frau im MINT?

Judith: „Bevor ich anfing zu studieren, haben mich zwei männliche Bekannte (meines Alters!) gefragt, ob ich mir das (als Frau) wirklich zutraue, da wäre ja auch einiges an Physik und anderen Sachen dabei. Wenn niedrige Erwartungen an einen gestellt werden, kann man sie ja eigentlich nur übertreffen.“

Julia: „Frauen sind (leider) noch in der Minderheit, wodurch man oft einfacher Praktika, Werkstudierendenstellen, etc. bekommt bzw. bevorzugt behandelt wird.“

Wie gut sind die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für Frauen in MINT? Wie schätzt du diese ein?

Ravan: „Dadurch, dass überwiegend Männer in der Baubranche arbeiten, sind erst recht Frauen gefragter.“

Helena: „Aktuell schätze ich die Chancen auf dem Arbeitsmarkt als Frau gut ein. Dennoch können Schwierigkeiten auftreten, wie z. B. Kinderwunsch, die einen Berufseinstieg erschweren.“

Judith: „Ich kann es schwer einschätzen. Ich habe Angst später als Frau benachteiligt zu werden und mich dagegen nicht wehren zu können. Dazu fehlt mir auch ein weibliches Vorbild, das ich in der Hinsicht um Rat und nach Erfahrungsberichte fragen kann. Allgemein bin ich aber eine sehr gute Studentin und kann das auch durch verschiedene Dokumente beweisen. Ob mir das helfen wird weiß ich allerdings nicht, ich kann es nur hoffen.“

Catalina: ,,Die Chancen für Frauen in MINT-Berufen schätze ich als sehr gut ein. Es werden viele gezielte Programme und Initiativen angeboten, um Frauen zu fördern und den Einstieg zu erleichtern."

Angebote für Studentinnen während und nach dem Studium

Bereits während des Studiums gibt es verschiedene Angebote und Fördermöglichkeiten für Studentinnen.

Big Sister ist ein Angebot für Studentinnen mit Migrationshintergrund oder aus dem Ausland zur Vernetzung und Austausch an der TU Darmstadt. Das Programm bietet Möglichkeiten in den Bereichen Mentoring und Networking.

Femtec vernetzt MINT-Studentinnen in Wirtschaft und Wissenschaft und unterstützt bei der persönlichen Karriereentwicklung, zum Beispiel in Form des Femtec-Stipendium für das Career-Building Programm.

An der TU Darmstadt findet frau auch viele weibliche Vorbilder! Es gibt einige Professorinnen und Wissenschaftlerinnen und sogar eine eigene weibliche Forschungsgruppe. Die Nachwuchswissenschaftlerinnen forschen zum Thema „Interaktive KI für Domänenexperten und Alltagsnutzer“ (IKIDA).

Für Gleichberechtigung und Chancengleichheit ist die Gleichstellungsbeauftragte und das Gleichstellungsbüro an der TU Darmstadt zuständig. Mit einem vielfältigen Angebot fördern sie die Gleichstellung in allen Bereichen von Studium, Lehre, Forschung und Verwaltung.

Auch unter den Alumni der TU Darmstadt finden sich viele weibliche Vorbilder, die motivieren. In ihren Stories erzählen Sie über ihre Erfolge, Karrieren und Geschichten.

Es wird deutlich, dass jede von uns verschiedene Erfahrungen gemacht hat. Das wird nicht ausbleiben und spätestens in der Arbeitswelt wird frau so oder so damit konfrontiert werden. Aber jede:r wächst an den eigenen Aufgaben und lernt damit umzugehen.

Frauen in MINT werden mit anderen Problemen konfrontiert als unsere männlichen Mitstudenten – aber wir machen das, was uns Spaß macht. Wir machen das, worin unsere Interessen und Stärken liegen und tragen somit auch für eine gleichgestellte Gesellschaft bei. Je mehr Frauen mitmischen und den Männern zeigen was sie alles können, umso einfacher wird es in Zukunft sein. Jede soll das tun, was ihr gefällt und ihrer Leidenschaft folgen.

Helena vor der ULB in Darmstadt
Bild: Felipe Fernandez

Helena

Ich heiße Helena und studiere Maschinenbau. Für meinen Studiengang habe ich mich wegen der Vielfältigkeit und der unterschiedlichen Berufsmöglichkeiten entschieden. Mit meiner Arbeit bei Students@school als studentische Botschafterin möchte ich Schüler:innen die Möglichkeit geben, meinen Studiengang besser kennenzulernen und vor allem Fragen zu stellen.

Portrait TU Darmstadt Ambassador Julia
Bild: Britta Hüning

Julia

Hallo, ich bin Julia und studiere Wirtschaftsingenieurwesen Fachrichtung Maschinenbau. Ich gehöre zu den ersten Studierenden, die digital ins Studium gestartet sind. Er war anders als ich ihn mir vorgestellt habe, aber den Umständen entsprechend hat es mir gefallen. Es gab viele Online-Aktionen, um neue Leute kennenzulernen, was sehr gut gelungen ist.

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Portrait TU Darmstadt Ambassador Judith
Bild: Britta Hüning

Judith

Hallo, ich bin Judith und studiere Angewandte Geowissenschaften an der TU Darmstadt. Warum ich mich für die südhessische Wissenschaftsstadt als Studienort entschlossen habe, erzähle ich euch hier – ganz ehrlich und offen! Wenn ihr mich an der TU sucht, dann findet ihr mich mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Campus Botanischer Garten. Nicht nur, weil es da besonders schön ist, sondern natürlich vor allem da dort mein Fachbereich angesiedelt ist.

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Bild: Catalina

Catalina

Hallo, ich bin Catalina! Die Technische Universität Darmstadt gehört zu den besten technischen Universitäten Deutschlands und zu dem Universitätsverbund der TU9. Mein Studiengang bietet eine breite Fächerauswahl aus verschiedenen Bereichen. Darüber hinaus liegt die Universität in einer Wissenschaftsstadt und es gibt viele Forschungsmöglichkeiten. Deshalb habe ich mich für diese Universität entschieden.

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