„Total spannend“

Ein Praktikum an der TU begeistert „Jugend forscht“-Teilnehmer

04.08.2015 von

Drei Schüler, die den ersten Preis im Regional- und Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ im Fach Biologie errangen, haben bei einem Intensivpraktikum an der TU Darmstadt den Forschungsalltag im Labor kennengelernt.

Große Begeisterung für die Naturwissenschaften: Stefan Tauchnitz, Felix Mujkanovic und Steffen Mansfeld (v.l.n.r.). Bild: Sandra Junker

„Die Herstellung und Charakterisierung von Mutationen viraler Kaliumkanäle“: Der Titel des zweiwöchigen Praktikums klang erst einmal ziemlich einschüchternd. „Und ehrlich gesagt, habe ich anfangs kein einziges Wort davon verstanden“, grinst Stefan Tauchnitz, 17 Jahre alt und Schüler der Main-Taunus-Schule in Hofheim. Das war am ersten Tag des Praktikums, das er und seine Mitschüler Steffen Mansfeld und Felix Mujkanovic am Fachbereich Biologie der TU Darmstadt besucht haben. Jetzt sind sie begeistert und können ganz fachmännisch über Transportmoleküle in Zellmembranen und Aminosäuren parlieren. „Das ist total spannend. Was an der Universität läuft, hat nichts gemein mit der Biologie in der Schule. Eigentlich haben wir gar keine Lust mehr, zurückzugehen zu den manchmal langweiligen Projekten im Unterricht“, sagt der 16-jährige Felix halb im Spaß.

Giftige Substanz in Gewässern

Die Praktikanten durften in den zwei Wochen viele praktische Laborversuche selbst durchführen. Bild: Sandra Junker
Die Praktikanten durften in den zwei Wochen viele praktische Laborversuche selbst durchführen. Bild: Sandra Junker

Ganz so langweilig kann es aber vorher nicht gewesen sein: Die drei Freunde engagieren sich schon seit zwei Jahren in einer Arbeitsgruppe Naturwissenschaften in ihrer Schule im Taunus und hatten sich erfolgreich für den Wettbewerb „Jugend forscht“ beworben. In ihrer Arbeit untersuchten sie unter anderem die ökotoxikologische Wirkung von Nanotitandioxid auf Gewässerlebewesen wie Algen und Wasserflöhe. Nanotitandioxid wirkt als UV-Filter in Sonnencremes, wird aber auch in vielen anderen Kosmetikprodukten, Textilien, Wandfarben oder Badzubehör wegen seiner angeblichen licht-, wasser -und schmutzabweisenden Funktion verwendet.

Den Wasserflöhen jedenfalls, wiesen die drei Oberstufenschüler nach, bekommt der Stoff gar nicht gut. Schon geringe Mengen pro Liter ließen die Organismen, die als Gewässergüteindikator gelten, absterben. Eine Untersuchung, die Steffen, Stefan und Felix den 1. Preis bei den Biologie-Projekten im Regional- und Landeswettbewerb von „Jugend forscht“ einbrachte – und mit dem Sonderpreis der TU Darmstadt für ein Intensivpraktikum belohnt wurde.

Spannung im Labor

Dr. Indra Schröder (Mitte) betreute die Schüler während ihres Praktikums. Bild: Sandra Junker
Dr. Indra Schröder (Mitte) betreute die Schüler während ihres Praktikums. Bild: Sandra Junker

Dr. Indra Schröder, Physikerin, und Wissenschaftlern im Arbeitsgebiet Membranbiophysik, betreute die angehenden Abiturienten. Die Befürchtung von Felix, „zwei Wochen lang Käfer zählen zu müssen“, lacht sie, konnte sie schnell zerstreuen. Stattdessen gab es praktische Laborversuche und theoretisches Grundlagenwissen über mögliche Mutationen viraler Kaliumkanäle bei einzelligen Süßwasseralgen, die den menschlichen nicht unähnlich sind. Eine interdisziplinäre Grundlagenforschung, die helfen soll, Erkrankungen beim Menschen wie Herzrhythmusstörung, Epilepsie oder Krebs zu ergründen.

Indra Schröder und die Schüler stellten Proteine her, die in der Membran von Zellen den Fluss von Kaliumionen regulieren. „Morgens kamen wir voller Spannung ins Labor, um zu sehen, ob es funktioniert hat“, erzählt Steffen. Mancher Versuch musste neu angesetzt werden, „aber das ist Laboralltag“, sagt Schröder, die positiv überrascht war, „wie viel die Schüler verstanden haben“. „War aber auch gut erklärt“, gibt Stefan das Kompliment zurück.

Im kommenden Jahr machen Felix, Steffen und Stefan Abi. Alle drei wollen anschließend studieren, nicht alle Biologie, aber der Fachbereich „und auch die TU Darmstadt als Universität sind jetzt mehr in unseren Blick gerückt“, sagt Stefan.